Das Beyer-Beben! Managementfehler und Millionenschwund

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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30.11.2018, 18:26 Uhr
Was lief das schief? Andrea Trinchieri ist bei Bambergs besten Basketballern seit einiger Zeit Geschichte, Rolf Beyer - bis Mittwoch noch Geschäftsführer der Oberfranken - ist es nun auch.

© Sportfoto Zink / HMI Was lief das schief? Andrea Trinchieri ist bei Bambergs besten Basketballern seit einiger Zeit Geschichte, Rolf Beyer - bis Mittwoch noch Geschäftsführer der Oberfranken - ist es nun auch.

Das Weißbier auf dem Parkett in der Bamberger Arena war noch nicht getrocknet an diesem Tag im Juni 2016, da fielen im benachbarten Pressekonferenzraum ein paar bemerkenswerte Sätze. Bamberg war gerade wieder einmal Meister geworden, insgesamt zum achten Mal. Auf dem Podium hatten Michael Stoschek, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Platz genommen und Rolf Beyer, der Geschäftsführer. Die Weißbierdusche nach der Siegerehrung hatten die beiden gut überstanden, ihre Hemden waren trocken geblieben, der Euphorie einer ganzen Stadt konnten aber auch sie sich natürlich nicht entziehen.

Ambitionierte Langeweile

Es könne nicht das Ziel sein, nun noch den neunten und zehnten Titel zu holen, hob Stoschek zur Meisterrede an, man müsse sich neue Herausforderungen suchen. "Wettbewerb ist das Salz in der Suppe", pflichtete ihm Beyer bei, es stand die Angst im Raum, in der Bundesliga auf Jahre hinaus für Langeweile zu sorgen.

Tatsächlich holte Brose Bamberg 2017 den neunten Titel, ein Jahr später sorgt aber höchstens noch der FC Bayern für Langeweile in der Bundesliga. Die Führungsposition sind die Oberfranken los – auch, weil sie sich an den neuen Herausforderungen überhoben haben.

Nachdem ihnen in Deutschland ebenbürtige Gegner fehlten, konzentrierte man sich in Bamberg auf die Euroleague. Unter die besten acht Teams des Kontinents wollte man vorstoßen und nahm dafür viel Geld in die Hand; mehr Geld, als dem Verein durch Sponsoren, Merchandiseeinnahmen und Ticketerlöse zur Verfügung standen. Im Juni 2016 war das kein Problem für Stoschek. "Ich habe so viel Freude am Basketball", sagte der Milliardär und kündigte an, sich über die finanziellen Zuschüsse seines Unternehmens hinaus auch privat zu engagieren.

Offenbar war ihm dieses Engagement in den vergangenen beiden Jahren aber zu hoch. In einer am Freitagnachmittag verschickten Pressemitteilung von Brose Bamberg heißt es: "Bereits in der vergangenen Saison hat es die Geschäftsführung der Bamberger Basketball GmbH trotz des höchsten Etats aller Vereine in der BBL nicht geschafft, zum Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Nur durch finanzielle Unterstützung über das eigentliche Sponsoring hinaus haben die Brose Gruppe und Aufsichtsratsvorsitzender Michael Stoschek den Fehlbetrag ausgeglichen." Und: "Erst seit wenigen Tagen ist dem Aufsichtsrat bekannt, dass am Ende 2018 Mittel in Millionenhöhe fehlen werden.“

Vorwürfe und Schweigen 

Am Mittwoch hatte sich der Verein vorzeitig von Geschäftsführer Rolf Beyer getrennt, der eigentlich zum Jahresende hätte regulär ausscheiden sollen. Wegen "finanziellen Unregelmäßigkeiten" hieß es zunächst, am Freitag legte Stoschek noch einmal nach: "Ich habe mit Rolf Beyer über viele Jahre persönlich sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Umso mehr bedauere ich seine gravierenden Managementfehler, die uns zu diesen Konsequenzen gezwungen haben." Um welche Fehler es sich handelt und warum der Aufsichtsrat nicht früher von dem nicht näher bezifferten Fehlbetrag wusste, bleibt weiter offen. Rolf Beyer schweigt weiter zu der Angelegenheit.

Ein Thema, das in den vergangenen Wochen wieder aktuell wurde bei Brose Bamberg ist die Personalie Ricky Hickman. Der hochdekorierte Guard war vor der vergangenen Saison verpflichtet worden und gilt als der Spitzenverdiener in der Mannschaft, sportlich enttäuschte der US-Amerikaner aber. Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Rolle mehr bei uns spielen, sagte Beyer, im Sommer versuchte man, Hickman loszuwerden, das glückte aber nicht. Hickman steht weiter auf der Gehaltsliste, nach einer Fußverletzung und der anstehenden Reha trainiert er seit einer Woche wieder mit dem Team. Ob das die Kalkulation für das laufende Geschäftsjahr über den Haufen geworfen hat, bleibt wie so vieles vorerst Spekulation. Auch, ob die Managementfehler und die Vorwürfe, die im Raum stehen, ein juristisches Nachspiel haben.

Trotziger Schulterschluss  

Sicher ist dagegen, dass sich Stoschek und Brose weiter am Standort Bamberg engagieren wollen. "Aufsichtsrat, neue Geschäftsführung und alle Mitarbeiter von Brose Bamberg sind fest entschlossen, die Erfolgsgeschichte des Bamberger Basketballs fortzuschreiben", lässt sich Stoschek am Ende der am Freitag verschickten Pressemitteilung zitieren. Die Euphorie aus dem Juni 2016 ist allerdings vorerst verflogen.

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