Vor Berlin: Bredlow steht in seiner Heimatstadt im Club-Tor
23.8.2018, 05:57 UhrFür Fabian Bredlow beginnt sein Leben als Erstligaspieler mit einem Heimspiel und an jenem Ort, an dem er davon zu träumen begonnen hat, irgendwann einmal ein Erstligaspieler zu sein. Als Kind stand Bredlow, der in Berlin geboren und aufgewachsen ist, häufiger mal in der Ostkurve des Olympiastadions: Die Hertha gucken und sich dem Gedanken hingeben, dass man irgendwann selbst einmal da unten steht. "Es gibt in Berlin nur die Wahl, entweder hältst du zu Union oder zur Hertha", sagt Bredlow.
Seine Familie entschied sich für die Hertha. Jetzt kehrt er zurück, als Torwart des 1. FC Nürnberg gibt er am Samstag ab 15.30 Uhr sein Erstliga-Debüt. Im Berliner Olympiastadion, ausgerechnet. "Surreal" sagt Bredlow fühlt sich das an. Die Heimkehr, die Tatsache, dass er tatsächlich als Erstliga-Torwart das erste Mal im Olympiastadion auf dem Rasen stehen wird.
"Ich musste schon ein bisschen schmunzeln", sagt Bredlow über seine Gefühle, als die Spielplanmacher der Deutschen Fußball-Liga den Aufsteiger aus Nürnberg zur Saisonpremiere gleich einmal seiner Hertha zuwiesen. Natürlich hat er Karten besorgen müssen für Freunde und für die Familie. Natürlich hofft er, dass sie alle nach dem Spiel wieder die Gelegenheit haben, glücklich zu sein und mit ihm zu schmunzeln. Als Hertha-Fans kommen sie diesmal ja alle nicht, diesmal geht es um ihn und um den vorläufigen Höhepunkt einer Karriere, die mit der Hertha erstaunlich wenige Berührungspunkte hat.
Platz in der Kurve bleibt leer
Bredlow fing beim Lichtenrader BC 25 an mit dem Fußball – als Mittelfeldspieler. Das ging einigermaßen gut, bis Bredlow zehn Jahre alt geworden war und das eigene Tun etwas gnadenloser analysierte. Zu langsam und einfach zu schlecht, so fiel das Urteil Bredlows über Bredlow aus. Es folgte der Wechsel ins Tor und kurze Zeit später der zu Hertha Zehlendorf. Bredlow fand sich selbst jetzt ganz okay, für die große Hertha aus Charlottenburg-Wilmersdorf aber reichte es immer noch nicht. "Ich habe bei der Hertha ein Jahr mittrainiert, aber weiter für Zehlendorf gespielt", sagt Bredlow über jene Phase seines Lebens, in der er einem Platz im Hertha-Tor so nah war wie nie mehr.
Weil die Hertha-Verantwortlichen aber nicht glaubten, dass Bredlow sie besser machen kann, ging er weit weg von Berlin und dem Olympiastadion. Erst nach Leipzig, dann ins österreichische Liefering, wo der Red-Bull-Konzern einen seiner vielen Fußball-Ableger unterhält. Es folgte der Wechsel zurück nach Deutschland, erst nach Halle in die 3. Liga, dann zum 1. FC Nürnberg.
Dort stellte sich Bredlow vor einem Jahr als talentierter, aber bescheidener Torhüter vor, der sich im Kampf um die Nummer eins erst einmal Thorsten Kirschbaum geschlagen geben musste, sich dann aber trotzdem durchsetzte. Bredlow gelang ein sehr solides Premierenjahr mit dem Club, an dessen Ende er einige komische Gegentore kassiert, aber auch einige hochkarätige Gelegenheiten der Gegner vereitelt hatte – und vor allem aufgestiegen war.
Angekommen in der ersten Liga wartete: der nächste Konkurrenzkampf. Zwar hat sich Kirschbaum zu Bayer Leverkusen verabschiedet, aber mit Christian Mathenia präsentierten die Club-Verantwortlichen Bredlow gleich den nächsten Kontrahenten. Einen, der – anders als Bredlow – mit dem SV Darmstadt 98 und dem Hamburger SV die Bundesliga schon hat kennenlernen dürfen. Durchgesetzt hat sich diesmal von Beginn an Bredlow.
"Das ist natürlich traurig für Chris, aber am Ende kann nur einer spielen", sagt Bredlow. Es war eine enge Entscheidung, wenn man Michael Köllner glauben darf, vor allem muss es keine endgültige Entscheidung sein. Der Trainer hält wenig von Stammplätzen, er glaubt an die belebende Kraft der Konkurrenzkämpfe – auch im Tor.
Bredlow weiß das, er konnte sich auch in der Vorsaison nicht immer sicher sein, dass er am nächsten Spieltag wieder im Tor stehen darf. Er nimmt es mit vornehmer Gelassenheit. Dass sich die Dinge schon irgendwie so entwickeln, wie er sich das vorstellt hat, das hat er ja in den vergangenen Jahren gelernt. So gut haben sie sich entwickelt, dass sein Platz in der Ostkurve auch am Samstag und wie so oft in den letzten Jahren frei bleibt: Bredlow muss unten auf dem Platz seinen Traum mit Leben füllen.
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