Romantisches Leuchten in der Altstadt
12.12.2019, 21:56 UhrHier, rund 100 Meter vom Christkindlesmarkt entfernt, stellen sich Kinder und Erwachsene auf. In ihren Händen halten sie kleine und große Laternen, sie warten aufs Christkind. Als Benigna Munsi in ihrem Gewand auftaucht und sich mit Bürgermeister Klemens Gsell an die Spitze der Menschenmenge stellt, da dauert es nicht mehr lange, bis sich der 71. Lichterzug in Gang setzt.
Alles funkelt, auch die Blicke von Groß und Klein. Die lange Schlange windet sich am Christkindlesmarkt vorbei, gerät ins Stocken. Das Christkind winkt wie die Queen, spricht mit jungen und älteren Besuchern der Stadt aus Holz und Tuch. Polizei und private Sicherheitskräfte sorgen vorne wie ein Pflug, dass der Weg frei ist. Ein Weg, der seit 1948, als Kinder zum ersten Mal mit bunten Lampions durch die vom Krieg zerstörte Altstadt zogen, derselbe ist. Das Ziel: die Kaiserburg. Am Rathaus vorbei, die Burgstraße hinauf sind die Straßenlaternen erloschen, um den Lampions die Lichter-Stimmung zu überlassen.
Am Wegesrand erklingen Instrumente der Musikschule Nürnberg, die für weihnachtliche Klänge sorgen. Oben angekommen, direkt unterhalb der Burg, stimmt der Chor der Ludwig-Uhland-Schule gemeinsam mit dem Posaunenchor der Musikschule weihnachtliche Lieder an. Sie bilden den musikalischen Rahmen für das Krippenspiel dort oben, mit dem sich Schüler der Ludwig-Uhland-Schule seit Monaten befassen und jetzt vor den Augen der Menschenmenge präsentieren. "Die Proben in den Tagen vor sowie die Vorbereitung unmittelbar vor dem Auftritt auf der Burg sind für die Kinder spannend und außergewöhnlich", so Angelika Hofmockel, Leiterin der Uhland-Schule, gegenüber der Zeitung.
"Wow", sagt das Christkind, als es vom Burghügel auf das Lichtermeer hinunterblickt. "Hebt doch alle mal eure Laternen in die Höhe", fordert Benigna Munsi ihre Gefolgschaft auf, um dann gleich zum Krippenspiel überzuleiten.
Bei Erwachsenen werden Erinnerungen wach, auch bei Julia. Sie ist Mutter von Zwillingen, Juliet und Valentin, die beide ihre Laternen fest in der Hand halten. "Oh! Das Christkind!", staunt Valentin und zupft am Mantel der Mama. Alle drei stehen sie hinter der Absperrung und schauen dem romantischen Spiel zu. "Es ist das erste Mal, dass meine Kinder das erleben", sagt sie. 20 Jahre lang lebte die gebürtige Fürtherin in Spanien. "Es war die Heimatverbundenheit, die mich zurückzog. Heute wohnen wir in Nürnberg." Das hier sei für sie ganz besonders mit Heimatgefühlen besetzt: "Als Kind war ich selbst Teil des Lichterzuges. Wenn ich das hier so sehe, tauchen bei mir die Erinnerungen daran auf."
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