Gut geplant ist halb getraut

16.05.2009, 00:00 Uhr
Gut geplant ist halb getraut

Das Jawort gab Martina Kohler ihrem Gunther im Finstern. «Er hatte mir zum Geburtstag ein Wochenende in München geschenkt und dazu gehörte auch ein ,Dinner in the Dark‘», erzählt die 28-Jährige. In vollkommener Dunkelheit futterten sich die beiden durch das feine Menü – beim Dessert wurde es spannend. Was Martina allerdings nicht ahnte. «Rings um mich herum haben alle bereits gelöffelt, dann wurde auch vor mir irgendetwas abgestellt und ich fing an zu tasten.»

Sie fand nichts. Dafür hörte sie die Stimme ihres Freundes: «Er hat mich vor allen Leuten gefragt, ob ich ihn heiraten will.» Nach seinem Tipp, noch einmal auf dem Tisch zu suchen, entdeckte sie ihren Verlobungsring: «Ich war ganz schön überrascht, wie romantisch er sein kann», lächelt die Braut.

Ein Jahr ist seit dem einfallsreichen Antrag vergangenen, seither laufen die Hochzeitsvorbereitungen. Den Termin im Mai hat allerdings mehr oder weniger Roland Bittel von «The Moonlights» bestimmt: «Wir sind Kärwa-Liebhaber und haben uns gewünscht, dass er bei uns spielt», sagt Martina. Der vielbeschäftigte Musiker hatte genau zwei Termine frei. Das machte die Entscheidung leicht.

Dafür erforderte der Wunsch, im Burgfarrnbacher Schloss standesamtlich getraut zu werden, wieder einen besonderen Einsatz: «Für die Anmeldung haben wir uns am 1. Dezember morgens um 6 Uhr vor das Fürther Rathaus gestellt», lacht die junge Reiseverkehrskauffrau, die für Firmen-Akquisitionen zuständig ist. «Da war richtig was los.» Mit heißem Kaffee aus der Thermoskanne und Sudokus vertrieben sich Martina und Gunther die Zeit, bis sich um 8 Uhr die Bürotür öffnete.

Wo gefeiert werden soll, war rasch geklärt. Etwas länger dauerte es, bis die perfekte Sitzordnung stand. Viel Liebe zum Detail lag in der Wahl des richtigen Brautkleids. Mit Freundinnen fuhr die junge Frau zur Hochzeitsmesse nach Nürnberg. Eigentlich war nur Gucken und Informieren geplant. Doch dann hing plötzlich das perfekte Kleid vor ihr. «Ich hab’s anprobiert, und als ich aus der Kabine kam, haben die Mädels nur noch ,wow‘ gesagt», freut sich Martina. Schlicht, wunderschön und sehr elegant ist die edle Robe. Mehr wird nicht verraten. Details sind selbstverständlich noch geheim. Was ihr Verlobter Gunther Brandenstein tragen wird, weiß sie übrigens auch nicht. Nur eines hat sie dem 30-Jährigen klar gemacht: «Bitte komm’ nicht in Frack und Zylinder . . .»

Martina und Gunther wohnen in Burgfarrnbach, die Nacht vor der Hochzeit wird die Braut aber «ganz klassisch» im Elternhaus in Poppenreuth verbringen. Mutter Marianne Kohler hat viel Liebe und Ideen in die passende Deko für das große Fest gesteckt. Eine Girlande an der Haustür und große rote Herzen gehören dazu. Die Mütter und der Bräutigam sind übrigens auch für den Brautstrauß zuständig. Martina hat keine Ahnung, wie der ausschauen wird: «Ich bin echt gespannt.»

Zur perfekten Hochzeit gehört natürlich der Ringtausch. Spezialisten für diese Schmuckstücke, die zum täglichen Begleiter im Eheleben werden, sind Rainer und Bianca Sachrau. In ihrem stimmungsvollen Fachwerkhaus in der Fürther Gustavstraße entstehen einzigartige Ringe, die weit ab vom genormten Einheitslook sind. Bevor es in die Werkstatt geht, stehen intensive Planungen mit den Brautleuten, die aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland anreisen, weil sie etwas Besonderes suchen.

Die Entwürfe greifen zentrale Themen aus dem Leben der Hochzeiter auf. Für ein Paar aus Erlangen windet sich die Sinuskurve auf den Ringen. Andere brachten ein Stück Baumrinde mit, das mit faszinierender handwerklicher Perfektion übertragen wurde. Es gab schon Bergsilhouetten und Ringe, auf denen, sobald man sie übereinanderstellt, das Wort ,Wir‘ erscheint.

«Silber mit Hammerschlag ist im Moment der Renner», schmunzelt Rainer Sachrau. Der Gold- und Silberschmied ist zu Recht stolz darauf, dass ihm eine Vergütung des edlen Materials gelingt, die der Industrie nicht möglich ist. Für seine durchdachte Handwerkskunst fertigt der 45-Jährige sogar seine eigenen Werkzeuge. Unerschwinglich ist so viel individuelle Maßarbeit nicht. «Wir arbeiten in jeder Preisklasse», sagt Sachrau und gibt zu bedenken: «Die Hochzeitstorte wird aufgegessen, das Kleid trägt man meist nicht mehr – die Ringe aber bleiben für eine lange Zeit.»

Zartes für Bräute kommt auch aus der Gustavstraße. Rita Erhardt hat in ihrer Dessous-Boutique «Mona Lisa» das passende Darunter fürs Traumkleid. «Schöne Spitzenwäsche», empfiehlt sie für den großen Tag: «Etwa ein Push-up für ein tolles Dekolleté oder eine feminine Korsage mit Straps, natürlich kann man auch halterlose Strümpfe tragen.» Praktisches geht dagegen gar nicht: «Der bequeme hautfarbene BH hat unter dem Brautkleid nichts zu suchen.» Wer der Tradition («Etwas Geliehenes, etwas Altes, etwas Blaues . . .») folgen will, der kann bei Rita Erhardt ein zartblaues Strumpfband erstehen.

Für die Hochzeitsnacht («Sie soll ihm ja auch gefallen, wenn er sie auspackt») sind selbstverständlich Negligés erste Wahl. Die Qual der Entscheidung liegt in der Farbe: Weiß («Unschuldig») oder Schwarz («Verrucht»). Die Dessous-Beraterin gibt Entscheidungshilfen: «Männer mögen Schwarz.»

Martina und Gunther werden von André Hermany getraut werden. Ins erste Gespräch mit dem Pfarrer ging die Braut mit leichter Nervosität. Statt Gewissensprüfung gab es aber eine freundliche Unterhaltung. Hermany lacht: «Auch wenn vor der Trauung ein ,Ehevorbereitungsprotokoll‘ angefertigt werden muss, gibt es doch keinen Grund, nervös zu sein.» Ihm geht es vor allem darum, dass die Entscheidung für die Heirat frei und ohne Drängen gefallen ist.

«Ob das Paar zum Beispiel vor der Hochzeit schon zusammengelebt hat, interessiert mich nicht, das ist ihre Privatsache.» Er wird auch nicht den «Religionsunterricht nachholen». Wichtig ist dem 52-Jährigen dagegen, dem Paar «Mut zu machen, die eigene Individualität nicht zu verlieren und dabei den anderem im Auge zu behalten».

Erlebt hat der erfahrene Priester schon viel. Von der ungeduldigen Brautmutter, die unbedingt wissen wollte, wie «lange des Geschmarri» in der Kirche denn dauern wird. Bis zur Braut, die sich tatsächlich nicht traute – und in letzter Sekunde Nein sagte.

Ein guter Rat, den André Hermany allen Paaren – nicht nur im Mai – mitgibt, ist, Nonchalance zu wagen und das Leben mit mehr Leichtigkeit zu nehmen: «Manchmal ist es in einer Ehe gut, wenn man Dinge auch einmal einfach so stehen lassen kann - wenn ich eine Rose zerpflücke, weiß ich zwar alles über sie, aber ich habe sie zerstört.»