Herzschlagfinale: Ilsanker schockt das Kleeblatt spät
19.12.2015, 15:06 UhrDer Auftrag war eindeutig. "Bullen auf Eis legen", hatte Fürths Anhang auf ein stattliches Transparent gemalt, die Bullen sind Leipzigs von einem Milliardenkonzern bezahlte Fußballer, deren Beliebtheit in der Branche sich weiter in Grenzen hält.
RB Leipzig kam als Tabellenführer in den Fürther Ronhof und nimmt die Spitzenposition auch mit in die Winterpause. Benedikt Röcker per Kopfball nach Niko Gießelmanns Flanke schien den Fürthern in der Nachspielzeit ein ehrenwertes 1:1 gerettet zu haben, es schien der späte Lohn für ein nie nachlassendes Bemühen gegen lange bessere Leipziger gewesen zu sein – aber im Gegenzug trafen die zum 2:1 (1:0)-Endstand, Stefan Ilsanker bugsierte die Kugel nach Vorlage von Dominik Kaiser noch einmal ins Tor. Ein lange unspektakuläres Spiel war mit einem furiosen Finale geendet.
An Willen und Leidenschaft fehlte es dem Kleeblatt vor 10.070 Zuschauern nicht, aber an Genauigkeit im Zusammenspiel. Gegen Leipzigs Vorwärtsdrang setzte Fürth weit geschlagene Bälle, ohne dabei wirklich Druck auszuüben, viele kamen postwendend wieder zurück.
Leipzigs Ansatz fiel einen Tick filigraner aus, aber weil sich auch die Gäste zahlreiche Ballverluste gegen aufmerksame Fürther leisteten, blieb die Begegnung zwar temperamentvoll, aber häufig unsortiert. Viel Bemühen verlief ins Leere, zwingend herausgespielte Torgelegenheiten sah man vor der Pause eigentlich gar nicht.
Stiepermann scheitert an Coltorti
Die noch beste hatte das Kleeblatt unmittelbar vor der Pause, als Stephan Schröck steil in den Lauf von Marco Stiepermann passte und der auf einmal frei auf Keeper Fabio Coltorti zulaufen durfte, diesen Zweikampf aber aus kurzer Distanz verlor. Coltorti stellte sich Stiepermann in den Weg und blieb dann im Wortsinn auf dem Ball sitzen.
Zuvor hatte Leipzigs Dominik Kaiser das Tornetz bloß von außen getroffen (43.); zweimal hatte Fürths Schlussmann Sebastian Mielitz kleine Talentproben abgeben dürfen – er klärte nach einem Steilpass von Emil Forsberg vor Marcel Sabitzer (12.) und war auch nach Kaisers Steilpass zur Stelle, Mielitz köpfelte den Ball vor seinem Strafraum aus der Gefahrenzone, ehe Yussuf Poulsen eingreifen konnte (35.). Mit einer kleinen Serie von Eckstößen konnten die Leipziger nichts anfangen.
Fürth fehlt die Genauigkeit
Nach dem Seitenwechsel regnete es weißgrüne Konfetti im Fürther Block, "gemeinsam nur nach vorne", stand auf dem nächsten Banner. Aber es ging in die andere Richtung. Zunächst passte Sabitzer genau auf Forsberg, bei Leipzigs bis dahin bester Chance konnte Mielitz noch klären, aber mit dem nächsten Angriff war es passiert.
Diesmal bediente Forsberg den losgesprinteten Poulsen präzise, der Leipziger Stürmer umkurvte den Fürther Keeper und schob die Kugel zum nicht unverdienten 0:1 ins Tor (48.). Fürth mühte sich um eine Antwort, über die linke Seite bemühte sich Schröck um etwas Wirbel, aber Leipzig blieb das druckvollere Team.
Entmutigen ließ sich Stefan Ruthenbecks Mannschaft nicht. Kleeblatt-Kapitän Marco Caligiuri versuchte es nach Jurgen Gjasulas Zuspiel aus zwanzig Metern, verfehlte das Ziel jedoch deutlich (65.). In der Schlussphase drängte Fürth den Gast in die Defensive, aber dem Bemühen fehlte im entscheidenden Moment weiter die Genauigkeit. Leipzig musste um den knappen Vorsprung kämpfen. Veton Berisha traf aus guter Position den Ball nicht richtig (83.). Den Rest erledigten die Sachsen mit Glück und Geschick – bis zum finalen Torgewitter.
SpVgg Greuther Fürth: Mielitz - Caligiuri, Franke, Röcker, Gießelmann - Gjasula, Sukalo - Stiepermann, Zulj (76. Weilandt), Schröck (63. Tripic) - Berisha
RB Leipzig: Coltorti - Teigl (86. Khedira), Orban, Nukan, Halstenberg - Kaiser, Ilsanker, Demme - Sabitzer, Forsberg (82. Jung) - Poulsen (82. Selke)
Tore: 0:1 Poulsen (48.), 1:1 Röcker (90.+1), 1:2 Ilsanker (90.+3) | Gelbe Karten: Berisha, Schröck, Zulj - Demme, Poulsen, Ilsanker | Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle) | Zuschauer: 10.070.
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