NZ-Gespräch im Gutmann: Ist der Club doch kein Depp?
11.5.2018, 12:34 UhrSchamberger hat in seinen Jugendjahren selbst beim 1. FC Nürnberg gespielt. Dort hat er auch seine Ehefrau Inge kennengelernt, die beim 1. FC Nürnberg Hockey gespielt hat. Beide sind seit 64 Jahren Mitglieder des Vereins und besuchen noch immer regelmäßig die Heimspiele des Clubs. Selbst die Schwiegereltern gehörten zur Club-Familie. "Der Verein hat seit meiner Kindheit ein Plätzla in meinem Herzen und in meiner Seele", so Schamberger.
Der Autor und Journalist ist weitgehend in Zabo mit dem 1. FC Nürnberg aufgewachsen und die Entwicklung des Vereins hat ihm weh getan. "Der Club war eine Familie, jeder hat jeden gekannt. Das alte Stadion in Zabo wurde abgerissen und die Fläche in den 60er Jahren verscherbelt", erinnert sich Schamberger. Dieser Verkauf sei sehr undurchsichtig abgelaufen und die neue Anlage am Valznerweiher sei seelenlos gewesen.
Einzigartige Abstiege
Miterlebt hat er die Meisterschaft 1968 als Anhänger und den Abstieg 1969 als Sportreporter. "Es war einzigartig, dass man als Meister absteigt, das hat nicht einmal Kaiserslautern geschafft", sagt Schamberger. Dass man als Pokalsieger auch wieder absteigt, sei ebenfalls einzigartig. "Geschafft hat das nur der Club. Der Club ist ein Depp. Dieser Spruch stammt aus der Zeit, als es beim Club drunter und drüber ging. Er stieg dann auch 1996 in die dritte Liga ab", erzählt Schamberger, der diesen viel zitierten Spruch geprägt hat. Aber das Leiden war nach dem Wiederaufstieg aus der dritten Liga noch nicht zu Ende. Die Stimmung unter den Club-Anhängern schwankt deshalb stärker als bei anderen Fans – zwischen Euphorie, Fatalismus und Melancholie. Das üben sie seit 50 Jahren. Aber der Underdog hat auch immer Charme.
Im Lauf der Jahrzehnte mussten Schiedsrichterbestechung, die Eskapaden um Präsident Michael A. Roth, Steuerhinterziehung von Finanzchef Ingo Böbel, das Auftürmen von Schulden und der Einkauf von überteuerten Spielern sowie der Verkauf von hoffnungsvollen Talenten verkraftet werden. "Jeder Monat ein Skandal und vergeigte Chancen", so Schamberger. Zu oft stand am Ende der Abstieg aus dem Oberhaus.
Vielleicht ist der Club aber inzwischen doch kein Depp mehr. "Es hat sich eindeutig etwas gebessert", ist sich Schamberger sicher. Er erinnert dabei an die Ära von Sportvorstand Martin Bader, dessen Arbeit Schamberger von Anfang an sehr kritisch gesehen hat.
Schelte für Bader
"Ich habe Bader einen halben Tag begleitet und als ich dann in mein Notizbuch geschaut habe, da war wenig bis nichts gestanden. Der redet viel, aber er sagt nichts, war mein Eindruck. Die jetzige Vorstandschaft macht einen sehr soliden Eindruck. Sie müssen aber immer noch die Hinterlassenschaften aus der Bader-Zeit aufarbeiten und Elend verwalten." Schamberger hofft, dass der Club auf seinem soliden Weg bleibt und dass die Vorstände Michael Meeske und Andreas Bornemann noch eine Zeitlang bleiben und sich nicht abwerben lassen. "Das wäre für den Verein ungemein wichtig." Schamberger hält es auch für richtig, dass die Spieler nicht mehr so viel verdienen wie noch in den Zeiten Baders.
An den Entscheidungsstrukturen im Verein müsse sich aber noch etwas ändern. "Ich bin zwar ein Verfechter von demokratischen Vorgängen, aber bei einem Verein von fast 20.000 Mitgliedern kann es nicht sein, dass vielleicht 900 anwesende Mitglieder über Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder entscheiden." Ausschlaggebend für den Erfolg in diesem Jahr ist für Schamberger Trainer Michael Köllner zusammen mit Co-Trainer Boris Schommers. "Sie haben die Mannschaft zusammengeschweißt und ihr eine gute Taktik verpasst." Dazu habe auch die gute Zusammenarbeit mit Sportvorstand Bornemann gepasst. "Die Mannschaft konnte zusammengehalten und gut ergänzt werden."
Am kommenden Dienstag, 15. Mai, können Sie Klaus Schamberger zusammen mit dem Sportvorstand des Clubs, Andreas Bornemann, live im Gespräch erleben. Das Thema der NZ-Dialog-Veranstaltung "50 Jahre Deutsche Meisterschaft: Der Club - (k)ein Depp?".
Beginn ist um 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr, im Gutmann am Dutzendteich, Bayernstraße 150. Es moderieren die NZ-Chefredkteure André Fischer und Stephan Sohr. Eintritt zwölf Euro, mit ZAC-Karte acht Euro inklusive ein Euro Verzehrgutschein. Karten erhältlich in den Ticket-Vorverkaufsstellen Ihrer Zeitung.
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