Rivalen auf dem Rasen, Kumpels am Tresen

19.11.2012, 20:21 Uhr
Rivalen auf dem Rasen, Kumpels am Tresen

© Roland Fengler

Edi Schaffer (Torhüter der FCN-Meistermannschaft von 1948): „Diese Spiele gegen den Nachbarn kann man nie vergessen. Man kannte sich von gemeinsamen Auftritten in Auswahlmannschaften und war mit dem einen oder anderen Spieler sogar befreundet. Auf dem Platz freilich war davon nichts zu spüren, wurde erbittert gekämpft.

Doch danach traf man sich in irgendeiner Kneipe und sprach dem edlen Gerstensaft zu. So etwas ist heutzutage leider nicht mehr vorstellbar. Auch für dieses Derby gilt für mich eines: Es gibt keinen klaren Favoriten. Der Club hat zwar durch das 1:1 gegen Bayern Selbstvertrauen gewonnen, doch die Fürther wollen unbedingt ihren ersten Heimsieg erringen und sind nicht zu unterschätzen. Ich hoffe, dass die Partie friedlich verläuft und es nicht wieder zu Ausschreitungen kommt.“

Dieter Nüssing (ehemaliger Club-Kapitän): „Ich kenne keine genauen Zahlen, aber glaube, dass ich zwischen acht und zehn Derbys bestritten habe. Die Frage, an welches ich mich vor allem erinnere, ist leicht zu beantworten: Es war jenes, das beim Stand von 4:2 für die Gastgeber in Fürth abgebrochen worden ist. Die unvernünftigen Zuschauer, die dieses traurige Ende verursacht haben, taten uns keinen Gefallen.

Denn schließlich waren wir nach einem 0:4-Rückstand mit zwei Toren innerhalb von einer Minute auf einem guten Weg. Die Rivalität unter den Spielern beschränkte sich ausschließlich auf den Platz. Nach dem Abpfiff waren wir wieder gute Kumpels und haben uns entweder in Nürnberg oder Fürth getroffen. Der Beweis: Mit dem langjährigen Fürther Kapitän Bernhard Bergmann verbindet mich seit damals eine enge Freundschaft. Leider bin ich am Samstag unterwegs und kann dieses packende Duell nur als Radiohörer erleben. Es wird eine enge Kiste, doch ich traue unserer Elf einen 2:1-Sieg zu.“

Rivalen auf dem Rasen, Kumpels am Tresen

© Eduard Weigert



Peter Stocker (ehemaliger Club-Verteidiger): „In allzu vielen Derbys war ich nicht mit von der Partie. Aber eines weiß ich noch: Auf dem Rasen flogen die Fetzen. Aber danach war unter uns Spielern alles wieder vergessen, blühte wie in den Tagen zuvor der Flachs. Freundschaften zerbrachen nicht an den Ergebnissen. Wer gewinnt diesmal das Derby? Eine schwierige Frage. Der 1.FCN, bei dem Trainer Dieter Hecking vorzügliche Arbeit leistet, ist wieder im Kommen – und die Kleeblättler wollen unbedingt ihren ersten Heimsieg feiern. Auch als ehemaliger Club-Profi zolle ich ihnen Anerkennung für die geleistete Arbeit. Dabei denke ich vor allem an Präsident Helmut Hack, der im Rahmen seiner bescheidenen Mittel und Möglichkeiten in Fürth viel erreicht hat. Egal, wie die Begegnung endet, wünsche ich, dass beide Mannschaften in der Bundesliga bleiben, denn ein Derby übt schließlich immer einen besonderen Reiz aus. Der Kampf aber sollte ausschließlich von den Spielern auf dem Platz ausgetragen werden.“



Peter Löwer (langjähriger Spitzentorhüter der SpVgg Fürth):„An was erinnere ich mich bei meinen vielen Derbys besonders? Ein Erlebnis fällt mir spontan ein: Bei der Platzbesichtigung im Ronhof, der damals noch keinen Zaun um das Spielfeld hatte, umkreisten mich plötzlich Club-Fans. Der Kreis wurde immer enger, doch nach einigen unfreundlichen Bemerkungen war der ganz Spuk Gottseidank bald vorbei. Auf die Partie am Samstag freue ich mich sehr und traue den Kleeblättlern auch zu, dass sie bei allem Respekt vor dem Club ihren ersten Heimsieg feiern können. Zwei Dinge gefallen mir besonders: Das umgebaute Stadion und die tolle Stimmung. Es ist fast unglaublich, wie die Zuschauer hinter der Mannschaft von Trainer Mike Büskens stehen, auch wenn diese zu Hause noch kein einziges Mal gewonnen hat. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. Warum nicht schon am Samstag?“

Bernhard Bergmann (Ex-Kapitän der SpVgg Fürth): „Auch wenn ich 14 Jahre das Trikot der Spielvereinigung getragen habe, besaß ich beim Club einige gute Freunde. Speziell Dieter Nüssing, mit dem ich mir bei Derbys einige heiße Gefechte geliefert habe. Ich wäre um ein Haar auch am Valznerweiher gelandet und hatte dort bereits einen Vertrag unterzeichnet. Doch auf Anraten meines Vaters („Bub du bleibst in Fürth“) habe ich abgesagt und diesen Schritt auch nie bereut. Inzwischen besitze ich für die Heimspiele der Kleeblättler eine Dauerkarte und lasse mir keines entgehen. Imponierend und eigentlich kaum zu erwarten ist die großartige Stimmung im Ronhof. Das Derby ist für mich völlig offen. Der Club kommt mit neuem Selbstvertrauen, aber die Fürther finden sich – darüber täuschen auch die letzten Ergebnisse nicht hinweg – in der Bundesliga immer besser zurecht. Ich hoffe auf ein spannendes Spiel und dass es keine Randale gibt.“

Helmut Klump (jahrelang Stammverteidiger der SpVgg Fürth): „Natürlich fällt mir vor allem das abgebrochene Derby ein. Aber viel lieber denke ich daran, wie wir im Nürnberger Stadion einen Sieg und ein Unentschieden feiern konnten. Vom Club haben wir damals mit Erich Unger und Franz Zimmert zwei Spieler geholt, die sehr gut zu uns gepasst haben. Die Treue, die ich meinen Fürthern von der Schulzeit bis zum Ende meiner Laufbahn gehalten habe, zeigt sich darin, dass ich zwei Dauerkarten für die Spiele im Ronhof besitze. Und sogar zum einen oder anderen Auswärtsspiel fahre ich mit meiner Frau, die mit noch mehr Leidenschaft bei der Sache ist. Dem Derby sehe ich etwas skeptisch entgegen, denn der Club erscheint mir etwas stabiler als unsere Truppe zu sein. Ihr fehlt offensichtlich, so mein Eindruck der bisherigen Heimspiele, noch etwas die Routine. Spielerisch aber kann sie sich in jedem Fall sehen lassen.“

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