Rostock: Ausschreitungen zwischen Club- und Hansa-Fans

31.10.2018, 22:30 Uhr

Ein Facebook-Video zeigt den Moment, als die beiden Fanlager um kurz nach 11 Uhr in der Nähe einer Tankstelle in der Werftstraße nahe des Ostseestadions aufeinandertreffen. Man sieht, wie die Polizei versucht, sich mit mehreren Einsatzwagen zwischen den Gruppierungen zu platzieren, im Anschluss gehen schwarz gekleidete Randalierer aufeinander los.

Die Beamten gingen dazwischen, sowohl die Heim- als auch die Gästefans reagierten höchst aggressiv auf das Handeln der eingesetzten Polizeikräfte.

Wie die Polizei Rostock mitteilt, sei die Aggression von den Fans aus Nürnberg ausgegangen. "Die Nürnberger Fans sind schon relativ früh am Morgen mit Reisebussen angereist und in der Nähe der Carl-Hopp-Straße ausgestiegen, wo sich die Rostocker Fan-Szene aufhält", sagte Dörte Lemke, Pressesprecherin der Rostocker Polizei. Eigentlich waren für die FCN-Fans Parkplätze auf der Südseite des Hauptbahnhofs vorgesehen.

Nach dem Aussteigen hätten einige der FCN-Anhänger bereits provoziert, es folgten mehrere kleinere Auseinandersetzungen. Dann setzten sich etwa 300 Anhänger aus Nürnberg und eine kleinere Gruppe Rostocker Fans aus entgegengesetzten Richtungen in Bewegung, alle schwarz gekleidet. Sie trafen auf Höhe der Tankstelle aufeinander, wo die Situation eskalierte. Auf dem Video ist zu sehen, wie Gegenstände durch die Luft fliegen und die Polizei mit mehreren Bussen versucht, zwischen die Gruppen zu gehen. 

Die Situation sei relativ schnell wieder unter Kontrolle gewesen, heißt es aus der Pressestelle, hunderte Club-Fans wurden allerdings bis kurz vor Spielende in Gewahrsam genommen und durchsucht, auch die Personalien wurden überprüft. Wieviele Hansa-Anhänger an der Auseinandersetzung beteiligt waren, kann die Polizei nicht sagen - "es waren aber deutlich weniger" als vonseiten des Club.

Bereits kurz zuvor, gegen 11 Uhr, war es in der Maßmannstraße durch Rostocker Fans zu einem körperlichen Übergriff auf FCN-Fans gekommen. Zeitgleich trafen zivil eingesetzte Polizeibeamte am Tatort ein und unterbanden weitere körperliche Übergriffe. Dabei kam es zur Abgabe eines Warnschusses, bei dem niemand verletzt wurde. Während mehrere Tatverdächtige flüchten konnten, wurde ein 20-Jähriger in Gewahrsam genommen. Gegen den polizeilich bekannten Rostocker wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs eingeleitet. Die Ermittlungen zu diesem Fall dauern derzeit noch an.

Schlaghandschuhe und Pyrotechnik

Bei Kontrollen fanden die Polizisten bei den FCN-Fans eine Vielzahl an "Vermummungsgegenständen", unter anderem Sturmhauben, Pyrotechnik, Schlaghandschuhe und Kreditkartenmesser. Ob ein gewaltsames Aufeinandertreffen geplant war, könne man laut Polizeisprecherin Lemke zwar nicht mit Bestimmtheit sagen. "Aber man hat sowas ja nicht umsonst dabei." 

Der FCN reagierte schockiert auf den Vorfall: "Wir bedauern es außerordentlich, dass für einige der Club-Fans der Fokus nicht auf der Unterstützung der Mannschaft liegt", heißt es aus der Pressestelle. Zum jetzigen Zeitpunkt lägen dem Verein aber noch keine finalen, verwertbaren Informationen vor. "Wir stehen in engem Austausch mit den Verantwortlichen von Hansa Rostock und der Polizei in Rostock, um an einer möglichst exakten Aufklärung mitzuwirken."

Spannungen schon im Vorfeld des Spiels

Zwischen den Fanlagern des 1. FCN und der Hansa hatte es schon im Vorfeld immer wieder Spannungen gegeben. Auf Facebook machte ein Foto die Runde, auf dem ein Graffito von Club-Fans auf einem Zug zu sehen ist. Die Botschaft: "Nachdem das letzte Aufeinandertreffen leider nicht zustande kam, freuen wir uns euch aus dem Pokal zu schießen."

Der Text nimmt wahrscheinlich auf ein geplantes Testspiel zwischen Hansa Rostock und Rapid Wien im Jahr 2014 Bezug. Hansa-Ultras hatten davor mit einem ähnlichen Graffiti die Rapid-Fans und ihre "Freunde" in ihre "No-Go-Area" zum "Freundschaftsspiel" eingeladen. Den Club und Rapid verbindet eine enge Fan-Freundschaft. Das Spiel wurde allerdings im Vorfeld abgesagt.

Scheibe an Mannschaftsbus eingeschlagen

Wie erst nach Abpfiff bekannt wurde, gab es allerdings bereits in der Nacht vor der Partie handfeste Aggressionen gegen den FCN: Unbekannte hatten in der Nacht auf Mittwoch die Heckscheibe des Club-Mannschaftsbusses eingeschlagen. Dieser war vor einem Hotel außerhalb des Zentrums abgestellt gewesen, in dem die Mannschaft untergebracht. Trainer Köllner stellte zwar nach dem Spiel klar, dass die Spieler mit dem ramponierten Gefährt nicht die ganze Heimfahrt bestreiten müssten, sondern damit nur zum Flughafen gebracht werden. Aber: "Das geht an einer so jungen Mannschaft nicht spurlos vorbei."

Um 18.30 Uhr wurde die Partie des 1. FC Nürnberg gegenden Drittligisten Hansa Rostock angepfiffen, der Club gewann nach Elfmeterschießen. Das Stadion war mit knapp 23.900 Zuschauern ausverkauft, rund 2000 Nürnberger traten den Weg an die Ostsee an. Entgegen anderslautender Gerüchte stand das Spiel trotz der Aussschreitungen zu keiner Zeit auf der Kippe, teilte der FC Hansa mit.

Der Artikel wurde um 22.30 Uhr aktualisiert, weitere Informationen folgen.


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