Wer hat den Computer wirklich erfunden?
15.11.2016, 17:44 UhrSie füllt einen ganzen Raum, braucht 20 Minuten, um hochzufahren und hat einst mit allen nötigen Zusatzgeräten 640 000 Mark gekostet. Die „Zuse Z23“ war 1962 die erste elektronische Rechenanlage an der Uni Erlangen-Nürnberg. Heute trägt jeder mehr Leistung auf dem Handy in seiner Hosentasche mit sich herum. Aber „die Zuse“ ist so berühmt, dass die Informatik-Sammlung Erlangen (ISER) sie zwei Jahre lang restauriert hat, um sie wieder in Betrieb nehmen zu können.
Rechtzeitig zum Jubiläum: Vor 75 Jahren, am 12. Mai 1941, präsentierte der damals 31-jährige Bauingenieur Konrad Zuse mit der Z3 die erste frei programmierbare Rechenmaschine – und damit den ersten funktionierenden Computer der Welt. Die Briten, die Amerikaner und die Deutschen behaupten, den Computer erfunden zu haben. Sie alle haben recht – je nachdem, welche Kriterien einen Computer nach heutigem Verständnis ausmachen.
„Die Rechenleistung eines Computers ist heute etwa drei Milliarden Mal größer als bei der Z3“, sagt Horst Zuse, Konrad Zuses Sohn. „Aber ein moderner Computer basiert noch immer auf der gleichen logischen Struktur, die mein Vater entwickelt hat – er hat genau den richtigen Riecher gehabt, wie solche Maschinen funktionieren – vom Speicher bis zum binären Zahlensystem.“ Horst Zuse kennt die Geschichte des Computers gut. Sie ist ein Teil seiner Lebensgeschichte. Als kleiner Junge war er dabei als sein Vater zu Hause im Wohnzimmer die ersten Rechner gebaut hat.
Heute Abend spricht der inzwischen 70-jährige Informatikprofessor in der Reihe „Die Welt der Bits und Bytes“ im Nürnberger Planetarium über das Leben und die Erfindungen seines Vaters. Das Cauchy-Forum-Nürnberg, das Interdisziplinäre Forum für Mathematik und ihre Grenzgebiete, organisiert die Vorträge, die die Nürnberger Zeitung präsentiert.
Konrad Zuses Ziel war es, ein „mechanisches Gehirn“ zu bauen, das schneller und besser rechnen kann als ein Mensch. Wie viele andere Computerpioniere war er nach eigener Aussage „zu faul für diese lästige Arbeit“. Dafür kündigte er 1935 seine Anstellung bei den Henschel Flugzeug-Werken und gründete 1941 das Ingenieurbüro „Zuse Apparatebau Berlin“.
Zuse konstruierte und verkaufte viele Folgemodelle, aber ihm selbst waren sie nie gut genug. Die Z3 und die Pläne dafür waren bei einem Bombenangriff im Krieg zerstört worden. Die Anerkennung als Erfinder des Computers blieb ihm deshalb lange verwehrt. Inzwischen zeigt sein Sohn Horst Zuse Schülern am Nachbau der alten Maschinen wie Computer wirklich arbeiten – wenn die Technik nicht auf kleinen Platinen hinter einem Plastikgehäuse versteckt ist.
In der Vortragsreihe „Die Welt der Bits und Bytes“ im Planetarium Nürnberg, Plärrer 41, stellen die Referenten jeweils mittwochs von 19 bis 20.30 Uhr Meilensteine der Computer- und Informationstechnik vor. Weiter geht es am 23. November mit dem Thema „Unkonventionelle Computerarchitekturen: Rechnen mit Lichtquanten, Molekülen und Ionen“. Es spricht Dietmar Fey, Professor für Rechnerarchitektur an der Universität Erlangen-Nürnberg. Alle Termine: www.cauchy-forum-nuernberg.de
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen