Gehen oder bleiben? Möhwald und die "verzwickte Lage"
5.2.2018, 19:51 UhrKevin Möhwald wartete geduldig, bis er an der Reihe war, der lebhafte Andrang in der Mixed-Zone, wo Fußballreporter mit Fußballspielern über Fußballspiele reden, führte diesmal zu einem kleinen Stau. So sah man, wie Möhwald, noch fernab vom Pulk, lächelnd den Kollegen zuhörte. Federico Palacios Martinez schwärmte von seinem Heim-Debüt für den 1. FC Nürnberg ("Großartig, supergute Stimmung"), Patrick Erras, auch neben dem Platz ein reflektierter junger Mann, durfte von seinem ersten Tor nach seiner langen verletzungsbedingten Pause erzählen.
Möhwald hatte es nicht eilig, und was er über seine Befindlichkeiten zu berichten haben würde, ahnte man ja. Er musste, wie Palacios und Erras auch, den Taten nur noch Worte folgen lassen, mit seinen beiden schönen Toren war der 24 Jahre alte Möhwald der Mann des Abends beim Nürnberger 4:1-Erfolg gegen Erzgebirge Aue. Wieder einmal hatte man gesehen, was den gebürtigen Erfurter so wichtig macht für den 1. FC Nürnberg.
Im dritten Jahr beim Club ist Möhwald zu einem Schlüsselspieler des Teams geworden, mit nun schon sechs Ligatoren erzielte er bereits einen Treffer mehr als in den beiden Spielzeiten zuvor insgesamt, sein achtzigstes Pflichtspiel für Nürnberg war vielleicht sogar sein bestes - weshalb die momentan wichtigste Frage bleibt, wie viele Spiele Möhwald wohl noch im Nürnberger Trikot bestreitet.
"Hier passt einfach vieles"
"Es ist eine verzwickte Lage", sagt Möhwald. Er weiß, dass die Fragen danach regelmäßig kommen, aber er stellt sich - weil er sich selbst diese Fragen vermutlich ebenfalls stellt. Neben seinen fußballerischen Fertigkeiten zeichnen ihn auch freundliche Umgangsformen und ein gewisser Charme aus, in Nürnberg ist der ehemalige U20-Nationalspieler Kevin Möhwald ein Fußballer geworden, von dem man sich wünschen würde, er bleibe eines der Gesichter einer Mannschaft, an der der Anhang wieder Freude hat.
Für wohl knapp 500.000 Euro Ablöse holte noch der damalige Sportdirektor Martin Bader den Mittelfeldspieler im Sommer 2015 vom Drittligisten Rot-Weiß Erfurt, bei dem Möhwald als Achtjähriger anfing, an den Valznerweiher, gemeinsam mit Tim Leibold, der vom Regionalligateam des VfB Stuttgart kam und heute - nebst Möhwald - jener Profi ist, um dessen weitere Dienste sie am intensivsten werben in Nürnberg. Beide Arbeitspapiere laufen im Sommer aus, beide Spieler haben Erstliga-Perspektiven - vielleicht aber auch in Nürnberg, wider Erwarten steht der Club jetzt sogar relativ fest auf einem Aufstiegsplatz und macht Fußball in Nürnberg auf einmal richtig Spaß.
Man sah es Kevin Möhwald am Freitagabend auch beim Reden darüber an, "wunderbar" sei es wieder einmal gewesen, erklärte er, lobte Patrick Erras für dessen schönes Kopfballtor, dankte dem Anhang für die gute Stimmung und nahm die Frage, ob solche Abende einen Abschied von Nürnberg erschweren würden, sogar ein bisschen dankbar auf. "Ja", sagte Möhwald, "ganz sicher, das ist so", er würde vieles vermissen, "weil hier einfach vieles passt - für mich, für die Mannschaft"; die gemeinsame Entwicklung, erklärte er, habe ihn auch persönlich vorangebracht.
Wann gibt es eine Entscheidung?
Und egal, wozu er sich entschließe: "Es wird keine Entscheidung gegen den 1. FC Nürnberg sein" - sondern, sollte es auf einen Abschied im Sommer hinauslaufen, eine für einen anderen Verein und die eigene Karriere, das meinte Möhwald. So ähnlich sagen das viele, auch Tim Leibold, mit dem sich Möhwald glänzend versteht, aber beiden darf man glauben, dass sie tatsächlich noch mit sich ringen.
Wie lange noch? "Ich verstehe den Verein, dass er eine Entscheidung braucht", erklärt Kevin Möhwald, er wisse, dass er nicht mehr lange warten kann. Es ist ähnlich wie in der Mixed-Zone: Irgendwann ist man an der Reihe - und muss den Taten Worte folgen lassen.
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