Kiyotake: Der Mann der Saison oder einfach Kiyo

23.5.2013, 21:13 Uhr
Kiyotake: Der Mann der Saison oder einfach Kiyo

© Sportfoto Zink

Stefan Reisch erhielt in den frühen 60er Jahren den Beinamen Rastelli – als Auszeichnung für überdurchschnittliche Ballfertigkeiten. Sergio Fabian Zarate, der den Club-Anhang zwischen 1990 bis 1992 und nach kurzem Ancona-Intermezzo 1993/94 mit technischen Kabinettstücken, Turbodribblings und Traumtoren beglückte, war die Zaubermaus. Hiroshi Kiyotake ist einfach nur Kiyo. Mit der Kurzform seines Vornamens stellte sich im Juli 2012 der Mann in Nürnberg vor, der von unseren Usern nun zum Club-Spieler der Saison gewählt wurde.

Bei seinen Ex-Vereinen in Japan und auch in der Nationalmannschaft hatte Kiyotake bereits zuvor die Pass- und Assistgeberqualitäten gezeigt, die ihn 2012/13 auch in der Kreativzentrale des FCN so wertvoll machen sollten. Erste Kostproben lieferte der wendige Edeltechniker, der beim Club gültige Arbeitspapiere bis 2016 hat, bei einem Test in Bamberg. Er begeisterte die in der Domstadt anwesenden Fußball-Gourmets mit Übersicht, Spielwitz und Ballmitnahmen in höchstem Tempo.

Kiyo entwickelt ein neues Erfolgsmuster

In der Bundesliga flutschte er als Flummi erstmals beim 1:0 in Hamburg durchs Mittelfeld. Nicht zu greifen war Kiyo auch beim darauffolgenden Gastspiel des FCN in Gladbach. Der Neuzugang entschied die Partie spektakulär, indem er leichtfüßig und in atemberaubender Geschwindigkeit drei “Fohlen“ aussteigen ließ und überlegt zum 3:2 vollstreckte. Bei den ersten beiden Treffern schuf der fränkische Blue Samurai zudem Blaupausen für ein Erfolgsmuster dieser Saison – Standard Kiyotake, Abschluss, Tor.

Elfmal trat die Kreativkraft in dieser Spielzeit als Vorlagengeber in Erscheinung, viermal machte es Kiyo selbst. Beim 4:2-Heimerfolg gegen Hoffenheim garnierte der Filigrantechniker eine große, bunte Kiyotake-Show mit einem Traumtor und einem weiteren Treffer, der vorrübergehend zu Unrecht als Eigentor gewertet wurde. Ballkontrolle, Ballmitnahme, Ballzauber. Weitere Fußballschmankerl folgten in der Rückrunde, auch wenn die 172 Zentimeter große Offensivkraft nun manchmal überspielt wirkte, mitunter auch die Teamkollegen mit zu genialen Einfällen überforderte. Freistoß Kiyotake, Verlängerung – Tor ging immer.

Kiyotake schraubte die Statistik, der zur Folge Club-Tore häufig aus ruhenden Bällen resultieren, kontinuierlich nach oben. Wieder einmal selbst im Abschluss erfolgreich zeigte sich der Lustfußballer in Augsburg, als er Essweins Hereingabe mit brillanter Schusstechnik zum 1:0 veredelte. Auch wenn es vereinzelt hakte, die Slalomstangen beim Gegner enger gesteckt waren oder der spielerische Ansatz nicht aufging - Kiyotakes Torbeteiligungen blieben die Regel. Gegen Schalke assistierte er erst Esswein zum 2:0, jagte die Kugel selbst an den Querbalken und betätigte sich per herrlichem Außenristpass schließlich noch ein zweites Mal als Vorlagengeber. Gegen Wolfsburg war Per Nilsson einmal, gegen Mainz zweimal der Nutznießer. Eben jener Nilsson, den Kiyotake im Spieler-der-Saison-Voting per Millimeter-Entscheid nun auf Platz zwei verwies.

Das Saisonzeugnis, das der Nürnbergs Unterhaltungskünstler auch sonst erhielt, liest sich ebenfalls gut. Unsere User, die Kiyo Partie für Partie bewerteten, gaben ihm die Durchschnittsnote 3,12. Die Redaktion benotete Nürnbergs Kreativpol mit der Durchschnittsnote 3,47. Beim kicker kommt Kiyo mit der Durchschnittsnote 3,58 annähernd gut weg. Kein Vergleich jedoch mit dem Gesamteindruck, den Nürnbergs Lieblingsjapaner bei unseren Usern hinterließ. Es war ein Eindruck, der Lust auf mehr macht. Impressionen eines Fußballkünstlers. Eines Mannes, der nur Kiyo genannt werden möchte.

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