Erfolgsprojekt wird fortgesetzt
15.7.2020, 17:49 UhrDie Stadt Nürnberg erhöht ihren jährlichen Beitrag für das musikalische Bildungsprogramm auf 440 000 Euro. Eine entsprechende Vereinbarung wurde unterzeichnet und garantiert die Fortsetzung des Erfolgsprogramms mindestens bis zum Ende des Schuljahres 2025/26.
Oberbürgermeister Marcus König hat die Augen zu. Im Konzertsaal der Musikschule in der Kulturwerkstatt Auf AEG lauscht er den Rhythmen des "Federmappen-Rap", den sechs Musikpädagoginnen mit Utensilien aus dem Federmäppchen zum Klingen bringen. "Reißverschluss und Lineal habe ich gleich erkannt", sagt König, angetan von dem kreativen Beitrag, der Teil einer Mitmach-CD für Kinder in Schulen und Kindergärten sein wird. Auch das ist Teil von Mubikin (Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg), einem 2011 initiierten Programm, das eine durchgehende musikalische Förderung von Kindern ab ihrem vorletzten Kindergartenjahr bis zum Ende der vierten Klasse zum Ziel hat.
Im noch laufenden Schuljahr nehmen rund 3800 Kinder an dem Programm teil, über 2000 haben es bereits komplett durchlaufen. "Mubikin ist ein nach wie vor einmaliges Erfolgsmodell für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und für soziale Integration – das hat auch die zweite Evaluation des Programms bestätigt", betont König, der aus Erfahrung spricht: Sein Sohn hat Mubikin im Kindergarten genießen dürfen. "Wer einmal mit Mubikin in Kontakt gekommen ist, ist ein Fan!"
Die Ausstattung von Kitas und Schulen mit Instrumenten, die Weiterbildung von Fach- und Lehrkräften wie auch der Unterricht durch Musikpädagoginnen und -pädagogen von der Musikschule Nürnberg im Tandem mit den Fach- und Lehrkräften sind wesentliche Elemente. Aktuell sind acht Grundschulen, eine Förderschule und 41 Kindergärten beteiligt. Die Umsetzung in den Schulen erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt.
Der Weg für mehr Kinder ist frei
Doch auch ein Erfolgsprojekt benötigt Geld. Als gleichberechtigte Partner arbeiten für Mubikin die Stadt Nürnberg, die Stiftung Persönlichkeit, die Bouhon Stiftung und die Hochschule für Musik Nürnberg zusammen. Die nun unterzeichnete Vereinbarung, Mubikin mindestens bis zum Ende des Schuljahres 2025/26 fortzusetzen, macht den Weg für noch mehr Kinder frei, sich aktiv mit Musik zu beschäftigen.
Parteiübergreifend beschloss der Nürnberger Stadtrat, den bisherigen jährlichen Beitrag um 100 000 Euro auf nun 440 000 Euro aufzustocken. Die Stiftung Persönlichkeit wird jährlich 120 000 Euro beisteuern. Die Hochschule für Musik Nürnberg übernimmt künftig – neben der Mubikin-Fortbildung der Erzieherinnen und Erzieher der Kindergärten – auch die entsprechende Fortbildung der Lehrkräfte. "Elementare musikalische Bildung öffnet Kindern Türen und weckt ihr Interesse für eine faszinierende Welt", erläutert Christoph Adt, Präsident der Hochschule für Musik Nürnberg, das Engagement. "Deshalb ist es für uns als Musikhochschule eine Selbstverständlichkeit, uns weiter und in größerem Umfang für Mubikin zu engagieren."
Doch was wäre ohne Förderinnen und Förderer, die über den Tellerrand hinaussehen? "Ich finde es toll, dass wir Menschen in der Stadt haben, die von ihrem Glück etwas ab- und weitergeben", betont Marcus König. So haben die Stifter-Familien Gierse (Stiftung Persönlichkeit) und Bouhon (Bouhon Stiftung) mit Mubikin einst "ein Projekt ins Leben gerufen, das bundesweit einmalig ist". Bislang haben die Gründungspartner Mubikin mit 2,2 Millionen Euro unterstützt, die Stadt Nürnberg investierte 1,6 Millionen Euro.
"Als Stifter sehe ich mit großer Befriedigung, wie aus unserer gemeinsamen Idee mit der Bouhon Stiftung ein nachhaltiges Programm geworden ist", sagt Helmut Gierse, Vorsitzender der Trägerversammlung und gemeinsam mit seiner Frau Gerlinde Vorstand der Stiftung Persönlichkeit. "Mubikin ist nicht das Sahnehäubchen, sondern die Hefe im Teig. Daher freut es uns, dass wir nun den nächsten Teig bis 2026 angerührt haben."
Blick in den Rückspiegel
Sieht Helmut Gierse "in den Rückspiegel", waren und sind viel Zeit, Kraft, Netzwerkarbeit und Mühe im Spiel. "Das erste Feedback damals war: ,Super Idee! Nur haben wir leider kein Geld!‘ Von diesem ,man müsste‘ und ,man sollte mal‘ haben wir uns aber nicht stoppen lassen", erzählt er mitreißend – und hofft für die Zukunft auf weitere Stifter und private Spender.
Man denke nach wie vor konsequent vom Kind her, begründet der Mitinitiator den Erfolg, auch sei Mubikin ein "lernendes Programm." Für dessen Weiterentwicklung lerne man von Kindern, Eltern, Lehrern, aber auch von anderen Musikprogrammen in Deutschland. Finanziell wie inhaltlich. "Spicken ist ja nur in der Schule verboten", meint Gierse schmunzelnd. "Ich danke allen Partnern dafür, dass wir gemeinsam ständig an der Verbesserung von Mubikin arbeiten."
Wie gut das Programm ist, zeigt unter anderem, dass aus München schon intensiv in Nürnberg "gespickt" wurde. "Ihr seid die Landeshauptstadt, wir haben die Lösung", formuliert Gierse flott ein Motto für die Entwicklung bis 2026. "Denn Bildung ist die Aufgabe des Staates".
Natürlich sei das System Mubikin zielführender, "wenn man es etwas höher aufsetzt", nimmt der Oberbürgermeister Gierses Blickrichtung auf. "Wir sollten sehen, dass wir das hinbekommen und Gespräche führen", konkretisiert er den Willen zur Kontaktaufnahme mit der Bayerischen Staatsregierung.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter mubikin.nuernberg.de
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