Wo ist Heidi D.? Polizei durchkämmt Wald bei Fischbach
5.12.2013, 07:08 UhrEigentlich wollte Heidi D. im November Geburtstag feiern. Einen runden, den fünfzigsten. „Sie hat um die 50 Leute eingeladen. Sie hat sich schon im Sommer darauf gefreut“, erzählt ihre Schwester Petra P. Heidi D. schmiedete auch Pläne für Weihnachten. „Sie wollte zu mir nach München kommen“, fährt Petra P. fort. Und nach einer Weile sagt sie: „Deshalb ist das alles so komisch.“ Die 48-Jährige findet seit dem Verschwinden ihrer großen Schwester keine Ruhe mehr. „Man spielt jeden Gedanken durch. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Ängste kommen auf.“
Heidi D. wurde am 14.November dieses Jahres, am frühen Vormittag, zum letzten Mal gesehen. In Joggingkleidung verließ sie ihr Haus in Fischbach, in dem sie gemeinsam mit ihrem Partner lebt. Die 50-Jährige geht regelmäßig joggen. „Sie hat das Laufen so geliebt“, sagt ihre Schwester. „Es war so befreiend für sie.“
Hätte Heidi D. auf ihrer üblichen Joggingstrecke einen Unfall gehabt, hätten Polizei oder Spaziergänger sie längst finden müssen. Doch bislang gibt es nichts, nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo sie sein könnte.
Doch ein Verbrechen?
„Wir lassen nichts unversucht“, sagt Polizeisprecher Peter Schnellinger. Die Mordkommission hat die Fäden in der Hand, weil K11 auch Vermisstenfälle übernimmt. Sie geht jedem noch so kleinen Hinweis nach und ermittelt in alle Richtungen, wie das immer so schön heißt, wenn die Polizei nichts Konkretes hat.
Ein Unfall? Ein Suizid? „Man kann auch nicht ausschließen, dass eine Straftat dahintersteht“, fährt Schnellinger fort. Vielleicht ist Heidi D. auch aus freien Stücken untergetaucht. Doch viel scheint nicht dafürzusprechen. Sie hat nichts mitgenommen, als sie das Haus verlassen hat. Kein Handy, kein Geld, keine Kleidung.
Eine Zeugin will am Tag von Heidi D.s Verschwinden einen Schrei gehört haben; im Forsthofer Forst nordwestlich von Fischbach. Immerhin, ein Ansatzpunkt, wenn auch ein sehr vager.
Noch einmal wird eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei dorthin geschickt. Sie soll ein etwa ein Quadratkilometer großes Gebiet absuchen, nach der Vermissten, nach irgendetwas, was ihr gehören könnte; Schuhe oder Kleidung. Dass man sie lebend finden könnte, glaubt hier niemand mehr. Nicht Wochen später, nicht bei diesen Temperaturen.
Stochern in Erdhügeln
Die Polizisten bilden eine Kette, die sich über eine Länge von ein paar Hundert Metern erstreckt. Manche tragen neongelbe Westen über der Uniform, Orientierungspunkte im Dickicht. Manchmal preschen Polizisten zu weit vor, während andere zurückfallen, weil sie im Unterholz nur schlecht vorankommen und ihre Suchstöcke in Erdhügel rammen. „Wir sollen langsamer vorrücken, die anderen haben dichteren Wald“, ruft einer. „Geht auf eine Linie“, befiehlt der Zugführer.
Es ist die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Der Wald ist groß, ein Riesengebiet, wenn man ihn akribisch absuchen muss. Ein Polizist findet eine Plastikflasche und Fetzen des Etiketts. „Nehmt sie mal mit!“, sagt ein anderer über Funk.
Heidi D. trug in Fischbach Briefe aus. Daher kennen viele „die Heidi“, eine „lustige Frau“, wie sie sagen. Ihr Verschwinden macht sie betroffen - auch deshalb, weil vor nicht allzu langer Zeit ein dementer Mann im selben Wald verschollen ist. Manche sprechen schon vom „Bermudadreieck“.
„Es ist ein komisches Gefühl, es ist gruslig“, meint Sandra Schütte von der Bäckerei an der Hauptstraße. Manche meiden den Wald mittlerweile. „Es ist unangenehm, weil man nicht weiß, was passiert ist“, ergänzt eine Hundehalterin, die dann doch tief in den Forst hineingeht, „weil heute so viel Polizei da ist“.
Am schlimmsten ist die Ungewissheit für die Familie. „Ich gehe mit den Gedanken an Heidi ins Bett und wache mit dem Gedanken an sie auf“, sagt ihre Schwester. „Ich hoffe immer, dass sie anruft. Ihre Geschwister warten auf eine Nachricht.“
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