Teure Mieten: So könnte sich der Wohnungsmarkt entspannen
2.11.2018, 05:37 UhrHans Maier kennt sich aus mit angespannten Wohnungsmärkten: Der Mittfünfziger ist Chef des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern). Die Wurzeln der Organisation, deren Kernklientel das untere Einkommensdrittel der Bevölkerung ist, reichen über ein Jahrhundert zurück. Im Mai 1909 wurde der Verband bayerischer Baugenossenschaften, -gesellschaften und -vereine – der heutige VdW Bayern – in München als Sprachrohr der sozial orientierten Wohnungsunternehmen gegründet. Sein Ziel: die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse der einkommensschwächeren Bevölkerung.
Ein Thema, das bis heute aktuell ist, wie die Situation in etlichen Städten und wirtschaftlich starken Ballungsräumen zeigt. Bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit schmalem Geldbeutel ist vielerorts Mangelware. Selbst Normalverdiener tun sich zunehmend schwer, die geforderten Mieten zu bezahlen.
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Dass die Lage so ist, wie sie ist, liegt vor allem daran, dass Bauen ein teures Geschäft ist. Insbesondere die Grundstückskosten schlagen kräftig zu Buche. Die Mitglieder des VdW Bayern — der Organisation gehören 474 Wohnungsunternehmen an, darunter die wbg Nürnberg und das Evangelische Siedlungswerk — sind jedoch besonders auf günstiges Bauland angewiesen. Nur so können sie bezahlbare Wohnungen schaffen. Maier und seine Mitstreiter sehen hier die Kommunen und den Freistaat in der Pflicht, "sie müssen den sozial orientierten Trägern Grundstücke vergünstigt überlassen". Schließlich, argumentiert der VdW-Chef, bekämen sie ja "eine Gegenleistung in Form von preisgünstigem Wohnraum für die Daseinsvorsorge der Menschen, die am freien Wohnungsmarkt Schwierigkeiten haben".
Ab ins Umland
In Mittelfranken gehören 66 Wohnungsunternehmen dem VdW Bayern an, das Gros sind Genossenschaften. Ihnen gehören 77.000 Wohnungen, darunter knapp 12.200 öffentliche geförderte. Die Kaltmiete pro Quadratmeter (qm) Wohnfläche liegt im Schnitt bei 5,71 Ã; für seine bayerischen Mitglieder insgesamt nennt der VdW eine Durchschnitts-Kaltmiete von 5,96 Ã/qm. Gewinnmaximierung zählt nach den Worten Maiers nicht "zur DNA unserer Unternehmen".
Für ihn steht fest: "Die Wohnungsprobleme werden wir allein in den Städten nicht lösen können", nicht jeder, der gerne dort leben möchte, könne es auch. Aus seiner Sicht sind Stadt-Umland-Verbände, also interkommunale Kooperationen, beim Thema "Wohnraum schaffen" das Gebot der Stunde. Eine Voraussetzung für den Erfolg dieses Weges sind allerdings funktionierende Bus- und Bahnverbindungen in die Zentren — dorthin also, wo oft die Arbeitsplätze sind.
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Von der Mietpreisbremse, auf die die Bundesregierung im Kampf gegen die steigenden Mieten setzt, hält Maier wenig: "Sie hilft Menschen mit niedrigen Einkommen nicht." Die beste Mietpreisbremse sei der Wohnungsneubau, also ein starker Anstieg der Baufertigstellungen inklusive der Aufstockung bestehender Gebäude und dem Ausbau von Dachgeschossen. Ganz oben auf der Liste der Maßnahmen für mehr Wohnraum stehen bei Maier langfristig stabile Rahmenbedingungen für den Mietwohnungsbau, und zwar sowohl bei den Fördermitteln als auch bei den steuerlichen Anreizen und mietrechtlichen Regelungen – Letzteres schon allein, um "Investoren hinter dem Ofen hervorzulocken".
Verlässlichkeit bei den Rahmenbedingungen ist auch eine Voraussetzung dafür, dass die Bauwirtschaft ihre Kapazitäten ausweitet, wie Maier betont – was wiederum wichtig ist, um das Tempo beim Wohnungsbau zu erhöhen. Doch auch diese Baustelle ist nicht schnell zu schließen, insbesondere das Handwerk beklagt seit langem einen Fachkräftemangel, Stellen bleiben unbesetzt. Gleichzeitig arbeiten viele Firmen am Anschlag – das Auftragspolster ist nachgerade historisch dick.
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