Grande Club! Der FCN meistert den Mailand-Test

15.7.2017, 18:54 Uhr
Trockener Abschluss - und der FCN führt. Club-Isländer Rurik Gislason brachte die Feel-Good-Franken gegen Inter auf die Siegerstraße.

© Sportfoto Zink / DaMa Trockener Abschluss - und der FCN führt. Club-Isländer Rurik Gislason brachte die Feel-Good-Franken gegen Inter auf die Siegerstraße.

Man muss in der Vereinschronik des 1. FC Nürnberg schon weit zurückblättern, um irgendwann auf den Namen Inter Mailand zu stoßen. Zuletzt standen sich der damalige deutsche Rekordmeister und der italienische Renommierklub 1968 gegenüber, in einem längst vergessenen und etwas dubiosen Wettbewerb namens Intertoto-Cup. Die Franken triumphierten zweimal souverän mit 3:0.

Der Club begegnet Candreva

Knapp 50 Jahre später haben sich die Kräfteverhältnisse dezent verschoben. Die ganz großen Zeiten liegen bei den Lombarden zwar auch schon etwas zurück, der letzte Titel, ein Pokalsieg, datiert aus dem Jahr 2011. Die vergangene Saison in der Serie A schloss Mailand als Tabellensiebter ab. Mit finanzstarker Unterstützung eines chinesischen Investors will man aber baldmöglichst an alte Erfolge anknüpfen. Rund 190 Millionen Euro wurden in den vergangenen zwölf Monaten in die Mannschaft gepumpt, dafür kamen etwa der portugiesische Europameister Joao Mario sowie die italienischen Nationalspieler Antonio Candreva und Eder.

Weil Pflichtspiele auf europäischer Ebene für den Club bis auf weiteres eine schöne Utopie bleiben dürften, hatten rund 500 Club-Fans eine mehrstündige Busfahrt nach Reischach auf sich genommen, um zumindest in einem freundschaftlichen Vergleich wieder einmal ein bisschen das Flair des glamourösen Weltfußballs zu spüren. Und sie brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Trainer Michael Köllner hatte zum Abschluss des Trainingslagers in Südtirol seine "aktuell beste Elf" ins Rennen geschickt, und die zog sich überraschend gut aus der Affäre.

Petrak erschüttert den Inter-Kasten - Brozovic zielt daneben

Fast schien Inter etwas überrumpelt zu sein vom couragierten Pressing des deutschen Zweitligisten, der sich in seinen neuen Auswärtstrikots phasenweise auch recht ansehnlich vor das Mailänder Tor kombinierte, im Abschluss anfangs aber noch die letzte Präzision und Konsequenz vermissen ließ. Trotzdem wäre der Club fast in Führung gegangen. Ondrej Petrak, der mit Eduard Löwen ein aufmerksames Innenverteidigerpärchen bildete, hatte in der 16. Minute nach einem von ihm selbst eingeleiteten Konter aus 18 Metern abgezogen, doch prallte der abgefälschte Ball vom linken Innenpfosten wieder ins Feld.

Vier Minuten später strich ein Versuch von Sebastian Kerk nur knapp vorbei. Nach rund 20 Minuten bekam das Team von Trainer Luciano Spalletti die Partie besser in den Griff. Nach einer Unsortiertheit in der Nürnberger Deckung bot sich Marcelo Brozovic die große Chance zum 1:0, doch bugsierte der Kroate den Ball aus zwei Metern irgendwie neben das diesmal von Fabian Bredlow gehütete Tor.

Kerk, Ishak, 2:0!

Nach der Pause übernahm Rurik Gislason den Platz von Neuzugang Adam Zrelak in der Sturmspitze – ein Personalwechsel, der prompt Früchte trug: Mit einem platzierten Flachschuss ins lange Eck erzielte der Isländer direkt vor der Nürnberger Kurve das umjubelte 1:0 (55.). Und die fränkische Reisegruppe traute ihren Augen kaum, als der ebenfalls eingewechselte Mikael Ishak nach Zuspiel von Kerk nur sechs Minuten sogar auf 2:0 erhöhte (61.).

So ganz sang- und klanglos wollte Inter vor seinen vielen Fans dann doch nicht untergehen. Eder behielt allein vor Bredlow die Nerven, umdribbelte den machtlosen Keeper und schob zum 1:2 ein (66.). Der Club ließ sich aber nicht beirren und spielte weiter forsch nach vorne. Ishak verpasste freistehend die mögliche Vorentscheidung (74.), auf der Gegenseite traf Georg Margreitter die Latte des eigenen Gehäuses (76.). Am Ende reichte es für Köllners überzeugende Elf auf jeden Fall zum prestigeträchtigen Sieg.

Ein bisschen Kritik nach dem Coup

"Vom Ergebnis her war das der perfekte Abschluss eines perfekten Trainingslagers", resümierte Michael Köllner folglich nach dem Abpfiff. Trotz der Freude über den Achtungserfolg hatte Nürnbergs akribischer Chefanweiser dennoch Dinge gesehen, die ihm nicht gefallen hatten. "Über 90 Minuten kann man sicher nicht zufrieden sein, weil einige Dinge nicht so gut gelaufen sind - zum Beispiel, wie wir das Gegentor bekommen haben. Außerdem haben wir einige Chancen liegengelassen", sprach der Club-Coach, fügte dann aber wohlwissend hinzu, dass man es über weite Strecken ja doch recht "gut gemacht" habe. Für den Köllner-Club war es der sechste Sieg im sechsten Vorbereitungsspiel - diesmal sogar mit einer kleinen historischen Note.

1. FC Nürnberg: Bredlow - Valentini (79. Brecko), Petrak, Löwen, Leibold - Kammerbauer (46. Margreitter) - Salli (55. Ishak), Möhwald (72. Teuchert), Behrens (76. Jäger), Kerk (63. Sabiri) - Zrelak (46. Gislason) 

Tore: 0:1 Gislason (55.), 0:2 Ishak (61.), 1:2 Eder (66.); Zuschauer: 1500.

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