Als Tasso gegen Augsburg richtig wild wurde
19.10.2012, 09:00 Uhr
"Helmut Haller war ein begnadeter Fußballer, für die damalige Zeit genial", erinnert sich Tasso Wild an Augsburgs berühmtesten Fußballsohn, der am 11. Oktober 2012 starb. Beim Zabo-Besuch der Augsburger im Oktober 1961 jedoch konnte Haller ohne starke Mitspieler nichts ausrichten. Der BC Augsburg, der 1969 mit dem TSV Schwaben zum FCA fusionierte, hatte sich zwar Chancen ausgerechnet - aber der amtierenden Meister demontierte ihn.
"Wir waren zu stark, sie hatten keine Chance", erinnert sich Tasso Wild. Heinz Strehl knallte das Leder damals unhaltbar zum 1:0 unter die Latte, stockte nach der Pause zum 3:0 auf. Hatte Wild dem Torjäger bei beiden Treffern noch assistiert, benötigte Strehl diese Unterstützung beim 5:0-Schlusspunkt nicht.
Normalität Viererpack
Im Jahr darauf fiel die Abreibung für Augsburg noch derber aus. Beim Gastauftritt 1962 war der BCA dem Club von der ersten bis zur letzten Minute in allen Belangen unterlegen. Mit 9:1 schossen Wild, der vier Treffer beisteuerte, und Dreifach-Torschütze Kurt Haseneder die Augsburger aus dem Sportpark. Sie hätten das Ergebnis sogar zweistellig gestalten können. Keineswegs etwas Besonderes für Wild. "Wir haben die weggespielt, waren schwer auszurechnen, haben alle viele Tore gemacht. Wenn der Gegner den Strehls Heinz aus der Partie genommen hat, haben eben Flachenecker, Haseneder oder ich getroffen". So denkt der 71-Jährige an Zeiten zurück, als der Club eine Fußball-Macht in Deutschland war.
An Helmut Haller erinnert sich Wild ebenfalls gerne, als "feinen, bescheidenen und anständigen Menschen", mit dem er bei Lehrgängen der deutschen Nationalmannschaft auch abseits des Trainingsplatzes gerne zusammen war. Auf dem Feld war Augsburgs Star eine echte "Persönlichkeit, die das Spiel mit genialen Pässen gelenkt hat und mit Körpertäuschungen auf engstem Raum für den Gegner kaum auszurechnen war". Weitere Aufeinandertreffen folgten auf europäischem Parkett: Wild war im November 1969 da schon für Hertha BSC aktiv, Haller für Juventus Turin am Ball.
Auch in Liga zwei begegneten sich die die beiden Teams schon: Nach seinem siebten Bundesliga-Abgang begann der Club am 1. Spieltag 2008/09 gegen Augsburg die Reparaturen nach dem “Betriebsunfall Abstieg“ erfolgreich. Die Führung erzielte der FCN kurios: Ingo Hertzsch rannte Torwart Uwe Neuhaus über den Haufen. Die Augsburger krachten mit den Köpfen zusammen. Isaac Boakye nutzte die Unordnung in der Defensive und schob den Ball entspannt ins verwaiste Tor.
Neuhaus und Herztsch mussten danach raus - Vasili Khamutouski und Otar Khizaneishvili übernahmen. Diese waren Protagonisten beim 2:0: Khizaneishvilli brachte Andy Wolf mit einer Ringer-Einlage im Strafraum zu Fall. Den fälligen Elfer versemmelte Javier Pinola beinahe. Khamutouski war am Ball, konnte den Einschlag aber nicht verhindern. Sandor Torghelle brachte den FCA noch einmal ran – zum Ausgleich reichte es nicht.
1975/76 hatte der FCN beide Zweitliga-Begegnungen gewonnen. In der Rosenau bewerkstelligte Kapitän Dieter Nüssing spät einen 1:0-Sieg. Der 2:1 in der Hinrunde stand indes schon nach knapp einer halben Stunde druckfertig im Spielbericht. Auf den Ausgleich reagierte Karlheinz Meininger postwendend: In Gerd-Müller-Manier beförderte er erst zwei Gegenspieler mit dem Hintern beiseite, den Ball anschließend aus der Drehung in die Maschen.

Der Rechtsaußen hatte sich sieben Monate zuvor bereits als Augsburg-Fachmann erwiesen. Beim 2:2-Heimremis schnürte er einen Doppelpack, rettete dem Club so nach zweimaligem Rückstand einen Punkt. Kurz nach Meiningers zweitem Streich betrat Italien-Rückkehrer Helmut Haller den Rasen.
Dieser, zwischenzeitlich WM-Finalist 1966 und nach Eusebio zweitbester Torschütze des Turniers, hatte zurück am Lech eine wahre “Hallermania“ ausgelöst. Alleine konnte er jedoch auch diesmal nichts ausrichten. Dennoch war Haller "der beste Fußballer, den Deutschland je gehabt hat". Dies zumindest sagt Walter Rauh, ein Augsburger Weggefährte Hallers, der mit ihm 1961 in die Oberliga aufstieg. Nicht nur in Italien wurde "il Biondo" (der Blonde) geliebt, verehrt und mit Bologna und Turin dreimal Meister. Auch in der deutschen Oberliga war die Wertschätzung groß - sogar auf des Gegners Platz, erzählt Rauh, der über den Club-Nachwuchs und den ESV West einst nach Augsburg kam. "Er hat auswärts die Fans auf unsere Seite gezogen" - wohl auch damals gegen den FCN.
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