Voll integriert: Feuchter Wohnprojekt für Senioren

25.05.2012, 21:39 Uhr
Der Grundpfeiler des Walpurgis-Konzepts ist die Interaktion zwischen Jung und Alt.

© colourbox.com Der Grundpfeiler des Walpurgis-Konzepts ist die Interaktion zwischen Jung und Alt.

Trotz einiger Diskussionen: Der Marktgemeinderat steht geschlossen hinter dem Vorentwurf für das Walburgis-Quartier. Mit 25:0 beschloss er, dass der Flächennutzungsplan entsprechend geändert und der Bebauungsplan aufgestellt wird. 

Jürgen Hofmann, Geschäftsführer der Rummelsberger Dienste für Menschen im Alter (RDA), erläuterte zunächst noch einmal die Grundzüge des „einzigartigen, generationsübergreifenden Projekts, das als Modell für die Zukunft gelten kann“.

Angestrebt wird eine integrierte Tages- und Nachtpflegeeinrichtung, perspektivisch zudem Wohngruppen für Menschen mit Demenz, die ambulant versorgt werden. Die Grundpfeiler des Konzepts: Die Bewohner können aktiv am normalen Leben teilhaben, erleben mehr Mitbestimmung in kleinen Wohneinheiten und in einer vertrauten Atmosphäre, erläuterte Hofmann.

Durch die direkte bauliche Anbindung an die Kinderkrippen- und Kindergarteneinrichtung werden die Bewohner in generationsübergreifende Strukturen eingebunden. Dadurch erwartet man sich als Effekt: Durch die Kinderbetreuungseinrichtung werden die Bürger sehr früh an die Senioreneinrichtung herangeführt.

Damit baut man laut Hofmann Ängste ab und schafft Zuversicht für das eigene Alter. Umgekehrt trägt es zur anhaltenden Integration der Bewohner der Senioreneinrichtung ins gesellschaftliche Leben des Ortes bei. Das Hausgemeinschaftsmodell hebe das Selbstwertgefühl der Bewohner, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten an alltäglichen Abläufen mitarbeiten können. Das Miteinander von Alt und Jung hält Hofmann für ein Thema, „das uns als Gesellschaft angeht“.

Vertieftes Verständnis über die Gernationsgrenzen hinweg

Das Projekt könne ein vertieftes Verständnis für einander über Generationengrenzen hinweg schaffen. Der RDA-Geschäftsführer hält es für eine einmalige Chance, dieses Konzept in Kooperation mit dem Seraphischen Liebeswerk (SLW) umzusetzen. Als zukunftsweisend bezeichnete es auch Stefan König, Geschäftsführer für die SLW-Einrichtungen in Bayern. „Wir wollen es unbedingt mit dem RDA machen“, betonte er.

Als Grundstückseigentümer lud das SLW Anlieger bereits zwei Mal zu Gesprächen ein. Manche Nachbarn befürchten durch den Bau einer Krippe und einer Senioreneinrichtung eine Zunahme des Verkehrs, der ihre Wohnqualität beeinträchtigen könnte. König informierte über den Verlauf des letzten Treffens am 16. Mai. Dabei betonte der Sprecher der Anlieger, dass das Projekt nach wie vor begrüßt werde und nicht be- oder verhindert werden solle. Die Verkehrsbelastung werde im Vergleich zum jetzigen Zustand (derzeit zirka zehn Fahrzeuge pro Tag) deutlich zunehmen, auch wenn man sich laut Prognose in der niedrigsten Kategorie verkehrsberuhigter Wohnweg bewegt.

In der weiteren Diskussion wurde darüber diskutiert, ob und wie der Verkehr weiter verringert werden kann. Daher prüften SLW und RDA den Vorschlag, Krippe und Senioreneinrichtung baulich zu trennen. Die Kinderbetreuungseinrichtung würde dann nahe des Schlösschens entstehen und über den bestehenden Garagenhof erschlossen werden. Beide Partner betonten dazu im Marktgemeinderat, dass mit einer Verlegung der Krippe auch die Begegnungsmöglichkeit zwischen Jung und Alt getrennt würde.

Dies stehe im Widerspruch zum Grundgedanken des Konzepts. König signalisierte weiterhin Kompromissbereitschaft. „Wir wollen ein guter Nachbar sein.“ Doch das Projekt dürfe dadurch nicht gefährdet werden. Für umsetzbarer hält er den Vorschlag, den Mitarbeiter-Parkplatz im Bereich vor dem Schlösschen zu verlegen. Das hat laut dem beauftragten Experten den Effekt, dass sich das prognostizierte Verkehrsaufkommen um weitere 66 Fahrzeuge pro Tag auf insgesamt zirka 216 KfZ/24 h verringern würde. Verkehrsgutachter Christian Lademacher geht von rund 280 Fahrten pro Werktag aus.

Gut die Hälfte würde zur Kinderkrippe führen, hauptsächlich zwischen 7 und 9 Uhr. Nach seinen Berechnungen würde im Schnitt weniger als ein Auto pro Stunde auf dem Wohnweg fahren. Der Grenzwert für eine Verbindung dieser Kategorie beträgt 150 KfZ pro Stunde. Er prüfte auch alternative Verkehrsführungen, wie die SPD beantragt hatte. Lademachers klare Aussage dazu: „Sie sind nicht realisierbar oder haben viele Nachteile.“ Lothar Trapp (SPD) betonte, dass seine Fraktion für die Senioreneinrichtung mit Kontakten zwischen Jung und Alt ist. „Aber es muss doch möglich sein, Verbesserungen anzuregen“, wehrte er sich gegen Kritik aus den CSU-Reihen.

Karin Reiwe (CSU) kann die Bedenken der Anwohner nicht teilen. In einem Wohngebiet, das langfristig auf dem Gelände des Walburgisheims in Aussicht gestellt worden war, hätten Mehrfamilienhäuser entstehen könne. Dann würde die Verkehrsbelastung für die Nachbarn wohl noch stärker zunehmen. Sie glaubt, dass weniger Autos als prognostiziert fahren werden.

Lärmschutzwand entlang der B8

Denn Krippe und Senioreneinrichtung grenzen an ein Wohngebiet an. Für dessen Bewohner würde es sich anbieten, ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zur Betreuung zu bringen. Rita Bogner (Die Grünen) wies auf die erforderliche Lärmschutzwand entlang der B8 hin. Von ihr würde das gesamte Gebiet profitieren, die Lärmsituation werde sich also insgesamt nicht verschlechtern. Sie findet das Konzept unterstützenswert und sprach sich gegen eine Verlegung der Krippe aus. Es sei ein guter Kompromiss, wenn die Mitarbeiter an anderer Stelle parken.

Martin Rübig (CSU) stellte heraus, dass die Fahrten zur Krippe nur unter der Woche anfallen. Am Wochenende sei es also viel ruhiger für die Anlieger. Gerd Steuer (UCS) lobte den frühzeitigen und intensiven Kontakt zu den Nachbarn. Er appellierte an die übrigen Marktgemeinderäte, das Projekt bald auf den Weg zu bringen. „Es ist eine einzigartige Chance für Feucht, und wir brauchen die Betreuungsplätze.“

Lothar Trapp bezeichnete die Bürgerbeteiligung als Verdienst der SPD. Sie habe frühzeitig zu einem Ortstermin geladen. Nach dem Austausch aller Argumente stimmte der Marktgemeinderat den weiteren Verfahrensschritten mit 25:0-Stimmen zu. Der Markt Feucht lädt am 13. Juli um 18.30 Uhr interessierte Bürger zu einer Informationsveranstaltung zu diesem Projekt in die Reichswaldhalle ein.

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