Erlangerin ist Vize-Europameisterin
21.7.2017, 09:00 UhrIm Leben ist es manchmal notwendig, die Ellbogen auszufahren, wenn man etwas erreichen will. Das weiß Jennifer Rosenmüller, obwohl sie erst 13 Jahre alt ist. Am vergangenen Wochenende im französischen Bordeaux hat sie die Ellbogen ausgefahren – und hätte sie es nicht gemacht, würde jetzt im Elternhaus in Bräuningshof nicht ständig das Telefon klingeln. "Sponsoren rufen an", sagt Jennifer Rosenmüller. Das ist auch bitter notwendig: Ein BMX-Rad kostet über 1000 Euro, dazu die Reifen, der Helm, die Reisekosten. "Es wäre toll, wenn noch viele Sponsoren anrufen", sagt Mutter Mandy Rosenmüller deshalb.
Es war der Finallauf, das sechste BMX-Rennen des Tages, als ihre Tochter wusste, sie müsste noch einmal alle Kräfte aus den müden Beinen herauspressen: "Ich habe mich voll fokussiert, ich musste einfach noch einmal alles geben." Das Gate öffnete sich und Jennifer Rosenmüller jagte auf ihrem BMX-Rad den Hügel hinab – eingekeilt zwischen zwei Kontrahentinnen. "Ich habe die Ellbogen ausgefahren und mich durch sie hindurch nach vorn geschoben" — auf Platz zwei. Auf diesem schoss sie wenig später durchs Ziel – dann konnte sie nichts mehr sehen. "Mir schossen die Tränen ins Gesicht", sagt Jennifer Rosenmüller, die sich in die Arme der Trainer fallen ließ: sie war Vize-Europameisterin der Girls 13 geworden.
Eindrucksvolle Erfolge
Für eine 13-Jährige ist ihre Karriere schon ziemlich eindrucksvoll: sie besucht die Bertolt-Brecht-Sportschule in Nürnberg, trainiert dort an vier Tagen vor dem Unterricht. Dann fährt der Trainer die BMX-Kinder in den Unterricht, nach Hause kommt sie nicht vor 17 Uhr. Dienstag und Donnerstag steht zusätzlich Vereinstraining mit dem RC 50 Erlangen in Spardorf an. "Und am Freitag fahren wir dann meist schon übers Wochenende zum nächsten Rennen."
Natürlich hilft da der Erfolg, der zweite Platz bei den Deutschen Meisterschaften ihrer Altersklasse, die vier bayerischen Meistertitel, die süddeutsche Meisterschaft. "Aber es ist nicht nur das Gewinnen, was mich antreibt", sagt Jennifer Rosenmüller, "mir macht der Sport so viel Spaß."
Zu dem ist sie mit neun Jahren gekommen, als sie mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Justin auf dem Fahrrad die Gegend erkundete. "Wir wohnten noch in Erlangen-Bruck und sind beinahe täglich herumgefahren", sagt sie. Forchheim, Nürnberg, Erlangen – alles sahen sich die Geschwister vom Radsattel aus an. Bis sie eines Tages auch nach Spardorf kamen. "Wir haben die BMX-Bahn gesehen und mein Bruder sagte: Lass uns das mal ausprobieren." Dann sind sie über die Hügel geschossen mit ihren Trekking-Fahrrädern, bis eine Übungsleiterin sie zum Schnuppertraining einlud. "Seitdem", sagt Jennifer Rosenmüller, "fahre ich BMX."
Zufällig in Spardorf
Eine längere Pause gab es nur vor zwei Jahren, zwangsläufig. Im Training hatte sie sich beide Arme gebrochen, musste im Krankenhaus liegen und sechs Wochen Gips tragen. "Als ich raus durfte, war es schon ein komisches Gefühl, sich wieder aufs Rad zu setzen", erzählt sie. Dann hat sie der Spaß wieder gepackt – ans Aufhören, sagt Jennifer Rosenmüller, hat sie nie gedacht.
Zum Glück nicht: Der Bruder hat mittlerweile andere Interessen entwickelt, Jennifer Rosenmüller wurde Vize-Europameisterin. "Ich hoffe, ich kann zur Weltmeisterschaft fahren, vielleicht auch zu den Olympischen Spielen – das wäre der größte Traum." Vorbild Nadja Pries nacheifern. Eine Medaille, sagt Jennifer Rosenmüller, wäre toll, aber so wichtig ist das gar nicht. Dabei sein, sagt sie, wäre schön. Es geht ja vor allem um den Spaß am Sport.
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