Fürther auf Probe: Die Odyssee des Serdar Dursun
11.7.2016, 06:00 UhrEskisehirspor, Sanliurfaspor, Denizlispor und Karagümrük. Diese Zungenbrecher sind die Vereine, für die Serdar Dursun in den vergangenen fünf Jahren gespielt hat. Ein klarer Fall von Wandervogel, der dem Ruf des Geldes gefolgt ist, oder? In diesem Fall nicht. Denn es liegt nicht immer in den Händen der Spieler selbst, wie man aus der Geschichte des 24-Jährigen heraushören kann.
Der Deutschtürke ist einst bei Hannover 96 ausgebildet worden, spielte damals mit Niko Gießelmann zusammen in der U23. Während Gießelmann beim Kleeblatt der etatmäßige Linksverteidiger wurde, begann für Dursun eine abenteuerliche Reise. "Erste Liga, zweite Liga, dritte Liga, zweite Liga – ich bin so hin- und hergependelt in der Türkei", berichtet Dursun, der sich das eigentlich ganz anders vorgestellt hatte.
Und dann kam Michael Skibbe
Nach drei Jahren in Hannovers Nachwuchsleistungszentrum kam nur ein Angebot eines deutschen Regionalligisten, aus Anatolien aber meldete sich Erstligist Eskisehirspor. "Der Trainer damals hat auf die Jugend gesetzt. Ich dachte, das würde auch nach meiner Ankunft weiterhin so sein", erinnert sich Dursun. Doch die Realität holte ihn kurz nach dem Transfer ein: Coach Bülent Uygun wurde 2011 im Zuge des türkischen Wettskandals verhaftet. Dessen Nachfolger Michael Skibbe setzte lieber auf alte Haudegen wie den Ex-Dortmunder Dede.
Nach eineinhalb Jahren verlieh der Verein ihn zum ersten Mal, zwei weitere Stationen folgten. Im April dieses Jahres endete sein letztes Engagement bei Karagümrük in Istanbul. Im Urlaub bei seinen Eltern in Hamburg klingelte das Telefon – Ramazan Yildirim war am Apparat. Fürths deutsch-türkischer Manager ist aus seiner Zeit als Co-Trainer bei Fenerbahce am Bosporus bestens vernetzt. "Ich bin sofort hierher gefahren", sagt Dursun, "so eine Chance bekommst du nie wieder. Ich bin das erste Mal seit Jahren ablösefrei, da hat es perfekt gepasst."
"Er ist torgefährlich und anders als die, die wir haben"
Nach den vier Tagen Probetraining im Mai gab ihm die Spielvereinigung einen Plan mit, nach dem er sich bis zur Saisonvorbereitung fit halten sollte. Nun nimmt er zum zweiten Mal Anlauf für einen Vertrag beim Kleeblatt. Trainer Stefan Ruthenbeck ist nicht euphorisch, aber angetan, wenn er sagt: "Er macht es gut im Training. Er ist torgefährlich und anders als die, die wir haben: kopfballstark, anders gestrickt."
Bis zum Ende der Sommervorbereitung muss er sich jedoch noch gedulden mit der Unterschrift. Ruthenbeck will sehen, "wie er das Trainingslager wegsteckt". Auch wenn Dursun betont: "Das Niveau in der ersten türkischen Liga ist sehr hoch, deshalb ist die zweite deutsche Liga mein Level. Vielleicht war das Trainingsniveau in der Türkei sogar einen Tick höher."
In den beiden bisherigen Testspielen gegen unterklassige Gegner schoss der 1,90 Meter große Athlet drei Tore. Sein Plan ist: "Ich muss das zeigen, was ich draufhabe: Ich bin ein großgewachsener Stürmer mit Technik und bin torgefährlich." Yildirim gefällt seine Flexibilität: Er kann als hängende Spitze, auf der Zehn und ganz vorne auflaufen. Zumal im deutschen Fußball, der ihm mehr liegt als der körperbetonte Stil in der Türkei. "Außerdem mag ich den Fußball, den der Trainer hier sehen will, das Passspiel."
Einen eigenen Eindruck von Fürths eventuellem Neuzugang kann man sich schon am Mittwoch machen. Um 18.30 Uhr ist Anpfiff zum Testspiel gegen Drittligist VfR Aalen.
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