3. Mai 1970: Biberdame hält nichts vom Reichswald
3.5.2020, 07:00 UhrDie Strafe folgte auf dem Fuße. In Großgründlach im Landkreis Fürth wurde Petra erwischt und in die Quarantänestation des Tiergartens gebracht, auf daß sie dort Zucht und Ordnung lerne.
Es ging nicht ohne Schwierigkeiten ab. Vor allem mußte festgestellt werden, ob die Petra wirklich die Petra und nicht der Peter ist. Dr. Anton Gauckler, Praktiker am Schmausenbuck, betätigte sich als Sexualforscher.
Wie berichtet, wurden die Biber Peter und Petra vom Verein Naherholung Sebalder Reichswald gestiftet und am Mittwoch an der Gründlach ausgesetzt. Mit vielen guten Wünschen, denn die Nürnberger Bevölkerung soll an den Nagetieren ihre Freude haben.
Doch die Freude hatten zunächst die Kinder von Großgründlach. Sie entdeckten am Donnerstagvormittag die Biberdame, die frisch vergnügt nach neuen Pfründen suchte. Ein Anruf des Großgründlacher Bürgermeisters bei den Forstämtern Heroldsberg und in der Herrnhüttenstraße bestätigten: ein Biber war los.
Die Forstleute sparten nicht mit guten Ratschlägen. „Die Kinder sollen nichts tun, damit der Biber ja nicht verschreckt wird.“ So geschah es auch. Wenig später zappelte Petra in einem Karpfennetz. Schnurstraks wurde sie in die Quarantänestation verfrachtet. Dort kann sie bis Anfang nächster Woche von Murmeltieren und Graugänsen, ihren Nachbarn, lernen, was echter Familiensinn ist.
Anschließend müssen sich die Forstdienststellen als Kuppler betätigen. Peter und Petra werden – der Liebe wegen – in ein Gehege an der Gründlach gesperrt, das tief in den Boden hinein von einem Drahtzaun umgeben ist. Ende Juli sollen die Barrieren fallen. Die Forstleute hoffen, daß bis dahin Petra ihre Liebe zu Peter entdeckt und eine Liebeslaube baut. Zu diesem Zeitpunkt beginnt nämlich die Schälzeit.