Warum "Joe" Zenger auf fast keinem Bild drauf ist
27.6.2011, 18:38 UhrRund 22 Jahre war die Elf im Durchschnitt alt, die am 24.Juni 1961 mit einem 3:0 gegen Borussia Dortmund die achte deutsche Meisterschaft errang.
„Am Sonntag fand im „Casablanca“ die offizielle Jubiläumsfeier mit (fast) allen noch lebenden Meisterspielern statt. Vor den Feierlichkeiten wurde die Dokumentation „Die Meister“ gezeigt. Regisseur Bernd Siegler porträtiert hier drei echte Club-Legenden: Edi Schaffer, den Torwart der Meisterelf von 1948. Verteidiger Horst Leupold, der 1968 dabei war, als der Club zum neunten und bisher letzten Mal die Schale holte. Aus dem Siegerteam von 1961 steht Heiner Müller im Fokus. Der linke Halbstürmer erzielte im Finale das 2:0 und bereitete das 3:0 von Heinz Strehl vor. „Meine Kollegen sagen noch heute zu mir, das war das Spiel deines Lebens. Und sie haben recht“, unterstreicht Müller.
Dabei war dem heute 77-Jährigen schon etwas flau, als er vor 50 Jahren ins Niedersachsenstadion einlief. „Die Borussen liefen als erster ein. Als sie auf den Platz kamen, war plötzlich alles Gelb und Schwarz. Ich dachte mir, hier sind ja lauter Kartoffelkäfer.“ Doch als sich der Trubel legte, konnte Müller auch die vielen Club-Fahnen erkennen. Dies hob die Stimmung sofort. Man wusste, „wir sind nicht allein.“ Auch die Heimfahrt nach dem Endspielsieg ist Müller nach wie vor in lebhafter Erinnerung. Dabei ging es hoch her. Von Hannover in die Noris reiste man per Sonderzug mit eigens angekoppeltem Tanzwaggon: „Manche der jungen Spieler mussten wir ab Würzburg frisieren, sonst wären sie in Nürnberg nicht mehr vorzeigbar gewesen.“
Insgesamt trug Müller 313-mal das Club-Trikot. Zuvor spielte er beim TSV Roth. „Da war ich der König. Auch wenn ich auf dem Platz einen Handstand machte, haben die Leute geklatscht.“ Den Vertrag beim Club bekam er nach einem Freundschaftsspiel gegen Montevideo. In Nürnberg bestimmten damals die alteingesessenen Spieler, wo es langgeht: „Wir Jungen wollten am Abend vor einem Spiel auch mal in die City. Aber Max Morlock hat uns nicht weggelassen.“
In der Kabine sprach man zwar fränkisch, doch auch vor einem halben Jahrhundert sei es schon ziemlich zur Sache gegangen. „Bei einem Eckball hieß die Anweisung: Dem Gegner ein bisserl am Sack baggern, dann springt er nicht so hoch.“
1961 gab es als Meisterschaftsprämie einen Tausender extra, ein Fahrrad von Victoria und, lange vor der Ära Michael A. Roth, einen Teppich. „Wir waren nicht nur jung. Wir waren auf jeden Fall auch billig“, erklärt Gustl Flachenecker. Das 1:0 im Finale erzielte Kurt Haseneder. „Der Jüngste und der Frechste der Truppe“, darüber herrscht noch heute Konsens.
Mit Freude, aber auch einer Portion Wehmut erinnert sich Heinz Kreißel an den Triumph vor 50 Jahren. Bei den Partien zuvor fand sich der Außenläufer meist in der ersten Elf. Im Endspiel war Kreißel dagegen nur Ersatz: „Ich erfuhr die schlechte Nachricht zuerst von den Journalisten. Erst später sprach Trainer Herbert Widmayer mit mir.“
Josef Zenger musste sich nach dem Schlusspfiff mit einem ganz speziellen Problem herumschlagen. Nämlich mit einem überaus kräftigen Fan aus Herzogenaurach. „Der nahm mich urplötzlich auf die Schultern und trug mich durch die Gegend. Überall hin, nur nicht zur Mannschaft. Deshalb bin ich auch auf fast keinem Bild drauf“, lacht der „Joe“.
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