Wo alles begann: Der Club setzt wieder auf Südtirol

29.7.2018, 18:37 Uhr
Royales Begrüßungskomitee: Apfelkönigin Anna Michaeler (Mitte) hieß Michael Köllner (re.) und den Club in Natz herzlich willkommen.

© Sportfoto Zink / JüRa Royales Begrüßungskomitee: Apfelkönigin Anna Michaeler (Mitte) hieß Michael Köllner (re.) und den Club in Natz herzlich willkommen.

Er hat sie mit zu einer Führung samt Weinprobe ins Kloster genommen, er hat ihnen auf dem Fußballplatz eine Geschichte vorgelesen, er hat sie mit der Dorfjugend Fußball spielen und auf dem Dorffest Einheimische kennen lernen lassen: Sollten die Fußballspieler des 1. FC Nürnberg bis zum vergangenen Sommer nur eine leichte Ahnung davon gehabt haben, dass ihr damals noch recht neuer Trainer Michael Köllner die Dinge gerne etwas anders angeht: Im ersten gemeinsamen Trainingslager in Natz wurde daraus eine Gewissheit.

Trainingslager hatten sie bis dahin alle schon kennengelernt, es gehört zum Brauchtum des Profifußballs, sich in der Vorbereitung auf eine Saison in den Bus zu setzen und mal eine Woche fern der gewohnten Strukturen zu üben. So etwas kann sehr eintönig sein, wenn man sich in einem gottverlassenen, oberbayerischen Kurort bald nur noch selbst auf die Nerven geht – oder gar im russischen Watutinki. So etwas kann aber auch der Beginn einer wunderbaren Reise sein – wenn man, wie Köllner es angeordnet hat, nach Südtirol fährt.

Klosterkirche, Inter und der Aufstieg

Natürlich gab es auch damals Zweifler, ob das denn so viel Sinn macht, einer Fußballmannschaft neben den körperlichen Grundlagen für ein anstrengendes Arbeitsjahr auch noch kulturelle Dinge beizubringen. Wer den gelangweilten Abdelhamid Sabiri damals in der letzten Reihe der Klosterkirche hat lümmeln sehen, der konnte sogar sehr sicher sein, dass das nicht gutgehen würde mit Köllner und dem 1. FC Nürnberg. Sabiri aber verabschiedete sich bald auf die Tribüne von Huddersfield Town, Köllner durfte weitermachen – und am Ende wurden sie alle belohnt mit dem Aufstieg in die erste Liga.


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Man liegt sicher nicht falsch, wenn man die Anfänge dieser schönen Geschichte genau hier verortet: In Natz, nicht weit von Brixen gelegen, wo man in der Altstadt sehr gemütlich seinen Espresso trinken und sich wie im Urlaub fühlen kann. Raus aus Brixen führt die Straße in die üppigen Apfelplantagen, irgendwo dazwischen haben sie sich zwei gepflegte Rasenplätze gebaut. Dort trainierte der 1. FC Nürnberg vor einem Jahr, bis auf ein, zwei Ausnahmen taten das alle mit so guter Laune, wie man sie in einem Trainingslager nur haben kann. Zum Abschluss gelang ihnen vor großer Kulisse noch ein Testspielsieg gegen Inter Mailand. Ein Sieg gegen Inter, in Italien. Es ist schwer, keine guten Erinnerungen zu haben an diesen Ort.

Begrüßt von der Apfelkönigin

Deshalb sind sie jetzt wieder hier. Wie vor einem Jahr werden sie von der Apfelkönigin empfangen, eine Institution in und um Natz. Wie vor einem Jahr, kommen sie mit ein paar Sorgen. Aber damals fragten sie sich, ob sie in der 2. Bundesliga irgendwann mal wieder die Rolle spielen können, die sie selbst angedacht haben, diesmal kommen sie als Erstligist. Als einer, der nun drei harte Trainingswochen hinter sich hat, dem es trotz Köllner aber noch nicht so recht gelingen will, Euphorie zu entwickeln für die neue Aufgabe. Andreas Bornemann, der Sportvorstand, tut sich auf dem Transfermarkt schwer mit den begrenzten Mitteln, die ihm Finanzvorstand Michael Meeske zur Verfügung stellen kann; die Mannschaft wiederum fiel vor allem dadurch auf, dass sie sich schwertat, mit der von Köllner gewünschten Erweiterung der Möglichkeiten im Spielsystem.

Zumindest Letzteres soll jetzt besser werden hier in Natz. Alles andere hat Köllner nicht in der Hand. Deshalb sagt er Dinge, die man eben so sagt in seiner Situation: "Ich hätte keine Bauchschmerzen, mit dieser Truppe in die Saison zu gehen." Natürlich, das sagt er auch noch, führen sie aber Gespräche mit möglichen Neuzugängen. Ob die dann die Schönheiten von Natz noch kennenlernen? Köllner zuckt mit den Schultern. Er will keinen Zeitdruck aufbauen. Am Ende, sagt er, sei man dann nur enttäuscht, wenn es nicht klappt.

Enttäuscht aber wollen sie in Natz nicht sein, zu viel bedeutet ihnen dieser Ort, an dem alles begann. "Das war vor einem Jahr ein entscheidender Mosaikstein, nicht nur ein kleiner", sagt Köllner, "Natz war ganz wichtig, da haben wir unser Spiel richtig vorangebracht, das erhoffen wir uns dieses Jahr wieder. Hier ist alles gut." Michael Köllner ist schon wieder in Natz-Form. 

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