Tor-Held Teuchert: Das Comeback des Hochbegabten

18.4.2017, 05:51 Uhr
16. Einwechslung, zweites Tor: Junioren-Nationalspieler Cedric Teuchert kann für den 1. FC Nürnberg noch sehr wichtig werden – dafür müsste er aber zuerst mal über einen längeren Zeitraum gesund bleiben.

© Sportfoto Zink / DaMa 16. Einwechslung, zweites Tor: Junioren-Nationalspieler Cedric Teuchert kann für den 1. FC Nürnberg noch sehr wichtig werden – dafür müsste er aber zuerst mal über einen längeren Zeitraum gesund bleiben.

Die Liebesgrüße aus seiner oberfränkischen Heimat ließen nicht lange auf sich warten. "Cedric Teuchert aus Coburg schießt den Club zum Sieg gegen Aue – super!", vermeldete das Coburger Tagblatt hinterher umgehend. Einen offiziellen Berichterstatter hatte die Zeitung am Samstagnachmittag zwar offenbar nicht entsandt ins Fußballstadion nach Nürnberg, der zurzeit vielleicht sogar berühmteste Sohn der Stadt ist aber trotzdem allgegenwärtig.

Der eine oder andere Herzenscoburger wird deshalb die Nase gerümpft haben ob der Fake News, die Michael Köllner im Überschwang seiner Gefühle da produzierte nach dem 2:1 gegen den FC Erzgebirge Aue. Wie der Heimsieg zustande kam, wird den Trainer des 1. FC Nürnberg auch über die Feiertage noch beschäftigt haben. Führung, Rote Karte, Ausgleich, Siegtreffer in Unterzahl. Erzielt von: Cedric Teuchert. "Das ist ein Nürnberger Junge", schwärmte Köllner. Zumindest ein halber.

Seit 2009 trägt Teuchert das Club-Trikot und gilt schon fast genauso lange als einer der großen Hoffnungsträger. Der 20-Jährige aus der Generation Löwenmühlkammerbauer stach bereits als Jugendlicher heraus, weil er öfter traf als die meisten anderen. Selbst beim Deutschen Fußball-Bund halten sie unheimlich viel von Teuchert; seit der U15 ist er deshalb Nationalspieler, im September des vergangenen Jahres brachte ihn DFB-Sportdirektor Hans Flick sogar für höhere Aufgaben ins Gespräch. "Cedric Teuchert aus Nürnberg", sagte der hochrangige Funktionär in einem Interview mit der FAZ, "finde ich auch einen interessanten Spieler."

Dass der nach wie vor interessante Spieler in der laufenden Zweitliga-Saison noch auf seine erste Berufung in die Startelf wartet, lässt erahnen, dass in Teucherts Karriere bislang einiges nicht so lief wie geplant. In für ihn und den Verein unerfreulicher Regelmäßigkeit stoppten ihn Verletzungen aller Art auf dem eigentlich längst vorgezeichneten Weg nach oben, zuletzt eine doch eher selten passierende Kreuzbandzerrung. Sieben lange Partien musste Teuchert diesmal zuschauen – und fehlte seiner Mannschaft doch mehr als sonst.

Gerade in der Schlussphase, wenn viele Verteidiger allmählich müde werden, sind Teucherts Hochgeschwindigkeitsdribblings von unschätzbarem Wert. "Dann ist Cedi da", sagt Köllner, wie auch am Samstag, als er acht Minuten vor Schluss auf Samsons missglückten Klärungsversuch kurz hinter der Mittellinie spekuliert zu haben schien. Mit dem Ball am rechten Fuß gab es für Teuchert nur noch ein Sehnsuchtsziel; ein paar Sekunden später schloss er den Ein-Mann-Angriff im Stile eines Torjägers zum 2:1 ab. Mit links.

"Schön gepumpt" habe Teuchert ein paar Mal nach seiner Einwechslung in der 57. Minute, fand Köllner, "er war in manchen Situationen schön blau", also platt, kaputt – was der junge Stürmer geringfügig anders empfand. "Ich wusste, dass ich viel laufen muss", berichtete Teuchert später im Bauch des Stadions, die Rote Karte für den Kollegen Kammerbauer kurz nach der Pause ging ja vor allem auf Kosten der Offensive. "Ich habe mich gut gefühlt, erstaunlicherweise", sagte Teuchert, in den nächsten Wochen würde er gerne noch "die letzten zwei, drei Prozent rausholen".

"Hat uns gut getan"

Fünf Wochen bleiben ihm noch, die sich für ihn ungefähr so anfühlen dürften wie eine Vorbereitung im laufenden Betrieb. Teuchert würde bis Ende Mai gerne Schwung holen für die nächsten Saison, in der sie mal wieder fest mit ihm rechnen. Tim Matavz ist ja nur geliehen vom FC Augsburg und Winter-Zugang Mikael Ishak noch kein ernst zu nehmender Faktor im Nürnberger Spiel; und ob Stefan Kutschke tatsächlich zurückkehrt aus Dresden, ist zumindest fraglich.

Nicht nur sein Trainer traut ihm mittelfristig eine tragende Rolle zu, dafür müsste Teuchert aber endlich mal über einen längeren Zeitraum gesund bleiben. "Mit seinem beherzten Spiel hat er uns gut getan, auch gegen den Ball", schwärmte Köllner, sein Tempo, sein häufig instinktiv richtiges Verhalten in der anderen Platzhälfte.

Köllners Kollege hatte deshalb nicht erst ab der 57. Minute ein ungutes Gefühl. Darauf könnte sich Teuchert sogar etwas einbilden, denn Domenico Tedesco ist ein absoluter Fachmann. Die Ausbildung zum Fußballlehrer schloss er 2016 als Jahrgangsbester ab und damit besser als Julian Nagelsmann. "Wir wussten: Wenn Teuchert spielt mit seiner Geschwindigkeit, wird‘s eklig, wird‘s schwierig – und genau da haben sie uns erwischt", sagte der Trainer von Erzgebirge Aue, genau da hat sie Teuchert erwischt. In Nürnberg wird man das wahrscheinlich ähnlich gerne hören wie in Coburg.

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