Kartenpreise: Club hat die teuersten Gästetickets

9.10.2012, 16:36 Uhr
Teure Gästetickets: Im Vergleich der jeweils günstigsten Karten gibt's in Nürnberg das teuerste Gästeticket in der Bundesliga.

© Stefan Hippel Teure Gästetickets: Im Vergleich der jeweils günstigsten Karten gibt's in Nürnberg das teuerste Gästeticket in der Bundesliga.

Darf ein Stehplatzticket für Gästefans mehr als 20 Euro kosten? In der Dauerdebatte um Eintrittspreise verteidigen die Klubs der Fußball-Bundesliga ihre Politik. "Jeder Verein bildet nach eigenen Bewertungskriterien das Pricing, das hängt auch mit Spielergehältern zusammen", sagte der Leiter für Stadion und Spielbetrieb beim 1. FC Nürnberg, Daniel Kirchner.

Kirchners FCN hat eigentlich moderate Eintrittspreise - mit 150 Euro für die Stehplatz-Dauerkarte liegt der Club sogar fast ganz am Ende der Preistabelle, nur der FC Bayern und Wolfsburg sind noch billiger.  Allerdings schlägt der Club bei sogenannten Top-Spielen zu: Ein Stehplatz in der Kurve kostet gegen den FC Bayern satte 23 Euro - im Vergleich der jeweils günstigsten Karten das teuerste Gästeticket in der Bundesliga. "Wir sind in einem freien Markt, wo Angebot und Nachfrage besteht", sagte Kirchner dazu.

Während sich Heimfans, die es sich leisten können, bekanntlich eine Dauerkarte kaufen und so die hohen Preise für einzelne Spiele umgehen können, sind die Gästefans besonders von diesen Topspielzuschlägen betroffen. Gerade unter ihnen regt sich dann Protest - wie im vergangenen Jahr, als ein Teil der Bayern-Fans das Derby boykottierte und damit in guter Gesellschaft war. Denn seit geraumer Zeit heizen Fans die Diskussion um Ticketpreise und Topzuschläge mit Protestaktionen an.

Auswährtsfahrt endet vor dem Stadion

Zuletzt boykottierten zahlreiche Anhänger von Borussia Dortmund Ende September die Begegnung beim Hamburger SV. 700 Fans gaben aus Ärger über Aufschläge ihre Karten zurück. Andere fuhren trotzdem in die Hansestadt, verließen den Block aber vor Spielbeginn und verfolgten die Partie vor dem Stadion. "Der Boykott ist sicherlich die schärfste und einschneidendste Möglichkeit des Protestes", sagte Marco Blumberg, Vorstand der Fan-Abteilung des BVB.

Die Forderung vieler Anhänger: Auch für Menschen mit wenig Geld müsse die Karte zu einem Fußballspiel bezahlbar bleiben. "Es wird immer weitere Aktionen geben", betonte Marc Quambusch. Im September 2010 hatte er eine inzwischen in "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar bleiben" umbenannte Fan-Initiative ins Leben gerufen.

Damals verzichteten viele BVB-Fans auf den Besuch des Revierduells beim FC Schalke 04 - 1500 Karten gingen zurück, der Gästeblock war wie leer gefegt. "Das war das erste nicht ausverkaufte Derby seit vielen Jahren", sagte Quambusch. Nachahmer, etwa die Ultras beim FSV Mainz 05, ließen nicht lange auf sich warten. In Dortmund werden hinter den Kulissen schon die nächsten Überlegungen angestellt, welche Partie einen Boykott Wert wäre.

Negativbeispiel England

Der FCN ist aber keinesfalls der einzige Klub, der seine Preispolitik verteidigt. Auch andere Vereine nannten ihre Preise stabil und angemessen. "Die Preisgestaltung ist über Jahre gewachsen", hieß es bei einem Bundesligisten, der nicht genannt werden will. Teurere Tickets sind zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei keinem der 18 Vereine im Gespräch.

Die Deutsche Fußball Liga gibt in der Debatte keinen offiziellen Kommentar ab. Ticketpreise werden als Hoheitsgebiet der Clubs angesehen. Zudem wies die DFL in der Vergangenheit stets darauf hin, dass Bundesliga-Karten im Vergleich der europäischen Top-Ligen am günstigsten seien.

"In England ist der Altersdurchschnitt in den letzten 20 Jahren um 20 Jahre gestiegen", meinte Quambusch dazu. Junges Publikum sei die Ausnahme geworden, weil Schüler und Studenten sich den teuren Besuch im Stadion nicht leisten könnten. "Die sprichwörtliche englische Stimmung ist im Stadion nicht mehr erhalten." Quambusch forderte die DFL auf, ihre Vereine daran zu erinnern, von was sie künftig leben würden - dem Fan-Nachwuchs. "Wenn ich mir mit 18, 19, 20 keine Karte leisten kann, werde ich auch später nicht mehr dazu kommen."

Bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wurden beispielsweise die günstigsten Gästekarten für 13 Euro auch nach dem Sprung in die Bundesliga nicht verteuert. "Das wäre ein Schlag ins Gesicht gewesen", begründet Vereinssprecher Tom Koster diesen Schritt. "Wir haben diese Preispolitik bewusst so gewählt."

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