Ukraine vor einer Schicksalswahl?
22.2.2019, 19:49 UhrKommt sie wieder an die Macht? Von den einen verehrt, von anderen geradezu verfolgt, gilt Julia Timoschenko als aussichtsreiche Kandidatin bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in der Ukraine. Und das Geschehen wird auch in Nürnberg besonders aufmerksam verfolgt – von den Mitgliedern des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg.
Der Grund liegt auf der Hand: Ob der Austausch gefördert wird und, wie viele hoffen, noch mehr Früchte trägt, kann leicht auch davon abhängen, wer in dem Land an die Macht kommt. Die Probleme sind immens, vor allem das Verhältnis zu Moskau ist mehr als gespannt, nachdem sich Russland die Krim einverleibt hat und weil es den Separatistenkrieg in der Ostukraine am Kochen hält. Zu den anhaltenden Problemen gehören aber auch Korruption und Klüngelwirtschaft.
Aktuelle Beobachtungen und Einschätzungen aus erster Hand dazu verspricht der nächste Gast beim runden Tisch Ukraine des Partnerschaftsvereins: Am kommenden Montag, 25. Februar, berichtet dort Sergej Sumlenny, Leiter des Kiewer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, über Hintergründe und Perspektiven (Literaturhaus, Luitpoldstraße, Salon im 1. Stock, 19 Uhr). Ende März steht der erste Wahlgang an. Eine der zentralen Fragen: Wird der oder die künftige Staatschef(in) sich an die Werte und Ziele gebunden fühlen, für die Tausende von Bürgern auf dem Maidan-Platz in Kiew Leib und Leben riskiert haben?
Der "Euromaidan", auch "Revolution der Würde" genannt, hatte Ende Februar 2014, vor nun genau fünf Jahren, zur Flucht des damaligen, hoch umstrittenen Präsidenten Janukowitsch, zu einer Übergangsregierung und schließlich zur Wahl des derzeit amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko geführt.
Für zusätzlichen Konfliktstoff hatte zu Jahresbeginn ausgerechnet die orthodoxe Kirche des Landes gesorgt: Sie hatte darauf gedrungen, als eigenständige Landeskirche anerkannt zu werden. Neben dem Kiewer galt bisher das Moskauer Patriarchat als oberste Instanz auch für viele Gemeinden in der Ukraine. Nun hat auch das "Ehrenoberhaupt" der Orthodoxie, der Patriarch von Konstantinopel, die orthodoxe Kirche der Ukraine offiziell anerkannt. Allerdings gibt es für die Gläubigen keine feste Mitgliedschaft in der Form wie etwa in Deutschland – geschweige denn, dass sie selbst ein Mitspracherecht hätten. Vielmehr kommt es letztlich auf die einzelnen Geistlichen an. "Deshalb herrscht derzeit in weiten Teilen eine Art Schwebezustand, und es ist schwer festzustellen, wer sich wem zugehörig fühlt", stellt Prof. Diether Götz vom Partnerschaftsverein fest. Er hatte beim letzten runden Tisch die jüngste Entwicklung skizziert, die von der Regierung in Kiew als Unterstützung ihrer Bemühungen um Unabhängigkeit begrüßt, von Moskau aber scharf kritisiert wurde.
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