Elf Gründe, warum der Club vermutlich das Derby gewinnt

7.2.2014, 06:29 Uhr
Elf Gründe, warum der Club vermutlich das Derby gewinnt

© Eduard Weigert

1) Weil der Club den treffsichersten Angreifer der Rückrunde in seinen Reihen weiß.

Mit seinen Doppelpacks gegen Hoffenheim und Hertha hat sich Josip Drmic mal eben ins Spitzenfeld der Torjägerliste geballert. Zehn Treffer hat der Schweizer schon auf seinem Konto, also auch nur eines weniger als Münchens Top-Scorer Mario Mandzukic. Und der gilt nach der Verpflichtung von Robert Lewandowski ja eh als Auslaufmodell und dürfte am Samstag nur schmollend auf der Bank sitzen.

2) Weil der Club echte Fans hat und keine gewinnorientierten Kunden.

Während der FC Bayern Dauerkartenbesitzern, die ständig unentschuldigt Spiele in der Allianz Arena schwänzen, jüngst mit Entzug ihrer Abo-Tickets drohen musste, zeigen die Club-Fans derzeit der Liga, wie Leidenschaft geht – auch in schweren Zeiten. „Ich bereue diese Liebe nicht“ lautet das omnipräsente Treuebekenntnis der Kurve. So viel ehrliche Hingabe muss einfach wieder mal belohnt werden.

3) Weil Glücksgöttin Fortuna wieder mit den Franken flirtet.

Rekordverdächtige 17 Aluminiumtreffer, skandalöse Fehlentscheidungen der Schiedsrichter – das war einmal. 2014 ist alles anders: Distanzschüsse von Timothy Chandler werden neuerdings ins gegnerische Netz abgefälscht, Bälle gehen vom Pfosten ins Tor oder fallen Drmic vor die Füße. Selbst die Referees haben plötzlich ihr Herz für Nürnberg entdeckt und revidieren generös Rote Karten und Handelfmeter. Und Fortunas Mission Wiedergutmachung sollte noch längst nicht abgeschlossen sein.

4) Weil die Club-Profis nach dem perfekten Rückrundenstart vor Selbstvertrauen strotzen.

„Die Münchner sind auch nur Menschen, die auf zwei Beinen laufen und Fehler machen.“ Sagt Daniel Ginczek. „Im Fußball ist alles möglich. Wir glauben daran, dass wir Bayern schlagen können.“ Sagt Josip Drmic. „Wir spielen zu Hause, wir haben einen Lauf und wir brauchen die Punkte.“ Sagt Mike Frantz. Forsche Töne am Valznerweiher. Aber in Ehrfurcht erstarren hat gegen die Bayern noch nie etwas gebracht. Und wer so tönt, muss den Worten wohl oder übel auch Taten folgen lassen.

5) Weil der Club den Bayern in den letzten Heimspielen meistens tapfer Paroli geboten hat.

Der Sportwettenanbieter bwin hat den FCB mit einer putzigen Erfolgsquote von 1,22 notiert, für einen Nürnberger Heimsieg gibt’s hingegen das 9,75-fache des Einsatzes. Warum eigentlich? Immerhin endeten die letzten sechs Duelle in der Noris viermal 1:1, einmal gab es eine knappe Nürnberger 0:1-Niederlage, 2007 sogar einen legendären 3:0-Triumph (übrigens auch im Februar!). Da geht sogar der SC Freiburg noch eher als Angstgegner durch. Auch Pep Guardiola hat schon gehört, „dass das in Nürnberg immer schwierig ist“. Trotz eindeutiger Quoten-Regelung.

6) Weil die Bayern-Profis in Gedanken doch gewiss schon beim Champions-League-Knaller gegen den FC Arsenal sind. Oder zumindest beim DFB-Pokal-Viertelfinalspiel gegen den Hamburger SV.

Die Meisterschaft ist für den enteilten Branchenprimus längst zum Selbstläufer geworden, Bundesliga-Spiele scheinen da nur noch das lästige Pflichtprogramm neben der Königsklassen-Kür zu sein. Und der nationale Cup-Wettbewerb steht ganz nebenbei natürlich auch wieder auf der To-do-Liste der letztjährigen Triple-Helden. Nur darf man sich da keinen Ausrutscher erlauben. Ein bisschen Schonung vor dem Gastspiel am Mittwoch beim kriselnden HSV dürfte also kaum verkehrt sein.

7) Weil man jetzt auch am Valznerweiher spanisch spricht.

Pep Guardiola, Javi Martinez, Thiago – das iberische Element ist beim FC Bayern anno 2014 relativ ausgeprägt. Der Club hat reagiert und rechtzeitig zum Derby José Campana geholt. Der Junioren-Nationalspieler wird zwar zunächst auf der Bank sitzen, kann aber Gertjan Verbeek vielleicht ein paar hilfreiche Tipps geben. Nur für den Fall, dass dem Coach mal etwas spanisch vorkommen sollte.

8) Weil Guardiola vielleicht der attraktivste, Verbeek aber definitiv der coolste Trainer der Bundesliga ist.

Oder anders ausgedrückt: Der smarte Spanier hätte vielleicht das Zeug zum „Bachelor“, der toughe Niederländer hingegen würde das Dschungelcamp rocken. Gentleman Guardiola spielt Golf und geht gern Segeln, Freigeist Verbeek baut Blockhütten im Wald und fährt Harley. Was macht in der Kabine wohl mehr Eindruck? In Sachen Fußballkompetenz muss sich der frühere Verteidiger vor dem einstigen Mittelfeldstrategen ebenfalls kaum verstecken: Guardiola mag ein gewiefter Taktiktüftler sein, doch auch Verbeek hat dem Club-Spiel längst seinen Offensivstempel aufgedrückt. Und bleibt seiner Philosophie auch gegen Bayern treu.

9) Weil sich manche Bayern-Profis vor Timo Gebhart fürchten.

Der Hobby-Kickboxer hatte beim 1:1 in der vergangenen Saison Bastian Schweinsteiger rustikal niedergestreckt und dafür die Gelb-Rote Karte gesehen. „Es hat keinen Spaß gemacht!“, heulte „Schweini“ später beleidigt. Diesmal bleibt dem verletzten Nationalspieler eine erneute Konfrontation erspart. Was heißt, dass sich vielleicht jemand anders irgendwann mit Gebhart herumschlagen muss. Und Angst essen Seele auf.

10) Weil ein in Nürnberg lebender großer Fußball-Philosoph einst das berühmte Meyer’sche Gesetz der Serie formulierte: „Je länger eine Serie dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie endet.“

Der FC Bayern ist mittlerweile seit 44 Bundesligaspielen ungeschlagen. Der Club hat seit elf Bundesligaspielen nicht mehr gegen den FC Bayern gewonnen. Beruhigend aus Nürnberger Sicht: Es würde den Fans schon reichen, wenn morgen nur eine dieser Serien zu Ende geht.

11) Weil sogar das Nürnberger Christkind einen klaren Club-Sieg verkündet.

„Freilich hat der Club eine Chance gegen die Bayern. Es wird mal wieder Zeit für ein 3:0“, sagt Teresa Treuheit. Und wer würde diese himmlische Frohbotschaft schon anzweifeln wollen?

Elf Gründe, warum es vielleicht auch nicht mit dem Club-Sieg klappen könnte:

Neuer, Rafinha, Boateng, Dante, Alaba, Lahm, Robben, Kroos, Thiago, Ribéry, Müller.

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