FCN: Wenn der Toni wieder Fußball spielt
19.1.2014, 14:52 UhrIm Training am Dienstagvormittag bekam Antonio-Mirko Colak mal wieder zu spüren, dass es noch ein langer Weg ist in die Bundesliga.
Sein Gegenspieler beim internen Vergleich hieß Javier Pinola, der es überhaupt nicht mag, wenn ihn jemand vorführen möchte. Schon beim ersten Versuch Colaks, sich den Ball per Hacke vorbeizulegen am erfahrenen Argentinier, tat es einen kurzen Schlag. Hart, aber fair beendete Pinola die kurze Showeinlage des jungen Angreifers, auch danach zog er nicht ein einziges Mal vorbei.
Anstatt den Kopf hängen zu lassen, versucht der in Ludwigsburg geborene Sohn kroatischer Eltern aus derlei Situationen zu lernen. Und es das nächste Mal eben besser zu machen. Dass er das sehr gut kann, beweist er seit eineinhalb Jahren regelmäßig. So lange ist Colak schon im Verein. Seitdem ging es für den jungen Himmelsstürmer langsam, aber stetig bergauf. Den Höhepunkt seiner bisherigen Karriere erlebte er am neunten Bundesliga-Spieltag. Interimstrainer Roger Prinzen, der ihn sonst in der zweiten Mannschaft betreut, nahm ihn kurzentschlossen mit nach Frankfurt. Colak hatte Tränen in den Augen, als er von seiner Nominierung erfuhr. Er ist eben ein emotionaler, ein ehrlicher Typ. Und einer, der genau weiß, wo er hinwill mit seinem Talent. In die Bundesliga. Und zwar nicht nur für einen Tag wie damals.
45 Minuten gegen Bukarest
Im vergangenen Sommer, erzählte er ein paar Wochen später, hatte er sich fest vorgenommen, bis zur Winterpause den Durchbruch zu schaffen. Es wird noch etwas dauern, obwohl er im Waldstadion maßgeblich am späten Ausgleich beteiligt war. Ab der 78. Minute durfte er erstmals auch vor einer großen Kulisse zeigen, was er kann. Colak kam gleich zur Sache und mischte die Defensive der Eintracht ordentlich auf.
„Ein unbeschreibliches Gefühl“ sei es gewesen, sagte Colak danach, „ein Traum“ sei für ihn in Erfüllung gegangen. Dass er, wie er ernsthaft behauptete, „überhaupt nicht aufgeregt“ gewesen sei vor seiner Premiere, konnte er wahrscheinlich selbst nicht ganz glauben.
Seitdem ist es wieder ruhiger geworden um den 20-Jährigen, obwohl er bei Gertjan Verbeek regelmäßig mittrainieren darf und sogar mit nach Spanien fliegen durfte. Dort stellt sich Colak gar nicht so schlecht an, auch während seines 45-minütigen Einsatzes gegen Steaua Bukarest zeigte er gute Ansätze. Musste sich aber, als er sich vorübergehend ablenken ließ, einen Rüffel vom Chef anhören. „Toni, hör auf damit, spiel Fußball“, brüllte Verbeek aufs Feld, und Colak spielte wieder Fußball. Auf ungewohnter Position im rechten Mittelfeld. Eigentlich ist Colak ja Stürmer. Zwei Tage später wurde er wieder eine Halbzeit lang getestet. In seiner auffälligsten Szene traf er aus zwei Metern das leere Tor nicht.
Welche Perspektive er genau hat, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schwer sagen. Dass er mittlerweile Bundesliga-Erfahrung hat, scheint Verbeek nicht sonderlich zu beeindrucken. „Das ist schön für ihn“, sagte der Trainer kürzlich in einem Pressegespräch, Colak müsse aber, wie auch die anderen Talente Noah Korczowski, Sebastian Gärtner und Markus Mendler (der mittlerweile für ein halbes Jahr an den Zweitligisten SV Sandhausen verliehen ist) „körperlich erwachsen werden“. Was so viel heißt wie: robuster, beweglicher, auch ein bisschen schneller.
Würde man Robert Mak ebenfalls als Angreifer bezeichnen, wäre Colak in der internen Rangliste derzeit Fünfter. Wenngleich er kürzlich etwas Boden gutmachen konnte. Seit Alexander Essweins Wechsel zum FC Augsburg ist er in der Stürmer-Hierarchie „um einen Platz nach oben gerutscht“, wie Sportvorstand Martin Bader kürzlich sagte. Colaks Problem ist, dass maximal zwei spielen dürfen, ein Dritter, also Tomas Pekhart oder Robert Mak, wird häufig noch eingewechselt. Das war’s dann eigentlich auch schon.
Profi-Vertrag ist in Planung
Colak wird im September 21, sein Amateurvertrag läuft am 30. Juni aus. Der Profi-Vertrag ist in Planung (Bader: „Wir arbeiten daran.“). Colak wird für seinen Traum alles geben. Der ehemalige Junioren-Nationalspieler Kroatiens weiß aber auch, dass er sich beeilen muss, wenn es noch etwas werden soll mit einer großen Karriere. Obwohl Typen wie er eigentlich gefragt sind, auch beim 1. FC Nürnberg. „Toni“, sagte Roger Prinzen nach dem 1:1 in Frankfurt, „legt los, ohne groß nachzudenken.“
26 Treffer erzielte er in eineinhalb Jahren in der viertklassigen Regionalliga, das ist eine beachtliche Quote. Die bei den Profis freilich nicht viele interessiert.
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