St. Johannis nach Stich-Attacken: Im Viertel geht die Angst um
14.12.2018, 15:15 UhrPietro Renda kann noch immer nicht ganz fassen, was da gestern Abend vor seiner Ladentür geschah. Der 57-Jährige hatte kurz vor Geschäftsschluss noch eine Kundin, als ein junger Mann in seinen Friseursalon stürmte und um ein paar Handtücher bat. Wenige Minuten zuvor hatte ein bislang noch unbekannter Täter sein erstes Opfer niedergestochen, der junge Mann war Ersthelfer und bat Renda um Unterstützung.
Stich-Attacken in Nürnberg: Was wir wissen - und was nicht
Direkt auf der Bank vor seinem Salon habe die schwer verletzte 56-Jährige gesessen, so Renda. Sie habe unter Schock gestanden und erzählt, dass der Unbekannte ohne Vorwarnung auf sie eingestochen habe. "Kurz darauf kam schon die Polizei." Am Tag danach sind keine Spuren des dramatischen Vorfalls mehr zu sehen, doch die Tat wirkt bei Renda und seinen Mitarbeitern noch nach. "Wie kann das sein, dass jemand einfach auf wildfremde Menschen los geht?" fragt der gebürtige Sizilianer, der seit 35 Jahren in Deutschland lebt.
"Da ist ein mulmiges Gefühl"
Auch anderswo im Stadtteil ist die Verunsicherung groß. Viele haben schon in der Nacht geahnt, dass etwas passiert sein muss. Stundenlang habe ein Polizeihubschrauber seine Kreise gezogen, erzählt Tom Dorn, Mitarbeiter im Café Fatal. Später habe er dann im Internet die ersten Nachrichten über die Stich-Attacken gelesen. "Das ist ein mulmiges Gefühl", sagt der 44-Jährige, der im Stadtteil wohnt und sich vor allem um die Sicherheit von Frau und Kind Gedanken macht.
"So lange der Mann nicht gefasst wird, werde ich mich auf dem Heimweg genauer umschauen", sagt auch Kerstin T., die im Café Fatal gerade ihren Kaffee trinkt. Gestern sei sie ebenfalls abends unterwegs gewesen, gegen 23 Uhr, als sich der zweite und dritte Angriff ereignete. "Zum Glück habe ich davon nichts mitgekriegt." Wie viele andere auch rätselt die 53-Jährige über die Hintergründe der Tat. "Vermutlich ist da einer ausgetickt.“
Andere halten auch einen terroristischen Hintergrund für denkbar. "In Frankreich gab es ja auch ähnliche Angriffe", sagt Dilan G., die mit einer Freundin gerade auf dem Weg zum Nordklinikum ist. Dort machen die beiden jungen Frauen eine Ausbildung zur Krankenschwester, die Ereignisse vom Donnerstagabend seien Hauptgesprächsthema in ihrer Klasse gewesen, sagt Freundin Elen F.. "Das macht uns Angst." Einen terroristischen Hintergrund schloss die Polizei allerdings bislang aus.