Schickedanz: Selbst das Elternhaus verpfändet?
03.09.2009, 00:00 Uhr
1999 hat sie das Erbe ihres Vaters in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Karstadt eingebracht. Sie war zeitweise größte Aktionärin des KarstadtQuelle-Konzerns, der später in Arcandor umbenannt wurde. Dieser Konzern und 40 Tochtergesellschaften sind heute pleite, Tausende von Mitarbeitern verlieren ihren Job. Die Arcandor-Aktie ist heute fast nichts mehr wert, das von Madeleine Schickedanz eingebrachte Geschäftskapital somit praktisch vernichtet. Doch die 65-Jährige verliert noch mehr: Wie jeder kleine Unternehmer musste auch die Quelle-Erbin bei der Bank für ihre Geschäfte zusätzlich mit ihrem privaten Vermögen haften.
Vertrauliche Papiere
Dem Magazin stern liegen vertrauliche Papiere vor, die zeigen: Am 16. Oktober 2008 verpfändete Schickedanz alles, was ihr in Deutschland persönlich und als Alleineigentümerin gehört, nur um auf Pump neue Aktien des Arcandor-Konzerns zu kaufen und so dem Unternehmen frisches Kapital zukommen zu lassen. Das Bankhaus Sal. Oppenheim ließ sich dem Bericht zufolge Grundschulden von 215 Millionen Euro in die Grundbücher der Schickedanz-Anwesen eintragen.
Das würde bedeuten. Bringt Madeleine Schickedanz infolge der Arcandor-Pleite das Geld nicht auf, ihr Millionen-Darlehen zu bedienen, dann kann die Bank mindestens elf Immobilien und Grundstücke zwangsversteigern lassen - darunter nach stern-Informationen Häuser in München und Hamburg, eine Ferien-Villa mit Bootshaus am Tegernsee sowie ein weiteres Anwesen in Nürnberg, in dem sie einst mit ihrem zweiten Ehemann Wolfgang Bühler wohnte.
Keine Millionen auf die Seite gebracht
Der Bericht bestätigt, was Vertraute schon vor Wochen gegenüber unserer Zeitung bestätigt hatten. «Sie wollte das Erbe ihrer Eltern - koste es, was es wolle», versicherte damals Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein. Sie habe nicht - was sicher jeder Berater empfohlen hätte - ein paar Milliönchen auf die Seite gebracht. Und auch Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung berichtete anerkennend: «Sie hat alles auf eine Karte gesetzt.»
Und womöglich fast alles verloren. Zwar hat die Familie vorgesorgt. So übertrug Schickedanz nach Informationen des Magazins das größte Anwesen der Familie, die repräsentative Familienvilla bei Fürth, bis auf einen Mini-Anteil bereits 2005 ihrem Sohn Matthias Bühler. Madeleine Schickedanz genießt hier lebenslanges Nutzungsrecht. Doch nach der Aufstellung im stern ist auch ihr Elternhaus in Hersbruck, ein 20 000 Quadratmeter großes Anwesen, verpfändet.
Kaufhaus in Hersbruck «außen vor»
Das Gleiche trifft nach den Angaben auf das gerade neu eröffnete Kaufhaus in Hersbruck zu. Madeleine Schickedanz schweigt zu alledem. Ihr Mitarbeiter im Fürther Büro, Matthias Till, hatte allerdings schon Mitte Juli zumindest in Bezug auf die Kaufhaus-Immobilie erklärt, das Haus sei bei den Verbindlichkeiten gegenüber den Banken «außen vor».
Der neue Kaufhaus-Betreiber Harald Herbrig sieht sich in jedem Fall auf der sicheren Seite. Er hat einen Zehn-Jahres-Pachtvertrag in der Tasche, an den auch ein möglicher neuer Besitzer gebunden wäre.