Letztes Auswärtsspiel der Saison

Kleeblatt: Warum die „Arroganz“ der jungen Spieler-Generation in Magdeburg wichtig wird

Sara Denndorf

E-Mail zur Autorenseite

9.5.2024, 08:53 Uhr
Schon vor Saisonende ist klar: Die junge Mannschaft von Trainer Alexander Zorniger spielte die zweitbeste Spielzeit der SpVgg Greuther Fürth in den vergangenen zehn Jahren.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink/Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Schon vor Saisonende ist klar: Die junge Mannschaft von Trainer Alexander Zorniger spielte die zweitbeste Spielzeit der SpVgg Greuther Fürth in den vergangenen zehn Jahren.

"Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel." Mit diesem Sprichwort könnten manch eher pessimistische Fans die Saison 2023/24 zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschreiben. Denn: Zwei Spieltage vor dem Saisonende steht der Klassenverbleib bereits fest – in beide Richtungen, schließlich ist ein Abstieg ebenso vom Tisch wie ein Aufstieg. Um was geht es also noch fürs Kleeblatt, das am Freitagabend (18.30 Uhr) mit seinem Gastspiel beim 1. FC Magdeburg den vorletzten Spieltag einläutet?

Ausgangslage

Die Antwort auf diese Frage beinhaltet drei Aspekten: Auf der harten Ebene des professionellen Fußballsports geht es zunächst um Geld. Das Kleeblatt kann die laufende Saison auf dem sechsten Tabellenplatz, aber auch auf dem zehnten Rang abschließen. Je besser die finale Platzierung der Fürther, desto größer ist das Stück, das sie vom begehrten Kuchen der TV-Gelder erhalten.

Abgesehen von finanziellen Aspekten geht es freilich auch um sportliche Belange: Die SpVgg Greuther Fürth spielt bereits jetzt die zweitbeste Zweitliga-Saison der vergangenen zehn Jahre. Ein Abschneiden auf dem sechsten Platz und ein womöglich erfolgreicher Saisonschlussspurt beeinflusst nicht nur die Stimmung beim Kleeblatt, sondern vielleicht auch dessen Attraktivität für neue und bestehende Spieler für die kommende Spielzeit.

Und drittens geht es darum, "an der Statistik zu schrauben", wie es Cheftrainer Alexander Zorniger auf der Pressekonferenz formulierte. Die Fürther gastierten bislang nur zweimal in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts – und mussten in beiden Gastspielen eine Niederlage hinnehmen. "Diese Statistiken sind eigentlich nur dazu da, dass sie gebrochen werden. Und mit jedem Ereignis steigt die Chance, dass sie gebrochen werden. So gehen wir es an", gab sich Zorniger vor der letzten Auswärtsfahrt der Saison kämpferisch.

Gegner

Anders als beim Kleeblatt geht es für die Gastgeber aus Magdeburg nicht um Geld, Statistiken und eine möglichst hübsche Saisonbilanz – sondern um das blanke Überleben im deutschen Fußball-Unterhaus. Zumindest auf dem Papier. Mit 37 Punkten rangiert der 1. FC Magdeburg derzeit auf dem zwölften Tabellenplatz und ist mit einem Vorsprung von fünf Punkten auf den Relegationsplatz bei noch zwei ausstehenden Partien noch immer nicht vollends gesichert.

Die Mannschaft von Cheftrainer Christian Titz befindet sich demzufolge am exakt gleichen Punkt wie die Fürther Lokalrivalen und der Magdeburger Tabellennachbar aus Nürnberg: Ein Remis aus den verbleibenden Partien könnte genügen, ein Sieg würde den sicheren Klassenerhalt besiegeln. Was der FCM mit dem FCN jedoch gemein hat, ist der desolate Trend: Die Magdeburger gewannen seit März nur ein einziges Spiel.

Dennoch ist die Titz-Elf nicht zu unterschätzen, zumal sie für eine spezielle Spielart des Fußballs steht und ihre Gegner damit regelmäßig vor Probleme stellen kann: Mit durchschnittlich 60 Prozent hat keine Mannschaft in der laufenden Spielzeit mehr Ballbesitz als Magdeburg – nicht der FC St. Pauli (55 Prozent), aber auch nicht der FC Bayern (59 Prozent) oder Bayer 04 Leverkusen (58 Prozent). Coach Zorniger beschreibt den kommenden Gegner als eine Mannschaft, "wo man ganz klar weiß, was einen erwartet". Dazu zählt nach Einschätzung des 56-Jährigen auch die "extreme Qualität" der Magdeburger im Kurzpassspiel und die Fähigkeiten der Spieler, Eins-gegen-Eins-Situationen aufzulösen.

Herangehensweise

Zwar wäre es "fahrlässig", sich nicht mit der Spielweise des kommenden Gegners zu beschäftigen. Zugleich betonte Zorniger, dass seine Kleeblatt-Jungs dennoch ihr eigenes, von Pressing und Gegenpressing geprägtes Spiel auf den Platz bringen möchte. An der Überzeugung, sein eigenes Spiel durchzuziehen, mangele es seiner Mannschaft, der mit Abstand jüngsten in der 2. Bundesliga, nicht: "Diese Generation junger Menschen hat ein hohes Maß an Selbstvertrauen und Selbstüberzeugung." Zudem seien die jungen Spieler "von Grund auf arrogant" – im positiven Sinne, schließlich benötige es genau das in der Fußball-Branche. Arroganz "nutzen wir manchmal auch als Rüstung" und als "Schutzschild gegen alles, was von außen reinkommt".

Personal

Rein kommt auch wieder Simon Asta – jedenfalls in den Kader. Der Rechtsverteidiger steht nach seiner abgesessenen Gelbsperre wieder zur Verfügung und soll womöglich die Defensive wieder mehr stabilisieren: Zwar holte das Kleeblatt in den vergangenen vier Spielen sieben Punkte, was Trainer Zorniger als einen "relativ ordentlichen Lauf" quittiert, jedoch kassierte die junge Truppe in den letzten beiden Spielen auch insgesamt sechs Gegentore. Demzufolge steht in Magdeburg insbesondere die Abwehr unter Beobachtung. Ob Zorniger wie zuletzt abermals auf eine Viererkette oder – wie in weiten Teilen der Saison – auf eine Dreierkette setzt, ist zwar noch offen.

Sicher ist indes, dass Maximilian Dietz nicht von der Partie sein wird. Der junge Abwehrmann zog sich vergangene Woche eine Muskelverletzung zu und fehlt ebenso wie Julian Green, Luca Itter und Nils Körber. Ob Niko Gießelmann nach seiner Adduktorenverletzung in Magdeburg mitwirken kann, entscheidet sich kurzfristig.

Übertragung

Das Fürther Auswärtsspiel in der MDCC-Arena wird nur vom PayTV-Sender "Sky" sowohl in der Konferenz als auch als Einzelspiel übertragen. Zudem bietet das "Kleeblatt-Radio" und die "Sportschau" eine kostenlose Live-Übertragung zum Anhören an.

2 Kommentare