Eine Million fehlen

Bayreuther Festspiele in finanzieller Not: Förderverein will Hälfte der Anteile abgeben

27.4.2024, 16:46 Uhr
Das Bayreuther Festspielhaus. 

© Daniel Vogl/dpa Das Bayreuther Festspielhaus. 

Weniger Geld von den Mäzenen: Der Förderverein der Bayreuther Festspiele will seine Anteile an der Festspiel-GmbH auf 15 Prozent absenken und damit beinahe halbieren. Das hat die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth am Samstag in einer Sitzung ihres Kuratoriums in Berlin beschlossen, wie der Vorsitzende des Vereins, Georg von Waldenfels, der "Deutschen Presse-Agentur" im Anschluss daran sagte. Bislang halten die Freunde 29 Prozent der Gesellschafteranteile - und damit genauso viele wie jeweils der Bund und der Freistaat Bayern.

Für die Festspiele bedeutet das Absenken der Anteile in erster Linie weniger Geld von den Mäzenen. Für dieses Jahr gab der Förderverein nach eigenen Angaben 2,4 Millionen Euro - und damit schon rund eine Million weniger als sonst und als ihr Gesellschafteranteil von 29 Prozent vorsieht.

Wenn man davon ausgeht, dass sie in der Regel 3,4 Millionen Euro pro Jahr zahlten, fehlen den Festspielen künftig also mehr als anderthalb Millionen Euro von den Freunden - Geld, das die übrigen Gesellschafter nun ausgleichen müssten, wenn die Sparmaßnahmen auf dem Grünen Hügel nicht noch deutlich verschärft werden sollen. Heftige Diskussionen um die Verkleinerung des festen Chores und Einsparungen beim Orchester machten in diesem Jahr bereits Schlagzeilen.

«Unsere Zusage steht: Der Freistaat Bayern bekennt sich zu einem größeren finanziellen Engagement in Bayreuth. Wir steigen in einem größeren Umfang ein und übernehmen die von den Freunden von Bayreuth angekündigte Reduzierung der Anteile hälftig», sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) der dpa am Samstag nach Bekanntwerden des Beschlusses der Freunde.

«Die strukturelle Neuordnung der Gesellschafterstruktur ist eine wichtige Weichenstellung für uns, aber auch für die Bayreuther Festspiele, weil wir gemeinsam die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung der Festspiele schaffen», wird von Waldenfels in einer offiziellen Mitteilung zum Kuratoriumsbeschluss zitiert. "Das ist eine gute Nachricht für die Bayreuther Festspiele und ihr Publikum in der ganzen Welt." Was genau an der Nachricht, dass die Förderer künftig nur noch etwa die Hälfte zahlen können, gut sein soll, lässt die Mitteilung offen.

Trotz des Absenkens der eigenen Gesellschafteranteile soll sich nach dem Willen der Freunde übrigens sonst nicht viel ändern. Sie wollen laut dem Beschluss von Samstag, dass das Kartenkontingent, das den Freunden bislang zur Verfügung steht, auch bei weniger Gesellschafteranteilen gleich bleibt - ebenso die Einflussmöglichkeiten auf das Opernfestival auf dem Grünen Hügel. Die komplizierte Verwaltungsstruktur soll nach dem Willen des Fördervereins so bleiben, wie sie derzeit ist.

Entscheidungen wie beispielsweise über den Haushaltsplan der Festspiele oder auch die künftige Leitung der Festspiele sollten ihrer Ansicht nach auch weiterhin einstimmig beschlossen werden müssen, sagte Waldenfels, der am Samstag als Vorsitzender wiedergewählt wurde und die übrigen Gesellschafter - neben Bund und Freistaat ist das noch die Stadt Bayreuth, die 13 Prozent der Anteile hält - am Montag über den Kuratoriumsbeschluss informieren will. Wie es dann weitergehen soll, sei Sache der Gesellschafterversammlung.

Festspiel-Chefin Katharina Wagner, die eine mögliche Vertragsverlängerung zuletzt auch an die Forderung geknüpft hatte, dass sich etwas ändern müsse an der Festspiel-Struktur, sagte der dpa am Samstag, nachdem der Beschluss aus der Kuratoriumssitzung bekannt geworden war: "Die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Unterstützung, die die Bayreuther Festspiele durch die Freunde stets erfahren, wird durch diese Entscheidung sicherlich nicht beeinflusst werden."

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