Bankdrücker Kiyotake: Wiesinger setzt ein Zeichen

21.1.2013, 13:36 Uhr
Bankdrücker Kiyotake: Wiesinger setzt ein Zeichen

© Sportfoto Zink

Michael Wiesinger nahm sich als erstes den Filigrantechniker vor. Bis kurz vor Schluss verzichtete der neue starke Mann im Trainerstab des 1. FC Nürnberg bei seinem Bundesligadebüt gegen den Hamburger SV am Sonntag freiwillig auf Hiroshi Kiyotake.

Die Fans im Stadion rieben sich etwas verwundert die Augen, beim restlichen Team aber stieß die überraschende Personalentscheidung auf viel Verständnis. „Kiyo muss sich genauso empfehlen und beweisen wie jeder andere auch. Die Trainer haben sich etwas dabei gedacht“, meinte Routinier Hanno Balitsch nach dem 1:1-Remis.

Auch aus der Sicht von Kapitän Raphael Schäfer war die Reservistenrolle für den Japaner folgerichtig: „Das hat sich angedeutet“, behauptete der Torwart, der sich bei einer unglücklichen Aktion die Nase brach, aber wohl keinen längeren Ausfall befürchten muss. „Der Trainer hat die elf Spieler aufgestellt, von denen er überzeugt ist, dass sie in der Woche alles getan haben, um am Wochenende zu spielen.“ Kiyotake gehörte diesmal nicht dazu.

In der Hinrunde war Kiyotake noch einer der auffälligsten Akteure im Club-Dress gewesen. Zu seinen drei Toren kamen noch fünf Vorlagen - eine ordentliche Bilanz für den Japaner, der aufgrund der olympischen Spiele in London quasi ohne Pause nach Nürnberg gekommen war. Das daraus resultierende Vertrauen, das Ex-Trainer Dieter Hecking dem 23-Jährigen entgegenbrachte, muss er sich unter Wiesinger nun erstmal wieder erarbeiten. „Im Training kam zu wenig, er hat nachgelassen, das hat mir nicht so gefallen“, urteilte der Trainer nach dem Spiel.

Was war, ist vorbei und zählt nicht mehr - dieses Signal ist Wiesinger offensichtlich ganz wichtig und dazu passte auch, dass mit Robert Mak und Alexander Esswein gleich zwei Sorgenkinder der Hinrunde in der Startelf standen. Neben Kiyotake hatte zudem ausgerechnet Markus Feulner das Nachsehen, der gegen Ende der Hinrunde immer besser in Form gekommen war.

Am Ende stand freilich ein Auftritt, den niemand so richtig einzuordnen vermochte. Eine Halbzeit lang war es ein ansehnliches Spiel vom FCN, der sich allerdings - wie unter Hecking - nur selten richtig gefährlich vors HSV-Tor spielen konnte. Nach der Pause verlor die Wiesinger-Elf allerdings den Faden, und vor allem die Defensive bot an diesem nasskalten Winter-Nachmittag gleich mehrfach Grund zur Sorge. Die durch den Ausfall von Per Nilsson kurzfristig durcheinandergewirbelte Hintermannschaft des FCN machte es den Hanseaten schlicht zu einfach.

Dass am Ende dennoch ein Punkt verbucht werden konnte, damit konnte der FCN sicherlich besser leben als der HSV, der ja unter Mithilfe von Javier Pinola auch noch zwei Mal am Pfosten scheiterte. Keine Frage: Der FCN in der Defensive hat noch einiges zu tun.

Zu nett, zu jung, zu unerfahren urteilten manche Fans zum Beispiel in den User-Kommentaren auf nordbayern.de, als der FCN nach dem plötzlichen Ende der Ära Hecking Wiesinger ins Rampenlicht holte. Zumindest zu nett dürfte Wiesinger jetzt erstmal nicht mehr rüberkommen. Vor großen Namen jedenfalls hat er keine Angst.

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