Finanz-Spagat beim FCN: So plant Bornemann

14.11.2016, 05:59 Uhr
"Am Ende käme uns ein Verkauf vielleicht sogar teurer", sagt Andreas Bornemann und meint Nürnbergs Torgarant Guido Burgstaller.

© Sportfoto Zink / DaMa "Am Ende käme uns ein Verkauf vielleicht sogar teurer", sagt Andreas Bornemann und meint Nürnbergs Torgarant Guido Burgstaller.

Nicht wenige Spieler, die den 1. FC Nürnberg seit dem Bundesliga-Abstieg verlassen haben, beteuern, dass sie gerne geblieben wären. Bei gleichen oder zumindest nicht wesentlich reduzierten Bezügen versteht sich. So erzählen sie das. Mit jedem Einzelnen, der sich aber für ein lukrativeres Angebot entschied, wird das Dilemma des Traditionsvereins deutlich: Anspruch und Wirklichkeit passen nicht mehr zusammen - und das Gehaltsgefüge schon gar nicht zur Zweiten Liga.

Der Aufstieg als Ausweg?

Im Sommer steht dem Club ein Umbruch bevor. Sollte sich die Sehnsucht nach der Bundesliga-Rückkehr nicht erfüllen, wird nach dem 30. Juni 2017 nur noch ein Grundgerüst der aktuellen Mannschaft unter Vertrag stehen. Der Verein steht mit rund 17 Millionen Euro Verbindlichkeiten in der Kreide und muss sich weiterhin einem Spardiktat unterwerfen. Von Sportvorstand Andreas Bornemann wird erwartet, dass er für den Lizenzspieleretat der kommenden Saison rund drei Millionen Euro in Form von Transfererlösen beisteuert oder das Vorjahresbudget um den Fehlbetrag entsprechend durch Gehaltskürzungen reduziert.

Da kommt es gelegen, dass neun Verträge auslaufen. Darunter einige für Zweitligaverhältnisse fürstlich dotierte. "Wir müssen das Gehaltsgefüge weiter nach unten korrigieren", sagt Bornemann, der mit dieser Aussage Transparenz schafft, aber auch erahnen lässt, dass das Konsequenzen haben wird. Wer lässt sich schon gerne in die Lohntüte greifen? Zu den Besserverdienern zählen Jakub Sylvestr, Dave Bulthuis, Ondrej Petrak, Even Hovland und Raphael Schäfer, deren Kontrakte noch zu Bundesliga-Zeiten von Ex-Sportvorstand Martin Bader genehmigt wurden.

Unterbezahlt sind sicherlich auch Guido Burgstaller, Georg Margreitter, Patrick Rakovsky und Willi Evseev nicht, auch wenn sich gerade Burgstaller - mit zehn Toren bester Angreifer in der Zweiten Liga - so fühlen dürfte. Ob er in der Winterpause verkauft wird und sein Traum von der Bundesliga-Karriere wahr wird oder der Verein ihn erst im Sommer ablösefrei abgibt, ist eine Kardinalfrage, mit der sich Bornemann regelmäßig konfrontiert sieht. Denkbar sind beide Szenarien.

Der Sportvorstand muss abwägen, und kann das erst machen, wenn die Rahmenbedingungen klar und die daran geknüpften Kausalketten abschätzbar sind. Eine konkrete Millionen-Offerte für Burgstaller liegt noch nicht vor. Wäre sie aber auf dem Tisch und der Club hätte in der Winterpause noch eine Chance auf den Aufstieg, wäre es schwer zu vermitteln, seinen besten Torjäger zu verkaufen und mit ihm seine Ambitionen. Auch ein Abrutschen in der TV-Tabelle und sinkende Zuschauereinnahmen müsste Bornemann wohl einkalkulieren. "Am Ende käme uns ein Verkauf vielleicht sogar teurer", meint er.

"Auf Dauer ist so ein Ungleichgewicht nicht gesund"

Nicht nur in der Causa Burgstaller steht der Verein vor einer großen Herausforderung. Welche Spieler gehalten werden können und zu welchen Bedingungen, wird die spannende Frage sein. Man müsse immer abwägen, was am besten für den Club ist, sagt Bornemann, dem die Diskrepanz, Transfererlöse erzielen zu müssen, gleichzeitig bei geringeren Ausgaben aber auch wettbewerbsfähig zu bleiben, selbst nicht gefällt: "Auf Dauer ist so ein Ungleichgewicht nicht gesund. Irgendwann kann man dann vielleicht nur noch kleinere Brötchen backen."

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