Ice-Tigers-Sponsor Thomas Sabo kritisiert DEL-Spitze

22.11.2016, 18:40 Uhr
"Aber irgendwann ist ein Tag gekommen, an dem man als Hauptsponsor nicht mehr zusehen kann."

© Steffen Oliver Riese "Aber irgendwann ist ein Tag gekommen, an dem man als Hauptsponsor nicht mehr zusehen kann."

Herr Sabo, Ihnen steht der 4:2-Sieg gegen Wolfsburg und die Freude über den zweiten Tabellenplatz buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Dennoch gibt es bei Ihnen einige Sorgenfalten wegen der DEL.

Thomas Sabo: Man hat acht Jahre dabei zugesehen, was in der Deutschen Eishockey-Liga so läuft. Auch ich habe den Mantel des Schweigens darübergelegt. Aber irgendwann ist ein Tag gekommen, an dem man als Hauptsponsor nicht mehr zusehen kann.

In Eishockey-Deutschland wird seit zwei Wochen über ein Treffen der Eigner der DEL-Klubs gesprochen, vor allem von Leuten, die nicht wissen, was da besprochen wurde, weil sie nicht dabei waren. Sie waren auf Mallorca dabei. Was ist da passiert?

Sabo: Ich war als Hauptsponsor der Ice Tigers auch dazu eingeladen. Am Vormittag ging es zunächst um zwei Themen: die bedenkliche Entwicklung der Spielergehälter, die sich in den letzten zwei, drei Jahren vor allem in der Breite massiv verteuert haben. Und um ein Nachwuchskonzept, das ziemlich amateurhaft und theoretisch präsentiert wurde und dessen Umsetzung aus der Sicht der Mehrheit der DEL-Klubs absolut unrealistisch ist. Von diesen kam dann auch sofort Gegenwind.

In einem Artikel in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung war nur von der Erhöhung des Ausländerkontingents die Rede.

Sabo: Das wurde am Nachmittag besprochen. Sicherlich auch unter dem Eindruck des Berichts über die wirtschaftliche Situation der Liga. Es wurde darüber abgestimmt, das Ausländerkontingent von neun auf elf zu erhöhen. Das heißt, alle elf Ausländer, die man unter Vertrag nehmen kann, dürfen auch spielen. Dieser Vorschlag bekam elf Stimmen, zwei haben sich enthalten und es gab keine Gegenstimme (Schwenningen war nicht zugegen, Anmerkung der Redaktion). Danach wurde, und das ist der springende Punkt, ein Umlaufbeschluss vereinbart. Nur erreichte die Klubs daraufhin kein Umlaufbeschluss, sondern ein Protokoll des Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Arnold, verbunden mit dem Vorschlag, die Sache von den Sportlichen Leitern auf einer Sitzung am 14. November diskutieren zu lassen. Daraus sollte eine Empfehlung an die Gesellschafter zurückkommen und bei einem weiteren Meeting final entschieden werden. Darüber hinaus wurde im Übrigen für junge deutsche Spieler von den DEL-Klubs über erweiterte, verpflichtende Einsatzzeiten in der DEL diskutiert. Es wurde auch angeregt, von den Sportdirektoren ein entsprechendes Konzept erarbeiten zu lassen, um dies als weiteren wichtigen Punkt, zur Förderung des Nachwuchses, zu etablieren. Das geht bis heute in der Öffentlichkeit völlig unter.

Zwischendurch aber kam das Ergebnis des Treffens der Sportlichen Leiter, am 14.November, an die Öffentlichkeit.

Sabo: Richtig. Die Sitzung der Sportlichen Leiter hat danach stattgefunden. Allerdings wurde sie, wie so oft, von der Führung der DEL anscheinend mehr schlecht als recht geführt. Bis heute gibt es kein Protokoll und keine Empfehlung. Stattdessen ist jetzt doch der ursprünglich besprochene Umlaufbeschluss an die DEL-Klubs gegangen. Das war die Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts.

Sabo kritisiert Kommunikation

Und derweil kritisierten der Bundestrainer, einzelne Sportliche Leiter und Vertreter der DEL2 einen Beschluss, der noch nicht gefasst wurde und den sie in seiner Entstehung auch nicht beurteilen konnten.

Sabo: Das ist das Ergebnis einer fehlenden offenen Kommunikation, die für viele DEL-Klubs sowie auch für die Ice Tigers nicht mehr akzeptabel ist. Von der Liga gab es ein Schreiben, in dem nahegelegt wurde, nicht über die Sache zu sprechen und, wenn doch, zu behaupten, dass gar nicht abgestimmt worden ist. Da muss ich sagen: Was soll denn der Quatsch? Und das war nicht das erste Mal: Das Thema Hamburg Freezers sollte nicht angesprochen werden, zu den Schiedsrichtern sollte besser nichts gesagt werden, dabei hat man doch heute wieder gesehen, wie wichtig es wäre, sich gerade zu diesem Thema zu äußern. Zum Thema Telekom und dem Fiasko mit der Website auch nicht. Und jetzt Mallorca.

Welche Mittel haben die Ice Tigers?

Sabo: Zunächst können die DEL-Klubs konsequenterweise nur auf Missstände aufmerksam machen und hoffen, dass die DEL einsieht, dass hier ein anderes Handeln absolut notwendig ist. Im Übrigen stehen die Ice Tigers mit ihrer Meinung nicht alleine, es werden sich weitere Klubs an die DEL wenden.

Die Website heißt telekomeishockey.de und hat über Monate nicht funktioniert. Dafür wurde die DEL kritisiert.

Sabo: Danke, ich habe die Geschäftsführung der DEL im Vorfeld, bei der Vergabe der Medienrechte, aufmerksam gemacht, nicht wieder die Website an den Rechtenehmer zu vergeben, da meines Erachtens die Liga immer die Hoheit über ihre CI und Website haben muss. Das Resultat ist ja jetzt bestens bekannt.

Wie soll es denn jetzt, ja, wie kann es denn nun nach Ihrer Kritik weitergehen?

Sabo: Ich denke, dass sich die Liga wirklich hinterfragen muss, ob sie denn genügend Leute mit Visionen in der DEL-Führung hat. Am Ende des Tages ist sie das auch den Eishockey-Fans schuldig.

Hier geht's zum Kommentar von NN-Redakteur Sebastian Böhm über die DEL-Beschlüsse.

 

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