"Genügend Qualität": Kirschbaum meint auch sich

5.8.2015, 10:51 Uhr
So ein Mist: Thorsten Kirschbaum merkt man die Sehnsucht nach der Null an.

© Sportfoto Zink / MaWi So ein Mist: Thorsten Kirschbaum merkt man die Sehnsucht nach der Null an.

Noch ist der ganze Club hin- und hergerissen zwischen den Eindrücken vom Montag und Freitag. Erfreulich aus Sicht von Club-Coach René Weiler ist, dass plötzlich die halbe Mannschaft torgefährlich ist. Vor allem die Mittelfeldspieler sollen sich ja vorne stärker einbringen, was bislang recht ordentlich geklappt hat. Von den sechs Nürnberger Treffern erzielten aktuelle oder ehemalige Mittelfeldspieler exakt: sechs, sogar der Heidenheimer Eigentorschütze Robert Leipertz ist einer.

"Ich wusste, dass ich nicht mehr hinkomme" 

Andere Statistiken geben Weiler hingegen zu denken; an ähnlich miserable Lauf- oder Zweikampfwerte wie in Freiburg konnte er sich nicht erinnern, auch sechs Gegentore in 90 Minuten sind eine neue Erfahrung für ihn. Seit Freitag sind es acht, an denen auch der neue Torwart Thorsten Kirschbaum vereinzelt nicht ganz schuldlos war. Den Freistoß vor dem 0:3 in Freiburg ließ er nach vorn abprallen, der Kopfball zum 1:1 gegen Heidenheim passierte im Fünfmeterraum; beim 2:2 wiederum kam wohl vieles zusammen. Smail Morabit wollte anscheinend flanken. „Schon als der Ball den Fuß verließ, wusste ich, dass ich nicht mehr hinkomme“, meint Thorsten Kirschbaum, die Fluggeschwindigkeit der Kugel und die von ihr beschriebene Kurve gibt es tatsächlich nicht oft. 

In seinen bisherigen 180 Minuten als Nummer eins war durchschnittlich jeder zweite Schuss auf seinen Kasten drin, darunter zwei Elfmeter. Freilich hat Kirschbaum auch glänzende Paraden gezeigt, wie zum Beispiel gegen Robert Leipertz aus vier Metern. Nach zwei Partien steht auch der Torwart stellvertretend für eine Nürnberger Elf, die noch sehr schwankend ist in ihren Leistungen.

Neun Spiele in zwei Jahren

Dass sich der Obernzenner noch steigen muss und auch steigern kann, ist ihm durchaus bewusst, dafür ist er zu lange im Geschäft. Sein größtes Problem ist wohl die zuletzt seltene Spielpraxis; beim VfB Stuttgart durfte er in zwei Jahren nur neunmal zwischen die Pfosten, weshalb er auch unbedingt weg wollte. Dass es sein erklärter Lieblingsclub geworden ist, für den er schon als kleiner Bub geschwärmt hat, motiviert Thorsten Kirschbaum zusätzlich. Sein Debüt in Nürnberg beschrieb er so: „Es war schön, es hat Spaß gemacht – besonders nach dem Schlusspfiff, da ist der ganze Druck abgefallen.“

Auch er wollte eine Reaktion zeigen nach dem 3:6, „alles besonders gut machen“, zumal unter anderem der Vater und seine langjährigen Kumpels aus Obernzenn im Stadion waren („zwei Autos voll“). Dennoch hätte sich sein Stellvertreter Patrick Rakovsky nach zwei vergleichbaren Auftritten schon einiges anhören müssen. Als Zugang hat Kirschbaum wahrscheinlich etwas mehr Kredit, könnte nach der Rückkehr von Raphael Schäfer bald aber in eine richtige Konkurrenzsituation geraten. 

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„Wir haben genug Qualität, um konkurrenzfähig zu sein“, sagt Kirschbaum. Und meint damit auch sich. Schließlich hat er oft genug bewiesen, dass er ein guter Torwart ist, unter anderem in der deutschen U21. Wo er 2007 und 2008 phasenweise nur einem gewissen Manuel Neuer den Vortritt lassen musste. 

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