Schmidtgal: Furchtlos und fröhlich

27.3.2013, 16:09 Uhr
Schmidtgal: Furchtlos und fröhlich

© Wolfgang Zink

"Was für ein Spiel! Hat echt Spaß gemacht in der zweiten Halbzeit und noch das erste Tor von mir für Kasachstan! Ausgerechnet gegen Deutschland!", gab Schmidtgal via facebook Einblick in sein Seelenleben. Der 27-Jährige, der aufgrund seiner kompakten Statur von den Kollegen am Laubenweg "Hulk" gerufen wird, wuchs gegen Özil & Co. über sich hinaus. Bereits im ersten Durchgang, in dem die Kasachen dem DFB-Team hoffnungslos unterlegen waren, war es der Linksfuß, über den alle Aktionen in Richtung Gehäuse von Manuel Neuer liefen.

Vielversprechende Ausbruchversuche

Den ersten Nachweis für Schmidtgals offensive Omnipräsenz lieferte das 1,74-Meter-große Kraftpaket, als er zunächst eine Ecke herausholte und Sergej Ostapenko nach dieser nur knapp am Kasten vorbeiköpfte (8.). Exakt eine Viertelstunde war absolviert, als sich der Mann, der als Zweijähriger mit seinen Eltern aus der ehemaligen sowjetischen Teilrepublik nach Westfalen übersiedelte, in der eigenen Hälfte das Leder schnappte und dieses vehement nach vorne trieb. Über 50 Meter steuerte das im Vorwärtsgang dynamische Energiebündel auf das deutsche Tor zu, ehe Marco Reus mit einem fairen Tackling den couragierten Vorstoß stoppte. Während Schmidtgals Kameraden im Nahbereich des eigenen Sechzehners mit Verteidigungsarbeit beschäftigt waren, startete der Kleeblatt-Akteur auch fortan beherzte Ausbruchversuche. Mit niedrigem Körperschwerpunkt, enger Ballführung - eine Mischung aus Baby-Briegel und Mini-Messi. Es waren Antritte, die er im Vereinstrikot gegen den KSC und St. Pauli in der vergangenen Saison auch schon mit herrlichen Toren veredelt hatte.

Nahezu zwangsläufig, dass Kasachstans Einzelkämpfer kurz nach Wiederanpfiff Geschichtsträchtiges glückte. Nach Neuers schwerem Patzer zeigte sich Schmidtgal handlungsschnell und und nutzte den kapitalen Ballverlust des Bayern-Keepers zum Premierentreffer gegen Deutschland. „Ich habe gesehen, dass er sich den Ball etwas zu weit vorgelegt hat“, kommentierte "Hulk" gut gelaunt und ergänzte: „Ich habe darauf spekuliert und ein bisschen Glück dabei gehabt.“ Zum noch größeren Superhelden hätte "Hulk" avancieren können, hätte Valeriy Korobkin seine Freistoßflanke ins Netz statt an den Außenpfosten befördert (79.) und Philipp Lahm seinen Schuss nicht vor der Linie geklärt (89.).

Für Schmidtgal läuft es auch im Verein wieder nach Plan. In der Hinrunde links in der Kleeblatt-Viererkette noch Stammkraft legten Patellasehnen-Probleme den Blondschopf in der Rückserie lahm, sodass dieser erst Mitte März gegen den SV Werder Bremen (2:2) in die Fürther Mannschaft zurückkehrte. Gegen die Hanseaten eingewechselt, betätigte sich Schmidtgal beim 1:1 prompt als Vorlagengeber. Es ist zu erwarten, dass dem Deutsch-Kasachen seine überzeugenden Auftritte mit der Nationalmannschaft Auftrieb geben, er beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag, 17:30 Uhr) in die Anfangsformation zurückkehren wird. Da Baba Rahman mittlerweile auf links verteidigt, wird er wohl in offensiverer Rolle die Außenbahn beackern. Wie das geht, weiß Schmidtgal, der sich vorstellen kann, "in Fürth zu bleiben", spätestestens seit seinem tollen Auftritt gegen Deutschland.

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