Paul Hunter Classic: Der Weltmeister bittet zu Tisch
25.8.2017, 16:12 UhrSnooker vom Feinsten gehört seit über einem Jahrzehnt am letzten August-Wochenende zu den Höhepunkten im Fürther Sportgeschehen und hat mit Tausenden begeisterter Fans und großartiger Stimmung der Stadt den Ruf als deutsches Snooker-Mekka eingebracht.
Titelverteidiger Mark Selby, Weltmeister 2014, 2016 und 2017 und unumstritten die Nummer eins der Weltrangliste, ist zusammen mit seinem englischen Landsmann Shaun Murphy (Nummer acht) zweifellos der Star in der Fürther Stadthalle, wenn bis zum Sonntag das 128er Hauptfeld beim weltweit größten Turnier, bei dem Profis und Amateure gemeinsam starten, um die Siegprämie von 20.000 Pfund (21.700 Euro) kämpft.
"Nur" 100.000 Pfund Preisgeld
Dass im Kreis der 93 gemeldeten Profis des Weltverbandes etliche der bekanntesten Namen fehlen, hat vielschichtige Gründe – das Geld spielt wie in jedem Profisport dabei die wichtigste Rolle. Asien mit China an der Spitze drängt mit einer Vielzahl guter Spieler und hochdotierter Turniere auf den Markt. Fürth mit insgesamt 100.000 Pfund (109.000 Euro) Preisgeld ist das Turnier mit Weltranglistenstatus, bei dem es am wenigsten zu verdienen gibt. Also konzentrieren sich viele der arrivierten Snooker-Künstler angesichts des engen Terminkalenders auf die einnahmeträchtigeren Auftritte.
Thomas Cesal, Vorsitzender des SSC Fürth und als Geschäftsführer von Dragonstars Eventmanagement Ausrichter der Paul Hunter Classic, hat registriert, "dass der Kartenverkauf gegenüber den Vorjahren etwas hinterherhinkt". Er weiß um die Problematik, dass fehlende Fernsehübertragungen und damit fehlende Sponsoren es nicht leichter machen, die Erfolgsgeschichte des PHC in Fürth im Zusammenspiel mit dem Weltverband fortzuschreiben. Überbewerten will er sie jedoch nicht, verweist vielmehr auf einen Rekord, bevor die erste Kugel überhaupt gespielt wurde: "Mit 292 Spielern haben wir ein so großes Starterfeld wie noch nie", bereits ab Dienstag mussten deshalb Qualifikationsrunden vorgezogen werden, auch im Nürnberger Billardzentrum "Ballroom". Positiver Aspekt: 33 Amateure, die ebenfalls glänzend mit dem Queue und den Kugeln umgehen können, komplettieren das Profifeld.
Das Fehlen bekannter Namen tut der sportlichen Qualität ohnehin kaum und der Spannung überhaupt keinen Abbruch; von Überraschungseffekten, in der PHC-Vergangenheit ein Markenzeichen, als Würze für die Fans ganz zu schweigen. Den jüngsten Beweis lieferte dafür der Belgier Luca Brecel, nur die Nummer 27 der Weltrangliste, am Wochenanfang mit seinem Sieg über Murphy bei der China Championship in Guangzhou und einem Scheck über 250.000 Pfund. Die Großen der Szene wie Selby, John Higgins (2.), Judd Trump (3.), Ding Junhui (4.), Marco Fu (6.), Neil Robertson (7.), Ali Carter (12.) und Ronnie O’Sullivan (14.) waren da längst auf der Strecke geblieben.
Ausrufezeichen in Riga
Der aufstrebende junge Belgier aber steht in Fürth ebenso am Tisch wie der Essener Lukas Kleckers, nach Lasse Münstermann und dem Ex-Fürther Patrick Einsle erst der dritte Deutsche, der den Sprung in den Profizirkel geschafft hat. Gleich beim Riga Masters in Lettland zum Auftakt der Saison 2017/18 sorgte der 21-Jährige für ein Ausrufezeichen, schaltete Titelverteidiger Neil Robertson (Neuseeland) in der ersten Runde aus.
Ob er auch beim Heimspiel in Fürth sein Talent beweisen und positiv überraschen kann, bleibt abzuwarten. Ein bisschen sportliche Belebung auf internationaler Bühne würde dem deutschen Snooker allerdings guttun. Den Anhängern auch, obwohl sie in der Kleeblatt-Stadt wieder voll auf ihre Kosten kommen dürften – egal, wer sich nach dem Mammutturnier in Spiel Nummer 291, dem Finale, am Sonntagabend dann durchsetzt.
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