Wandern zwischen Sandmassen: Der Fränkische Dünenweg lockt

21.9.2012, 08:23 Uhr
Wandern zwischen Sandmassen: Der Fränkische Dünenweg lockt

© Brock

Die Projektverantwortlichen sind optimistisch: Der Fränkische Dünenweg soll jährlich 700 bis 800 Menschen zum Übernachten in der Region animieren und gleichzeitig 14.000 Naherholungstouristen aus der Region anziehen; das soll insgesamt pro Jahr bis zu einer Million Euro zusätzlichen Umsatz für die Fremdenverkehrs-Wirtschaft bringen.

Der deutsche Wanderer hat es gern komfortabel. Er braust in 76 Prozent der Fälle mit dem Auto zum Wanderweg. Kaum hat er es abgestellt, will er von Autos nichts mehr sehen oder hören, erläutert Andreas Schettler von der Schettler Consulting KG, die das Projekt für den Landkreis Nürnberg durchführte. Das sei gar nicht so einfach in einer Region, durch die vier Autobahnen und eine ICE-Trasse führen. Für die Routenplanung hat man ein sogenanntes Lärmkataster des Bayerischen Landesamts für Umwelt herangezogen, weniger als zehn Prozent des Dünenweges führten nun durch von Industrie und Verkehr stark belastete Gebiete.

Im Wald selbst will der Wanderer dann wissen, wo es lang geht: Deshalb müssen pro Kilometer rund 40 Wegmarkierungen auf Bäume oder Felsen geklebt werden, an Kreuzungen oder Gabelungen sollen Schilder den rechten Weg weisen.

Bis zu 20 Meter hohe Sanddünen

Der Fränkische Dünenweg ist buchstäblich auf Sand gebaut: Vor etwa 25.000 Jahren sind hier Dünen entstanden, ursprünglich bis zu 70 Meter hoch, heute sind sie noch 15 bis 20 Meter hoch und manchmal mehrere Kilometer lang, wie Schettler erläutert.

An den meisten Stellen sind sie allerdings mit Wald oder dem violett blühenden Heidekraut bedeckt, doch abseits des Weges kann man auch Dünen finden, die man sie sonst nur von Meeresstränden kennt: Ganze Flächen oder Hügel von reinem hellen Sand. An die 20 gut erkennbare Dünen sind es entlang der Route, die meisten liegen im Naturschutzgebiet, sagt Schettler. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie industriell genutzt, um Bausand zu gewinnen; heute wird da von Ortsansässigen auch schon mal ein improvisierter Beach-Volleyball-Platz eingerichtet.

Lebensraum für rund 500 gefährdete Arten

Die Strecke, durch die der Fränkische Dünenweg führt, ist Teil einer großen von Weißenburg bis Bamberg reichenden Sandlandschaft, die sich in den Tälern der Flüsse Rednitz, Pegnitz und Regnitz sowie deren Zuflüsse erstreckt. „Das ist das größte Sandgebiet in Süddeutschland“, sagt Andreas Niedling, Diplom-Biologe vom Landschaftspflegeverband Forchheim. „Es erinnert optisch an Gebiete am Meer oder in Norddeutschland; in dieser Region ist es etwas Besonderes.“

In den kargen Sandräumen gedeihen Überlebenskünstler, hier gibt es viele seltene Tiere und Pflanzen. „Bestimmt 500 gefährdete Arten“ überleben im fränkischen Sand, wie Niedling erläutert. Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt und Natur macht in dem Gebiet einen ganz eigenen Charakter aus. „Die Sandböden im Pegnitztal sind nährstoffarm und trocken“, beschreibt Stefan Zoller von der Behörde die Region. „Deshalb werden sie nur von ausgesprochenen Spezialisten besiedelt. In den Sandbiotopen leben Tier- und Pflanzenarten wie Sandlaufkäfer, Heidelerche, Zauneidechse, Silbergras und Sandgrasnelke.“

Bald Qualitätswanderweg?

Wanderwege gibt es viele ihn Deutschland. Die besten dürfen sich mit dem Siegel „Qualitätswanderweg“ schmücken; diesen Titel strebt der Landkreis auch für den Fränkischen Dünenweg an. Dazu muss man dann schon einiges bieten. Ein Qualitätswanderweg soll Natur und Kultur verbinden: Attraktive Landschaften, naturnahe Gewässer, alte Bäume, Schluchten oder Felsen und schöne Aussichtspunkte ebenso wie Baudenkmäler sei es als einzelne Bildstöcke oder als Altstädte oder als überregionale Denkmäler wie Burgen, Schlösser, Klöster.

Bewertet wird die Anbindung ans örtliche Wandernetz, an den öffentlichen Nahverkehr, die Sitzbänke zum Rasten gehören ebenso zum Kriterienkatalog wie die Gaststätten zum Einkehren. Vergeben wird das Prädikat vom Deutschen Wanderverband in einem aufwendigen Zertifizierungs-Verfahren.

Es ist ein großer Tourismus-Markt, der beim Wandern aufgeteilt wird: 11,2 Milliarden Euro Umsatz werden derzeit jährlich in Deutschland mit Wandern gemacht, zieht man die Kosten für die Ausrüstung wie Schuhe und Kleidung ab, bleiben noch 7,2 Milliarden, die entlang der Routen ausgegeben werden, sagt Andreas Schettler: „Da soll ein Teil in den Landkreis Nürnberg fließen.“

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