Pokal-Blamage verhindert: Ishak knipst den Club weiter
18.8.2018, 18:06 UhrDas durchaus spannende Los inspirierte die Merchandising-Abteilung des SV Linx, sofern es sie überhaupt geben sollte, gleich zu einem hübschen Dialekt-Wortspiel. Mit dem "1. FC Nürnbergerle" bekam es der Oberliga-Aufsteiger demnach zu tun am Samstagnachmittag. Das eine oder andere T-Shirt mit entsprechendem Aufdruck soll tatsächlich einige Käufer gefunden haben vor dem Spiel des Jahres im Kehler Rheinstadion.
Weil sich hinter dem niedlich und klein klingenden "1. FC Nürnbergerle" aber angeblich doch der verhältnismäßig große 1. FC Nürnberg verbirgt, hielt sich die Spannung beim ungleichen Vergleich vorab in Grenzen. Eigentlich niemand glaubte an die Überraschung, was sich im Verlauf des Nachmittags beinahe minütlich ändern sollte. Dabei hatte Mikael Ishak seinen Club früh in Führung gebracht, allerdings hielt das 1:0 nur sechs Minuten und bis zur 88. Minute. Erneut Ishak traf zum 2:1-Endstand.
Die erste Pokalrunde und der 1. FC Nürnberg passten in den vergangenen Jahren nicht wirklich zusammen. 2012 und 2013 waren der TSV Havelse und der SV Sandhausen zu stark, 2014 der MSV Duisburg, 2015 (in Aalen) und 2016 (bei Viktoria Köln) brauchte der Club jeweils etwas länger. 120 Minuten oder gar ein Elfmeterschießen wollte der Bundesliga-Aufsteiger deshalb unbedingt vermeiden am Samstagnachmittag gegen den fünftklassigen Stadtteilverein aus Rheinau.
Kubo könnte am Sonntag bereits mittrainieren
Es ging ja auch um einen Haufen Geld. Der Einzug in die zweite Runde ist heuer an DFB-Prämien über 330.000 Euro wert und somit fast so viel, wie der kaufmännische Verein in den nächsten Tagen nach Gent überweisen muss. Die Verpflichtung von Yuya Kubo hängt, wie am Samstagnachmittag durchsickerte, lediglich noch vom Medizincheck ab; der offensive Mittelfeldspieler ist bereits in Nürnberg und könnte bereits am Sonntag seine erste Trainingseinheit beim neuen Verein absolvieren.
Der 24-Jährige wird zunächst für eine Saison ausgeliehen, allerdings hat sich der Club eine Kaufoption sichern können. Eine weitere, extrem unangenehme Entscheidung musste der Trainer bereits unter der Woche reffen; seine Nummer eins heißt auch in der neuen Saison Fabian Bredlow, zumindest in den ersten drei Pflichtspielen bis zur Pause Anfang September. Im ersten konnte er den Vertrauensvorschuss seines Vorgesetzten nur drei, vier Mal rechtfertigen, den zwischenzeitlichen Ausgleich in der 21. Minute konnte Bredlow nicht verhindern.
Leibold brachte Henkel zu Fall
Tim Leibold hatte zuvor Piakai Henkel im Strafraum zu Fall gebracht, Marc Rubio verwandelte den fälligen Straßstoß souverän. Bredlow flog nach links, der Ball rollte rechts unten über die Linie. Das 1:1 schien den Favoriten vorübergehend etwas zu irritieren, der nach einer Viertelstunde in Führung gegangen war. Leibolds Freistoß prallte an den Pfosten, Mikael Ishak erledigte den Rest. Dass es so lange dauerte und später wieder eng werden sollte, hatten sich die Nürnberger schon selbst zuzuschreiben.
Mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss hätte die Partie bereits nach 45 Minuten entschieden sein müssen. Unter anderem brachte Edgar Salli das Kunststück fertig, aus zwei Metern über den Querbalken zu köpfen statt darunter. Auch seine Kollegen wirkten mitunter etwas fahrig, wenn es galt, den Ball ins Netz zu befördern. Hanno Behrens scheiterte mit einem Kopfball an Norman Riedinger und später an der Hand eines Gegenspielers, es hätte eigentlich Strafstoß geben müssen.
Club nutze seine Chancen nicht
So aber durfte der SV Linx weiter auf die Sensation hoffen; weil auch Adam Zrelak, Enrico Valentini und Alexander Fuchs ihre Möglichkeiten ausließen, blieb es bis zur Halbzeit beim 1:1 – über die Risiken und Nebenwirkungen ließ sich während der Unterbrechung vortrefflich diskutieren. Viele der über 2000 Club-Anhänger sahen nicht gerade zufrieden aus ob der Darbietung ihrer Fußballer, die auch nach dem Seitenwechsel etwas brauchten, um in die Gänge zu kommen. Rennen und kämpfen konnten die Amateure auch, einen spielerischen Unterschied zeigten die Gäste eher selten auf.
Aus den meisten Passstaffetten resultierten irgendwann Flanken, mit denen die Linxer Verteidigung aber relativ wenig Mühe hatte. Wirklich zwingend war das häufig nicht, was die Nürnberger zeigten, stattdessen ausrechenbar, weil auch meist das nötige Tempo fehlte. Wenn es mal flotter in Richtung Strafraum ging, wurde es auch prompt gefährlich; Federico Palacios hatte das 2:1 zumindest schon mal auf dem Fuß (67.).
Wie so ein Pokalspiel dann laufen kann, hat man oft genug erlebt, auch am Samstagnachmittag fehlte nicht viel. Rubios Kopfball nach einem Freistoß strich knapp über sein Ziel (74.), Ishak scheiterte auf der anderen Seite an Riedinger, Knöll an seinen Nerven, auch Margreitter brachte die Kugel nicht im Tor unter (85.), ebenso Mühl – was ausnahmsweise eine gute Nachricht war für den Club; nach seinem Rettungsversuch rollte der Ball am Pfosten vorbei.
Statt 2:1 stand es plötzlich 1:2 – Ishak verwertete eine Hereingabe von Zrelak eiskalt und verhinderte damit die Pokal-Blamage für den "1. FC Nürnbergerle".
SV Linx: Riedinger - Kopf (66. Recht) , Schmider , Feist , Gülsoy - Dussot (90. M. Vollmer) , Venturini , Merkel , Henkel (90. Braun)- A. Vollmer , Rubio.
1. FC Nürnberg: Bredlow - Valentini (46. Bauer), Margreitter , Mühl , Leibold - Petrak - Fuchs (78. Knöll) , Behrens - Salli (62.Palacios) , Zrelak - Ishak.
Tore: 0:1 Ishak (15.), 1:1 Rubio (21. Foulelfmeter), 1:2 Ishak (88.) | Gelbe Karten: Schmider, Merkel - Margreitter |Schiedsrichter: Sven Waschitzki (Essen)| Zuschauer: 5600.
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