Neuer Finanzvorstand: Rossow präsentiert sich beim FCN
5.9.2018, 14:21 UhrHeim wollten beide. Den Oldenburger Michael Meeske zieht es in den Norden, wo die Familie lebt, der Nürnberger Niels Rossow wollte, nach einem Jahrzehnt im Ausland, endlich wieder nach Hause, die Kinder sollen in Nürnberg aufwachsen. Beide Wünsche gehen in Erfüllung, Meeske gibt den Posten des Kaufmännischen Vorstands beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg an Rossow ab und wird Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg, beide dankten anlässlich der Vorstellung des neuen Finanzchefs dem Club, Meeske verspürte sogar "eine gehörige Portion Wehmut".
Platz für Gefühle bietet der Fußball reichlich, aber fernab des Rasens geht es natürlich ums Geschäft, und da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Niels Rossow aus dem Management von Adidas kommt. Dort hatte man ja gerade erst sein Interesse am 1.FC Nürnberg verloren, zu klein erschien dieser Club dem fränkischen Weltkonzern, da half auch Rossows Liebesgruß aus Moskau nichts. Er habe seinen "Protest aus Russland kundgegeben", erzählte Rossow schon am Dienstag, sei aber "auf taube Ohren gestoßen" - ein Gefühl, das Meeske ganz gut kennt, die "Beziehungspflege mit der Wirtschaft" sei ein Feld gewesen, das vor seiner dreijährigen Amtszeit zu lange brach lag.
An Meeskes Aufbauwerk will Rossow nun anschließen, "das Tor zu und zum Franken" sei, sagte er, der 1. FC Nürnberg, den Michael Meeske nicht nur laut eigener Einschätzung mit einem guten Gewissen verlassen darf. Man habe, so der künftige Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, "die Liquidität gesichert, den Transferdruck minimiert und ligaunabhängige Lösungen für den langfristigen Abbau der Verbindlichkeiten" gefunden.
Ein Scheck aus der Autostadt
Dass der VW-Klub dem 1. FC Nürnberg für die Bereitschaft, Meeske ziehen zu lassen, in Form einer Geldüberweisung dankte, ist sicher, man habe sich "mit Wolfsburg verständigt", formulierte es Nürnbergs Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Grethlein. Die Höhe der Summe ist reine Spekulation, es gibt keine seriösen Schätzungen.
Ein bisschen Geld hat der Club so oder so wieder. Das abgelaufene Geschäftsjahr wird sich in schwarzen Zahlen niederschlagen, die Schulden werden trotzdem bei rund 20 Millionen Euro stehenbleiben, kurz: Rossow blieben "genug eigene Spielräume, um sich zu verwirklichen", wie Meeske meint.
Eine "tolle berufliche Herausforderung" erwartet der 41 Jahre alte Familienvater am Valznerweiher, es sei "ein Privileg, für den 1. FC Nürnberg arbeiten zu dürfen", eine "Herzensangelegenheit".
Verneigung vor dem Volkswillen
Größtes laufendes Projekt bleibt die Ausgliederung des Profifußballs in eine Kapitalgesellschaft. Es müssten, so Rossow, "mittel- und langfristig neue Kapitalflüsse generiert" werden, er redete aber betont nicht nur über die Ausgliederung. "Die Gemeinschaft" sei "das man nicht verlieren sollte", das durfte man als Verneigung vor dem Volksverein verstehen.
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Den Club wettbewerbsfähig machen und trotzdem dessen Identität zu wahren: Es dürfte eine spannende Aufgabe werden. Denn Heimat soll der 1. FC Nürnberg ja für viele bleiben.
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