Gehen die "Gelben Seiten" teilweise nach Nürnberg?

3.11.2015, 06:00 Uhr
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Die mittelständisch geprägten deutschen Telefonbuchverlage und langjährigen DeTeMedien-Kooperationspartner erhalten die Option, im Jahr 2017 sämtliche Anteile an der DeTeMedien GmbH zu erwerben. Im Gegenzug haben sich Telekom und beteiligte Verlage auf eine Beilegung der millionenschweren Rechtsstreitigkeiten geeinigt, bestätigte jetzt die Telekom den Nürnberger Nachrichten auf Anfrage. Nach Brancheninformationen soll sich der vereinbarte Kaufpreis auf bis zu 100 Mio. Euro belaufen.

Die DeTeMedien ist Mitherausgeberin und Mitverlegerin der Verzeichnisse „Das Telefonbuch“, „Das Örtliche“ und „Gelbe Seiten“, die in einer Auflage von zusammen über 100 Millionen Exemplaren verteilt werden. Sie kooperiert  mit über 100 Verlagen in Deutschland, die den Anzeigenvertrieb übernehmen, während die Telekom-Tochter die Nutzungsrechte an den Daten -  Adressen und Telefonnummern - erwirbt.

Auch ein Rechtsstreit könnte Hintergrund sein

Diese Verlage haben jetzt sozusagen ein Vorkaufsrecht für die Telekom-Tochter erhalten. Einer der größten dieser regionalen Telefonbuchverlage ist die Nürnberger Unternehmensgruppe Müller. Dort nahm man gestern zu dem bekanntgewordenen Deal keine Stellung, sondern verwies auf die Telekom.

Die Telekom begründet ihre Verkaufsabsichten mit strategischen Gründen: "Anders als für die beteiligten Verlage gehören Verzeichnisse wie 'Das Telefonbuch', 'Das Örtliche‘ und 'Gelbe Seiten‘ nicht zu den Bereichen, auf die wir uns  konzentrieren wollen“, erklärte ein Sprecher. Die mittelständischen Verlage würden dieses Geschäft besser alleine weiterentwickeln können, weil sie sich darauf spezialisiert hätten.

Ein weiterer Grund für den Verkauf aber könnte auch ein Rechtsstreit sein, der zwischen den Kooperationspartnern anhängig ist. In dem nun schon seit Jahren ausgetragenen Konflikt geht es um den Vorwurf der Regionalverlage, die Telekom habe den Partnern viel zu hohe Preise für die Telefondaten in Rechnung gestellt. Der Konzern hat dies stets bestritten. Mit der Einigung auf eine Kaufoption für die Telefonbuchverlage könnte die Telekom jetzt nicht nur ihre Medientochter los sein, sondern auch diese Millionenforderungen.

Denn Teil der Kaufvereinbarung ist auch, dass die Verlage ihre Klagen gegen die Telekom zurückziehen. Allerdings haben sich dem Vernehmen nach nur etwas über 80 der 108 an der Kooperation beteiligten Adressbuchunternehmen der notariell verankerten Vereinbarung angeschlossen. „Für die übrigen Verlage besteht weiterhin die Möglichkeit, sich der Vereinbarung anzuschließen“ betont die Telekom.

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