Schlag ins Gesicht: Club versagt gegen Frankfurt
23.3.2014, 17:42 UhrClub-Trainer Gertjan Verbeek überraschte nach der 1:2-Pleite beim HSV mit drei personellen Änderungen und einem taktischen Schachzug, der quasi alle Mannschaftsteile betraf. Markus Feulner begann auf der rechten Verteidigerposition, ersetzte Martin Angha. Javier Pinola rückte nach links hinten, Marvin Plattenhardt dafür ins Mittelfeld. Der wieder genesene Emanuel Pogatetz kehrte ins Abwehrzentrum zurück. Im Sturm sollte Tomas Pekhart statt Josip Drmic für Unruhe sorgen. Der zuletzt brandgefährliche Schweizer rotierte ins rechte Mittelfeld und verdrängte so Robert Mak aus der Startformation. Adam Hlousek musste Jose Campana weichen.
Beide Teams waren vor 40.079 Zuschauern im Grundig-Stadion anfangs darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Die ebenfalls abstiegsbedrohte Eintracht schien jedoch von Beginn an besser mit dem Druck umgehen zu können, wirkte präsenter. Konsequenterweise waren es auch die Frankfurter, die in der 11. Spielminute zu einer ersten nennenswerten Chance kamen. Ein Freistoß aus dem Halbfeld durch Tranquillo Barnetta rauschte mit Schnitt aufs Tor an Freund und Feind vorbei und zwang Club-Kapitän Raphael Schäfer zu einer Parade in Volleyballer-Manier.
Joselu mit Ausschlag
Kurz darauf die Schlüsselszene des Spiels. Frankfurts Joselu rammte Ondrej Petrak im Zweikampf den rechten Ellenbogen ins Gesicht (14.), der Tscheche ging benommen zu Boden, musste minutenlang behandelt werden. Schiedsrichter Knut Kircher und sein Gespann hatten die Szene wohl nicht genau beobachtet, anders ist nicht zu erklären, warum Joselu völlig ungestraft davonkam. Für ähnliche Vergehen hatte es in der Bundesliga-Historie durchaus schon Rot gegeben. Hanno Balitsch machte sich als Ersatzmann an der Seitenlinie bereits warm, doch Petrak probierte es nochmal.
Der FCN schien nun so langsam in die Partie zu finden und agierte mutiger nach vorne. Pekhart tauchte, von Mike Frantz geschickt, plötzlich vor dem Frankfurter Tor auf und kam zum Abschluss. Doch der Tscheche traf nur das Außennetz, nachdem er Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp bereits getunnelt hatte (17.). Verbeeks taktisches Konzept war endgültig hinüber, als Petrak wenig später erneut zusammensackte, diesmal ohne Fremdeinwirkung (20.). Der Schlag ins Gesicht von Joselu hatte dem Youngster offensichtlich mehr zugesetzt, als gedacht.
Und während Petrak wieder behandelt wurde (Verdacht auf Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch) und sich Balitsch noch auf seine Einwechslung vorbereitete, wusste die Eintracht ihre Überzahl eiskalt zu nutzen. Ausgangspunkt war Pogatetz, dem ein katastrophaler Schnitzer unterlief. Der Österreicher verlor den Ball auf links an Stefan Aigner, der behielt die Übersicht und passte scharf nach innen. Dort lauerte Tranquillo Barnetta, der das Leder nur noch einschieben musste - 0:1 (21.).
Daraufhin entglitt dem Club die Partie völlig. Bis zur Halbzeit spielte quasi nur noch die Eintracht. Das Publikum im Grundig-Stadion quittierte die desolate Leistung der Franken in der 35. Minute sogar mit einigen Pfiffen, nachdem Frankfurt wiederholt kurz vor dem 2:0 stand. Einzig Schäfer war es zu verdanken, dass der FCN zur Pause nicht höher zurücklag. Der Keeper fischte die Kugel in der 45. Minute nach einem Barnetta-Kopfball mit einer Glanzparade von der Linie.
Doppelschlag und Schockstarre
Verbeek reagierte zur Halbzeit und brachte Robert Mak für den enttäuschenden Hiroshi Kiyotake. Doch der zweite Durchgang war keine vier Minuten alt, da erwischten die Hessen den 1. FC Nürnberg schon wieder kalt. Erneut tankte sich Aigner auf rechts durch, brachte die Kugel uneigennützig nach innen. Dort wartete Joselu und hatte keine Mühe damit, das Leder zum 2:0 im Tor unterzubringen. Die Frankfurter waren jetzt beflügelt, der Club völlig desorientiert. Nur wenige Zeigerumdrehungen später erhöhte Alexander Madlung nach Freistoß von Barnetta, Kopfball durch Martin Lanig und Parade von Schäfer im Nachsetzen gar auf 3:0, allerdings aus abseitsverdächtiger Position.
Nach kurzer Schockstarre bäumte sich der Club schließlich nochmal auf. Josip Drmic verkürzte mit einem sehenswerten Treffer auf 1:3 (64.) und Jose Campana schaffte per Distanzschuss sogar noch den 2:3-Anschluss (72.). Doch eine Rote Karte für Pinola, der Joselu als letzter Mann kurz vor dem Strafraum von den Beinen holte, nahm dem FCN dann jeglichen Wind aus den Segeln (80.).
Joselu, der nach dem Foul gegen Petrak eigentlich gar nicht mehr zwingend auf dem Feld hätte sein müssen, avancierte immer mehr zur spielentscheidenden Figur. Der Spanier machte nur kurz nach Pinolas Feldverweis den Sack zu und traf gegen die aufgerückten Nürnberger zum 4:2, schnürte somit seinen Doppelpack (88.). Doch die Hessen hatten noch nicht genug: In der Nachspielzeit erhöhte Vaclav Kadlec gar noch auf 5:2. Dann war Schluss.
Frankfurt vergrößerte durch den Sieg seinen Abstand auf den FCN auf nunmehr sechs Punkte. Der Club kassierte mit dem 2:5 schon die vierte Niederlage in Folge, drei davon gegen direkte Konkurrenten. Weiterhin stehen also nur 23 Punkte auf der Haben-Seite, eigentlich viel zu wenig nach 26 Spieltagen. Dementsprechend desillusioniert und mit hängenden Köpfen schlichen Schäfer und Co. von dannen.
Da unklar ist, wann der verletzte Petrak wieder zum Einsatz kommen kann und Pinola auch noch für mindestens zwei Spiele gesperrt wird, verschärft sich die personelle Situation des 1. FC Nürnberg abermals. Dem Club stehen schwere Wochen bevor. Schon am Mittwoch geht es vor heimischer Kulisse gegen den VfB Stuttgart erneut ums blanke Überleben in der Erstklassigkeit.
1. FC Nürnberg: Schäfer – Feulner, Petrak (22. Balitsch), Pogatetz (62. Stark), Pinola – Campaña – Drmic, Kiyotake (46. Mak), Frantz, Plattenhardt – Pekhart
Eintracht Frankfurt: Trapp – Jung, Zambrano, Madlung, Djakpa (65.Oczipka) – Lanig (90. Stendera), Russ – Aigner (75. Kadlec), Barnetta, Flum – Joselu
Tore: 0:1 Barnetta (21.), 0:2 Joselu (49.), 0:3 Madlung (53.), 1:3 Drmic (64.), 2:3 Campaña (72.), 2:4 Joselu (88.), 2:5 Kadlec (90.+2) | Gelbe Karten: – / Flum (6) | Rote Karten: Pinola (80./Notbremse) / - | Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) | Zuschauer: 40.079.
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