Bio lässt Kassen klingeln: Umsätze der Naturkostläden steigen
4.2.2016, 20:11 UhrOb Bio-Tee aus der Acerola-Kirsche oder Öko-Lupinen-Aufstrich: Die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel hat im vergangenen Jahr weiter zugelegt. Davon haben die Naturkostläden trotz wachsender Bio-Ecken in den Supermarkten kräftig profitiert. Die einstigen "Müsli-Läden", manche längst selbst kleine Supermärkte, haben im Jahr 2015 ihren Umsatz um 11,4 Prozent steigern können - und damit ähnlich stark wie in den Vorjahren.
"Der Fachhandel hat damit erstmals die Drei-Milliarden-Marke geknackt", berichtete die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN), Elke Röder, am Donnerstag in Nürnberg im Vorfeld der Naturkostmesse Biofach (10.-13. Februar). Für dieses Jahr rechnet der Naturkosthandel mit ähnlichen Zuwächsen.
Ein Teil des 2015er Wachstums geht nach Röders Angaben allerdings auf das Konto von Ladenneueröffnungen. "Aber auch bestehende Läden legen zu; sie profitieren von Neukunden oder davon, dass Stammkunden heute zu mehr Bioprodukten greifen als früher", schilderte die BNN-Vertreterin.
Immer größere Bio-Läden
Die Zahl der Läden selbst sei im vergangenen Jahr weitgehend stabil geblieben: Den 84 Schließungen hatten im Vorjahr lediglich 93 Neueröffnungen gegenüberstehen. Dabei gehe allerdings der Trend zu immer größeren Bio-Läden. "Heute eröffnet kaum noch ein Laden unter 100 Quadratmetern Verkaufsfläche", berichtet Röder.
Gelassen sieht Röder das wachsende Bio-Sortiment klassischer Supermärkte und der Discounter. Viele Bio-Ladenbetreiber reagierten darauf mit einer stärkeren Spezialisierung. Manche verbesserten ihr Weinangebot, andere böten in einem angegliederten Bistro Bio-Imbisse an oder eröffneten eine Frischfleischtheke. Die inhabergeführten Naturkostläden werde es auch in Zukunft geben, ist sie überzeugt.
Neuester Trend bei Naturkost: Bio-Lebensmittel aus der Lupinen-Pflanze. Neue Züchtungen haben es ermöglicht, die bislang ungenießbare und allein als Bodenverbesserer angebaute Hülsenfrucht zu leckeren Brotaufstrichen oder Speiseeis zu verarbeiten. Da die Lupinen fast überall in Deutschland angebaut werden können, käme diese Neuheit dem Bedürfnis vieler Kunden nach mehr regionalen Produkten entgegen, sagte Röder.
Umstellungsbereitschaft bei Landwirten
Eher die jüngere Kundschaft haben Bioladenbetreiber mit einem weiteren Trend im Auge: "Superfood" aus Bioanbau. Dazu zählen nach Röders Angaben beispielsweise mineralstoffreiche exotische Nahrungsmittel wie Chia oder Quinoa. Weiter an Bedeutung gewinnen vegane Lebensmittel.
Eine Trendwende sehen Branchenvertreter derweil auf der Erzeugerseite. Habe die Zahl der Bio-Bauern in den Vorjahren nahezu stagniert, wachse inzwischen wieder die Umstellungsbereitschaft konventioneller Landwirte, berichtete der Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein. Vor allem die gesunkenen Absatzpreise für Milch ließen immer mehr Bauern darüber nachdenken, auf Bio-Erzeugung umzusatteln.
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