Der FCN und der Kopf: Erstaunliche Erklärungsversuche

9.2.2015, 06:00 Uhr
Vom Kopf her wohl nicht so dabei gewesen: Jürgen Mössmer.

© Sportfoto Zink / WoZi Vom Kopf her wohl nicht so dabei gewesen: Jürgen Mössmer.

„Wir waren vom Kopf her noch nicht bereit für dieses Spiel, die Frankfurter schon – deshalb haben sie 2:1 gewonnen“, lautete etwa die verblüffende Analyse von Alessandro Schöpf, und auch Abwehrkollege Jürgen Mössmer befand: „Wir sind heute vom Kopf her nicht so dabei gewesen, wie es hätte sein sollen.“

Aha. Nun müsste man natürlich fragen, wie es passieren kann, dass ein Berufsfußballer nach wochenlanger Fokussierung auf ein Ziel am Tag X mental dann plötzlich nicht so ganz bei der Sache ist. Was beide Profis mit ihren Aussagen aber wohl gemeint hatten, war die kollektive Unfähigkeit, sich dem zweckdienlichen Zweitliga-Fußball der bekannt rustikalen Möhlmann-Elf anzupassen – und vor allem auf dem ramponierten Rasen am Bornheimer Hang die direkten Duelle anzunehmen. „Die schwache Zweikampfbilanz war heute unser Hauptproblem“, klagte nicht nur Sebastian Kerk. „Viel zu lässig“ sei man ins Spiel gegangen, haderte Mössmer, „obwohl wir wussten, was hier auf uns zukommt, haben wir zu oft versucht, es spielerisch zu lösen.“

Bankrotterklärung der Offensive

Und das misslang auf ganzer Linie, weil eben, wie Schöpf selbstkritisch einräumte, „wir auch nach vorne viel zu wenig kreiert haben“. Oder wie es Trainer René Weiler formulierte: „Der Gegner hat unsere spielerischen Vorzüge, die wir normalerweise haben, unterbunden und uns gewisse Grenzen aufgezeigt.“ Einen einzigen Schuss auf das Frankfurter Tor wies die offizielle Spielstatistik für die harm- und ideenlosen Gäste aus, viermal ging der Ball neben das Gehäuse: nahezu eine Bankrotterklärung der Nürnberger Offensivabteilung.

Für deren Belebung sollte eigentlich Neuzugang Kerk sorgen, doch auch der Freiburger Leiharbeiter blieb bei seiner Pflichtspielpremiere fast alles schuldig. Kerk konnte sich kaum durchsetzen und wurde auch seinem Ruf als Standardspezialist nie gerecht, wenngleich einer seiner Eckbälle zumindest zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Even Hovland führte. „Dieser Assist ist nur eine kleine Randnotiz. Mit meiner Leistung kann ich nicht zufrieden sein“, gestand der 20-Jährige zerknirscht ein, fügte aber trotzig an: „Jetzt heißt es Mund abwischen und auf das Heimspiel gegen Union Berlin fokussieren.“ Man darf gespannt sein, ob in einer Woche dann auch der Kopf bereit ist für die speziellen Anforderungen dieser seltsamen Liga.

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