Wiesinger beklagt "nervöses Umfeld" in Nürnberg

16.10.2013, 17:04 Uhr
Michael Wiesinger prangerte gegenüber der "Sport-Bild" das "nervöse Umfeld" des 1. FC Nürnberg an.

© Wolfgang Zink Michael Wiesinger prangerte gegenüber der "Sport-Bild" das "nervöse Umfeld" des 1. FC Nürnberg an.

Michael Wiesinger ist eigentlich nicht der Typ, der nachtritt. Im Interview mit der "Sport-Bild" prangerte der beim Club entlassene Übungsleiter jetzt aber ungewöhnlich deutlich das Umfeld des 1. FC Nürnberg an und beklagte "Vorbehalte", die er gegenüber seiner Person immer gespürt habe.

Im Gegensatz zu seinem ebenfalls vom FCN beurlaubten Partner Armin Reutershahn, der relativ schnell nach dem Aus wieder nach vorne blickte und sich im Gespräch mit der "Nürnberger Zeitung" der Öffentlichkeit stellte, hatte sich Wiesinger eine etwas längere mediale Auszeit verordnet. Knapp zehn Tage nach dem unrühmlichen Ende seiner 287-tägigen Amtszeit brach er sein Schweigen. Man darf also davon ausgehen, dass es sich um durchaus wohlüberlegte Kritik handelt.

Keine Tränen seien geflossen, als Sportvorstand Martin Bader ihm die Entscheidung am Telefon mitteilte, "aber in dem Moment ist man schon sehr deprimiert", erklärte Wiesinger. Ausschlaggebend für die Entlassung war die ungebremste sportliche Talfahrt des 1. FC Nürnberg. Pokalaus in der ersten Runde, acht sieglose Bundesligaspiele in Folge, Tabellenplatz Sechzehn: Wiesinger gingen irgendwann die Argumente aus.

"Ich habe mich in Nürnberg sehr wohl gefühlt", erzählte der 40-jährige Oberbayer, der in seiner Zeit als aktiver Spieler des FCN stets zu den Publikumslieblingen gezählt und somit ein besonderes Verhältnis zum Verein hatte.

Dass er von Anfang an bei den Fans so wenig Kredit gehabt hat, liege an der "negativen Denkweise", die in Nürnberg verankert sei. "Das Umfeld hier ist immer nervös, es gibt ein Worst-Case-Denken", zitiert die "Sport-Bild" Wiesinger weiter. In der Tat gab es zu Beginn seiner Amtszeit nicht wenige Stimmen, die Wiesinger als Nachfolger für den an Weihnachten 2012 überraschend zum VfL Wolfsburg gewechselten Coach Dieter Hecking für zu unerfahren, zu jung hielten.

Über seine ehemaligen Schützlinge sagte Wiesinger: "Ich denke, die Mannschaft hat eine gute Mischung mit Raphael Schäfer als Führungsspieler." Es gebe viele erfahrene und auch viele talentierte junge Spieler, "was vielleicht fehlt, ist eine Mittelschicht, 25 bis 30 Jahre alte Spieler", so der 40-Jährige.

Das Team sei, auch wenn durch die Suspendierung von Routinier Hanno Balitsch ein anderer Eindruck entstanden sein mag, intakt. Wiesinger dazu: "Das war eine rein sportliche Entscheidung."

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