Erst Tor, dann Option: Petrak kurz vor Vertragsverlängerung
4.5.2018, 05:41 UhrManchmal kann Fußball so einfach, ja fast planbar sein. Eine Variante im Training mit größter Akribie einstudieren und sie dann im Spiel erfolgreich abrufen, und alles ist gut – wie bei Ondrej Petrak. Dreimal war ihm der Ball am Strafraum schon vor die Füße gesprungen, nur konnte er ihn entweder nicht kontrollieren oder vom schwächeren linken auf den rechten Fuß sortieren. Erst beim vierten Versuch passte alles: das Timing, die Distanz und die Präzision seines Schusses. Petrak schlenzte den Ball mit der rechten Innenseite zum 1:0 ins rechte Toreck. "Ich wollte genau dorthin schießen, eigentlich aber noch ein bisschen höher", gab Petrak lachend und zufrieden sein Trainingspensum preis.
Der Tscheche veredelte sein Jubiläumsspiel höchstpersönlich. Seit Montagabend gehört er zum Kreis derer, die hundert Pflichtspiele für den Club absolviert haben. Elfmal streifte sich Petrak das FCN-Trikot in der Bundesliga und 89 Mal in der zweiten Liga über. Als Torschütze hat er sich bisher jedoch keinen Ruf erworben. Mit seinem dritten Treffer lieferte er dem Club am Montagabend nun aber den Dosenöffner für den 2:0-Sieg gegen unbequeme Braunschweiger.
Die Verlängerung winkt
Zur Belohnung ist nicht nur der Bundesligaaufstieg nahezu perfekt, sondern auch sein Verbleib beim Club trotz auslaufenden Kontrakts fast beschlossene Sache. Auch, weil Patrick Erras wegen einer schweren Knieverletzung erneut länger ausfällt, plant der Club mit dem 26-jährigen Petrak. Sportvorstand Andreas Bornemann ließ durchblicken, dass die Option auf eine einjährige Vertragsverlängerung wahrgenommen werden soll.
"Ich würde gerne bleiben", parlierte Petrak inzwischen fließend Deutsch sprechend nach der Partie bei einem seiner seltenen Besuche in der Mixed-Zone. Sein breites Grinsen ließ bereits erahnen, dass er weiß, dass er nicht vor einer ungewissen Zukunft steht. Am Anfang seiner Zeit in Nürnberg war es ihm noch schwergefallen, die richtigen Vokabeln zu finden. Petrak scheute Interviews, wich ins Englische aus oder ließ sich von Adam Hlousek dolmetschen.
Aus Prag zum Club
Seinen ersten Vertrag in Nürnberg hat er vor viereinhalb Jahren unterschrieben. Nach 13 Jahren bei Slavia Prag traute er sich den Wechsel nach Deutschland zu. "Ondrej hat sich bei einem großen Traditionsverein seit drei Jahren als unumstrittener Stammspieler durchgesetzt", lobte Ex-Sportvorstand Martin Bader den damals 21-jährigen Tschechen. 62 Partien hatte Petrak da bereits in der Gambrinus-Liga auf dem Buckel und sich in den Junioren-Auswahlteams in seiner Heimat einen Namen gemacht.
Beim Club konnte er sich anfangs etablieren, mit der Zeit musste er sich immer häufiger aber aus der zweiten Reihe heraus empfehlen. Misslang das über längere Zeit, schlichen sich bei ihm Abwanderungsgedanken ein. Weil er sich mit der ihm eigentlich vertrauten Ersatzrolle als Innenverteidiger auf Dauer auch nicht anfreunden will, fehlte ihm ein alternatives Betätigungsfeld. Union Berlin soll in der vergangenen Saison ein potenzieller Zufluchtsort gewesen sein. Ein Wechsel scheiterte am Vereinsveto.
In dieser Saison kann Petrak wieder lachen und ist eine verlässliche Größe, wenn er im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt. Er wirkt wacher, entschlossener und resoluter in den Zweikämpfen und findet als defensivorientierter Spieler immer öfter auch den Weg in die Räume vor ihm. Sein Stellenwert im Team ist wieder gewachsen. "Das sind jetzt super Momente für mich. Wenn wir den Aufstieg schaffen, ist das meine schönste Zeit hier in Nürnberg." Manchmal kann Fußball so einfach sein.
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