Phantomtor könnte Deutschland die WM kosten

21.10.2013, 10:50 Uhr
Phantomtor könnte Deutschland die WM kosten

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„Aber mein Gerechtigkeitssinn spricht für eine andere Lösung: Wir spielen die letzten 22 Minuten neu. Beim Stande von 1:0 von Leverkusen geht es mit einem Abstoß für Hoffenheim weiter“, erklärte der 53-Jährige. Das habe er Wolfgang Niersbach, dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in einem Telefongespräch auch so verdeutlicht. Dies sei die sauberste Lösung, so Völler.

Hoffenheim hat Protest eingelegt. Über den Fall entscheidet nicht nur das DFB-Sportgericht, sondern auch die FIFA. Der DFB will sich mit dem Fußball-Weltverband abstimmen, hieß es in einer Presseerklärung vom Samstag. „Wir haben natürlich die Situation mitbekommen, werden diese auf eine mögliche Anfrage des DFB analysieren und Stellung dazu nehmen“, erklärte Massimo Busacca, der Leiter der FIFA-Schiedsrichterabteilung.

Inzwischen meldete sich auch der Rechtsexperte und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Rainer Koch, zu Wort. Seiner Meinung nach lässt sich aus dem Fall Thomas Helmer nicht unbedingt auf Konsequenzen im Skandalspiel von Hoffenheim schließen. Er verwies darauf, dass der Weltverband FIFA in seiner Satzung die Regel 5 geändert habe und ausschließlich der Schiedsrichter das Spielergebnis feststelle.

Nach dem Phantomtor von Stefan Kießling am Freitagabend beim 2:1 von Bayer Leverkusen bei der TSG Hoffenheim haben die Kraichgauer beim DFB Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt. Sie beriefen sich gleich nach dem Anpfiff des Skandalspiels auf den Fall Helmer: Der Nationalspieler hatte 1994 beim 2:1 des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls ein Phantomtor erzielt. Das Spiel wurde wiederholt, diesmal gewannen die Bayern 5:0.

Der Ball liegt bei der FIFA

Nach diesem Urteil des DFB-Sportgerichts gab es damals heftigen Streit mit der FIFA, die sich stets auf Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters beruft. Der DFB hatte bereits am Samstag erklärt, sich mit der FIFA zu beraten. „Ich bin der Meinung, dass der Ball jetzt bei der FIFA liegt“, sagte Koch, der auch einräumte, dass es zu dem Tor keine zwei Meinungen gebe, aber: „Die Frage ist: Muss die Tatsachenentscheidung erschüttert werden?“

Ein Tor wie dieses anzuerkennen sei „nicht im Sinne der Schiedsrichter, des Fußballs, des Fairplays.“ Er hoffe auf ein schnelles Signal des Weltverbandes. Koch hofft, dass das Sportgericht übernächste Woche den Fall verhandeln werde. Sollte das Spiel ohne Rücksprache mit der FIFA neu angesetzt werden, drohen harte Konsequenzen. Der Weltverband ist bekannt für seine harten Sanktionen, scheut sich im Zweifel nicht, ganze Verbände vom internationalen Wettbewerb auszuschließen. Griechenland, Madagaskar, Äthiopien und Peru beispielsweise wurden in der jüngeren Vergangenheit nach Streitereien bereits aus der FIFA ausgeschlossen. Zwar sind alle gennanten Nationalverbände nur wenig später wieder FIFA-Mitglied geworden, allerdings erst nachdem sie der Kritik des Weltverbandes nachgegeben haben.

Leverkusens Stürmer Stephan Kießling hatte beim 2:1-Sieg am Freitagabend bei 1899 Hoffenheim in der 70. Minute einen Treffer zum 2:0 zugesprochen bekommen. Dabei war sein Kopfball tatsächlich am Pfosten vorbei gegangen und durch ein Loch im Netz im Tor gelandet. Dies zeigten die Fernsehbilder eindeutig. Schiedsrichter Felix Brych (München) gab den Treffer jedoch.

Dieser Artikel wurde am 21. Oktober um 10.50 Uhr aktualisiert.

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