In Sichtweite zum Abgrund

"Obenrum und untenrum Schmerzen bereiten": Club-Trainer Fiél vor der Partie bei Fortuna Düsseldorf

Georgios Tsakiridis

E-Mail zur Autorenseite

1.5.2024, 13:05 Uhr
„Wenn ihr mich fragt: Trainiert diese Mannschaft ernsthaft? – Dann sage ich ja.“

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink „Wenn ihr mich fragt: Trainiert diese Mannschaft ernsthaft? – Dann sage ich ja.“

„Fortes fortuna adiuvat" - den Mutigen hilft das Glück - besagt ein altes lateinisches Sprichwort. Ob die Glücksgöttin das beherzigt und die Fortuna aus Düsseldorf dem Club am Freitag tatsächlich Gnade gewährt, ist dagegen mehr als fraglich, denn: Für die Nordrhein-Westfalen geht es um den Aufstieg in die Bundesliga.

Aktuell okkupieren die Fortunen Rang drei und machen keine Anstalten, den Relegationsplatz wieder an den dahinter lauernden Hamburger SV abgeben zu wollen. Der Aufstiegsaspirant ist aktuell mit vier Siegen aus letzten fünf Partien die formstärkste Mannschaft der Liga. Am anderen Ende der Formtabelle rangiert der FCN und liefert seit Wochen die Zahlen eines Absteigers.

Absteiger-Statistiken

Vier Pleiten in Serie, null zu 9 Tore und nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz vor dem 32. Spieltag. Die Erinnerung an das Hinspiel im Max-Morlock-Stadion im Dezember vergangenen Jahres möchte der geneigte Clubfan am liebsten aus dem Gedächtnis streichen - der FCN verlor sang- und klanglos mit 0:5.

Was also spricht im Duell am Freitag eigentlich für den FCN? Antwort einmal mehr: die Statistik - zumindest für Freunde von Zahlenspielen und hoffnungslose Optimisten. In 59 Pflichtspielen setzte sich der Club 31 Mal durch. Außerdem ist Mittelfeld-Abräumer und Kartenkönig Jens Castrop nach Sperre wieder dabei und könnte der Fiél-Elf Zähne verleihen.

Ein Einsatz von Jannes Horn ist dagegen unsicher, Daichi Hayashi und Christopher Schindler stehen verletzungsbedingt nicht im Kader. Am Dienstag gab es trotz Pleite und wenig Zeit traditionell trainingsfrei, um die Köpfe freizubekommen, wie Fiél sagt. Auf die Aussage von Ex-Kapitän Enrico Valentini über nicht genug Ernsthaftigkeit in den Übungseinheiten entgegnet er: „Wenn ihr mich fragt: Trainiert diese Mannschaft ernsthaft? – Dann sage ich ja.“ Es gehe jetzt darum, „die Jungs auf Gas zu bekommen.“

Eklatante Defizite

Die erwähnten Zähne braucht es auch im maroden Angriff. Seit über 400 Minuten ist der 1. FC Nürnberg ohne Tor. Mega-Knipser Uzun hat zuletzt am 30. März in Berlin doppelt getroffen, seitdem herrscht im Angriff Flaute, auch weil der designierte Torjäger Sebastian Andersson ebenfalls Ladehemmung hat. „Es wäre nicht gut, das nur auf die Offensivreihe zu schieben“, sagt Fiél.

Zudem stellt der Club mit 57 Gegentreffern die drittschlechteste Abwehr der Liga. Besorgniserregend, wenn man bedient, dass die Nürnberger auf einen „sehr guten Gegner“ treffen, „der nicht umsonst da steht, wo er steht. Sie können dir obenrum und untenrum Schmerzen bereiten.“

Kein Wunder, dass sich angesichts des schrumpfenden Vorsprungs auf die rote Zone der Tabelle und einer weiteren unbefriedigenden Saison wieder einmal Unruhe am Valznerweiher breit macht. Die Luft soll für Sportvorstand Dieter Hecking immer dünner werden. Der Verein denkt offenbar über eine Trennung „spätestens nach der Saison“ nach. So soll es noch in dieser Woche zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung kommen.

Der letzte Sieg datiert sage und schreibe vom 9. März in Magdeburg. Jetzt muss der FCN im Endspurt dringend die Kurve kriegen, sonst könnte es richtig düster werden. Oder wie Ur-Nürnberger Enrico Valentini es nach der Pleite am Sonntag gegen den KSC ausdrückte: „Wir kriegen gerade das, was wir verdienen.“ Das Restprogramm ist mit Düsseldorf, Elversberg und dem Hamburger SV durchaus fordernd.

56 Kommentare