Sepsi spielt: Der Sündenbock hat keine Schmerzen mehr

29.11.2017, 09:31 Uhr
Einwurf für eine bessere Club-Zukunft? Laszlo Sepsi kann beim FCN wieder mitwirken.

© Foto: Daniel Marr/Zink Einwurf für eine bessere Club-Zukunft? Laszlo Sepsi kann beim FCN wieder mitwirken.

Der bislang unter anderem durch seinen Ideenreichtum aufgefallene Fußballtrainer Michael Köllner hatte am Samstag in Braunschweig wieder mal einen Einfall. Es sind in den letzten Wochen und Monaten viele von Köllners Ideen diskutiert worden, zuletzt stritt die Öffentlichkeit darüber, ob es eine gute Idee war, den talentierten Alexander Fuchs beim Stand von 2:0 gegen Kiel einzuwechseln. Tendenz: keine gute Idee. Am Samstag stritt niemand, denn Köllner wechselte in der 74. Minute tatsächlich Laszlo Sepsi ein, von dem in Nürnberg schon lange keiner mehr glaubt, dass er Talent besitzt.

Verständisvolle Rechtfertigung 

Zuletzt spielte Sepsi Anfang des Jahres Zweitligafußball für den FCN, nach der Partie gegen Dynamo Dresden verpasste ihm das gerne Schulnoten vergebende Fachmagazin kicker eine 5,5 und traf damit den Nerv der Zeit. Sepsi versteht das sogar, eigentlich will er noch nicht über sich sprechen, nachdem er jetzt gerade einmal wieder 16 Minuten gespielt hat, macht das dann aber doch, weil es ein paar Dinge klarzustellen gibt, unter anderem diese 5,5.

Fast zehn Monate hat Sepsi nach dem Spiel gegen Dresden gefehlt. Er musste sich einer Operation am linken Sprunggelenk unterziehen, war danach immer noch nicht fit, versuchte es ohne Operation und ist jetzt "seit fast zwei Monaten schmerzfrei". Es ist ein Gefühl, das er so gar nicht mehr kannte, die Schmerzen waren ja nicht erst im Januar gekommen, die Schmerzen waren Sepsi auch in den Wochen zuvor ein unangenehmer Begleiter.

"Wenn du auf den Platz gehst", sagt Sepsi jetzt, "dann interessiert es keinen, ob du fit bist oder nicht." Er ist immer wieder auf den Platz gegangen, weil er dachte, dass er helfen muss, einen schlingernden Verein irgendwie in der Balance zu halten. Es funktionierte nicht, weshalb der 30-Jährige jetzt sagt, dass die Entscheidung, trotz der Schmerzen weiterzuspielen, keine gute war: "Die Schmerzen waren nicht im Spiel das Problem, weil man da eine Pille bekommt. Das Problem war, dass ich in der Woche vorher nicht richtig trainieren konnte und deshalb nicht fit war." 

 

Dass man unter diesen Voraussetzungen mal von einem Fachblatt und fast immer von den eigenen Fans abgestraft wird, kann Sepsi verstehen. Sepsi, der einem Zweitligisten durchaus ein solider Linksverteidiger sein kann, war damals ein Sündenbock, er personifizierte all die Zweifel, die man an der Mannschaft des Trainers Alois Schwartz haben konnte. Zehn Monate später ist Schwartz ein erfolgreicher Trainer beim Karlsruher SC, und Sepsi zurückgekehrt in die erfolgreiche Mannschaft des 1. FC Nürnberg. Manche Dinge, sagt Sepsi, kann man eben nicht erklären im Fußball. Oder nur so: "Wir haben jetzt eine andere Philosophie, ob die schlechter oder besser ist, kann ich nicht sagen. Wenn du gewinnst, ist es gut, wenn du verlierst, ist es nicht gut."

"Mal sehen, was passiert" 

Dass es gut bleibt in Nürnberg, daran darf Sepsi zumindest noch bis zum Sommer mitarbeiten. Dann läuft sein Vertrag aus, eine Ausweitung des Arbeitsverhältnisses ist unwahrscheinlich, aber Sepsi nimmt auch das gelassen. "Mal sehen, was passiert", sagt er. Vielleicht hat ja Michael Köllner eine Idee. 

 

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