Club-Profi Löwen: "Spielpraxis kann man nicht ersetzen"

Alexander Pfaehler

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10.9.2018, 05:55 Uhr
Club-Profi Löwen:

© Daniel Marr/Zink

Erst mal kümmerte sich Eduard Löwen nach dem Schlusspfiff um seine Familie. Das Länderspiel der deutschen U21 gegen Mexiko fand zwar hinter der Stadtgrenze im Stadion des Fürther Rivalen statt, trotzdem waren genug Verwandte des 91 Kilo schweren Kraftpakets in den Ronhof gekommen. Als Löwen als einer der letzten DFB-Spieler schließlich vom Rasen in die Katakomben kam, war er genauso gelöst wie seine Teamkollegen. Der 3:0-Sieg gegen Mexiko hatte beim DFB vor dem EM-Qualifikationsspiel in Irland am Dienstag (18.30 Uhr) alle erleichtert.

"Wir haben zu Recht 3:0 gewonnen, es hätte auch höher ausgehen können", freute sich Löwen. Nachdem er beim 1. FC Nürnberg wochenlang angeschlagen gefehlt und in der Bundesliga nur 25 Minuten Spielpraxis gegen Mainz 05 gesammelt hatte, ließ U21-Trainer Stefan Kuntz ihn gegen Mexiko in der zweiten Halbzeit im defensiven Mittelfeld auflaufen. Die Aufgabe beschrieb Kuntz so: "Durch mutiges Auftreten oder offene Stellung das Spiel nach vorne zu treiben."

Zu Beginn war Löwen anzumerken, dass ihm noch der Rhythmus fehlt, er war eher auf Sicherheit bedacht als darauf, das Spiel anzukurbeln. Zu viele Ballkontakte habe Löwen teilweise noch benötigt, stellte der Coach fest. "Es war auf jeden Fall gut. Aber auch anstrengend, man merkt, dass ich ein paar Spiele ausgesetzt habe", fand Löwen, der beim DFB-Nachwuchs nach der Pause auch für die Standards zuständig war.

Am Ende war auch Kuntz zufrieden: "Immer wenn er das Spiel relativ schnell gemacht hat, war er genau das Kraftpaket, das wir brauchen", sagte der Trainer und kündigte an, dass ihm die Entscheidung über die Startelf gegen Irland zwischen Löwen und Suat Serdar vom FC Schalke 04 schwerfallen werde. Angesichts der Fitness könnte mehr für Serdar sprechen. "Wichtig ist, dass er Selbstvertrauen in seinen Körper bekommt", sagte Kuntz über Löwen. Der war vor allem froh, wieder über längere Zeit auf dem Rasen zu stehen. "Wenn ich in Nürnberg geblieben wäre, hätte ich das auch versucht, zu nutzen. Spielpraxis kann man nicht ersetzen."

Alles friedlich geklärt

Dass er nicht in Nürnberg geblieben ist, hatte seinen Vereinscoach Michael Köllner nicht sehr erfreut. Der hätte es lieber gesehen, sein Spieler hätte mit seinen Vereinskollegen Testspiele absolviert. Alles ausgeräumt, sagt Löwen: "Es gab ein paar Komplikationen, aber wir haben das alles friedlich geklärt." Dass der Club-Trainer, der zuletzt Kritik an Löwen hatte durchklingen lassen, ihn gerade besonders fordert, ist dem Spieler nicht verborgen geblieben. "Es wäre ja schlecht, wenn ich stehenbleiben würde," sagt er: "Deshalb bin ich ihm dankbar, wenn er mir mehr abverlangt."

Ein wenig Druck lastet momentan auf dem kompletten DFB-Nachwuchs. Seit dem WM-Vorrundenaus der A-Nationalmannschaft hat eine Debatte begonnen, die sich auch darum dreht, was für Spielertypen die Nachwuchsleistungszentren des Landes hervorbringen. Gibt es im deutschen Fußball zu wenige mutige Kreativspieler, zu wenig Charakterköpfe?

Unbekümmerter Löwen

"Druck ist sowieso immer im Fußball da. Jeder von uns weiß, dass er Gas geben muss", schob Löwen Gedanken über eine besonders kritische Beobachtung der DFB-Talente beiseite. Diese Unbekümmertheit dürfte Kuntz gefallen, der Trainer hat sich dennoch eingehender mit der Kritik am deutschen Fußballnachwuchs beschäftigen müssen.

Und aus einer WM-Analyse, die alle DFB-Jugendtrainer gemeinsam erstellt haben, Konsequenzen gezogen. Zum Beispiel: Die Spieler mit "Eins-gegen-eins-Qualitäten" hatten gegen Mexiko den Auftrag, in Dribblings zu gehen. "Sie hätten eher Ärger bekommen, wenn sie nicht versucht hätten, die offensive Lösung zu suchen", sagt Kuntz. Der Plan ging beim 3:0 auf.

Der 55 Jahre alte Trainer wirkte in Fürth wie die personifizierte Antwort auf die Kritik, die dem DFB zuletzt auch Abgehobenheit und Unnahbarkeit vorgeworfen hatte. Kuntz begrüßte im Ronhof selbst die in der Interviewzone auf die Spieler wartenden Kinder persönlich. Eine positive Einstellung schadet sicher nicht, wenn man als Trainer der U21 einen permanenten personellen Umbruch moderieren muss - zudem mit Spielern, die in ihren Vereinen zuletzt ganz unterschiedliche Rollen gespielt haben. "Wir sagen den Jungs, sie sollen die Vereins-Festplatte bei uns rausmachen und die der DFB-U21 reinschieben", sagte Kuntz. Auch Eduard Löwen hat das in den vergangenen Tagen nicht geschadet.

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